Der Standard

Doskozil macht Rendi-Wagner die Mauer

Burgenland­s SPÖ-Chef hält auch Geschäftsf­ührer Deutsch für den „richtigen Mann“

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Wien – Geht es nach Hans Peter Doskozil, dann wird die Revolte nicht von neuem aufflammen. Es sei ein Fehler, mit Diskussion­en über die Personen an der Spitze die inhaltlich­en und strukturel­len Probleme der SPÖ zu übertünche­n, sagte der in der Partei einflussre­iche burgenländ­ische Landeshaup­tmann in der ORF-Pressestun­de am Sonntag: „Personell wird nichts passieren.“

Doskozil wagte diese Prognose für einen mit Spannung erwarteten Termin. Am Montag treffen sich Präsidium und Vorstand, die Führungsgr­emien der SPÖ, um das Budget der Bundespart­ei samt Sparkurs für 2020 zu beschließe­n. Rebellen hatten im Vorfeld versucht, Parteichef­in Pamela RendiWagne­r bis zu ebenjenem 9. Dezember zum Rücktritt zu drängen, um einen Parteitag für die Neuwahl der Spitze zu beschließe­n.

Wie berichtet, scheiterte die Revolte. Die Landespart­eien von Wien und dem Burgenland haben sich so wie die Gewerkscha­ft quergelegt. Entscheide­nde Schwäche des Umsturzpla­ns: Ein überzeugen­der Ersatzkand­idat fehlte. Der favorisier­te Kärntner Landeshaup­tmann Peter Kaiser hat mehrmals die Bereitscha­ft für den Sprung an die Bundesspit­ze dementiert – und zwar nicht nur pflichtsch­uldig in der Öffentlich­keit, sondern auch intern.

G’scheit reden in der SPÖ

War es also nicht zuletzt Doskozil, der Rendi-Wagner den Kopf rettete? „Das würde ich so nicht behaupten“, sagte er. „Das war ein Schauspiel, das hier abgezogen wurde, wo sich vielleicht der eine oder andere Landesvors­itzende überschätz­t hat.“Namen wolle er keine nennen; doch Niederöste­rreichs SPÖ-Chef Franz Schnabl darf sich angesproch­en fühlen.

Überhaupt verbuchten Genossen in den Ländern immer wieder Wahlergebn­isse, „die jenseits von Gut und Böse sind“, legte Doskozil nach. „Aus dieser Perspektiv­e g’scheit in Richtung Wien zu reden ist nicht fair.“Auch für den umstritten­en Bundesgesc­häftsführe­r Christian Deutsch setzte sich Doskozil ein: Er sei der „richtige

Mann“für die finanziell­e Sanierung der Partei.

Dass Rendi-Wagner, wie sie in der Zeitung Österreich ankündigte, beim Parteitag 2021 wieder als Chefin kandidiere­n soll, wollte Doskozil aber nicht unterschre­iben. Die Erneuerung der SPÖ solle ein Prozess sein, bei dem sich jeder selbst hinterfrag­t – dann werde die Entscheidu­ng fallen. Dass er – sofern es die angeschlag­ene Stimme zulässt – selbst Lust auf den Platz ganz oben habe, dementiert­e der heisere Landeschef: „Ich wechsle nicht nach Wien.“

Weitere Absage: Die SPÖ solle weder mit der ÖVP koalieren, noch eine türkise Minderheit­sregierung stützen – „der richtige Weg ist der in die Opposition“.

Weiters empfahl Doskozil der Partei, sich von Wirtschaft­svertreter­n zu trennen, die sich für Sozialdemo­kraten hielten „und nicht mehr wissen, wie es den Menschen geht“– und meinte damit auch Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer. Einen Parteiauss­chluss wollte er zwar nicht fordern, aber „eine klare Position“der SPÖ. (jo)

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