Der Standard

Umweltmini­sterium erwägt CO2-Steuer im finalen Klimaplan

Heute, Mittwoch, stimmt der Ministerra­t über den Energie- und Klimaplan ab. Mit den bisher geplanten Maßnahmen gelingt nur ein Teil der notwendige­n Emissionsr­eduktion. Drei Optionen liegen auf dem Tisch.

- Nora Laufer

Wien – Heute, Mittwoch, landet der Nationale Energie- und Klimaplan nach langem Ringen im Ministerra­t. Vorab präsentier­te das Umweltmini­sterium mehrere Eckpunkte des Fahrplans bis 2030 – und auch ihre externe Evaluierun­g. Aus Letzterer geht hervor, dass die bisher geplanten Maßnahmen im Klimaplan nicht genügen werden, um den Treibhausg­asausstoß laut EU-Ziel zu reduzieren. Die übrigen Klimaziele im Gebäudesek­tor und im Bereich der Erneuerbar­en dürften allerdings erreicht werden.

Damit auch die notwendige Emissionsr­eduktion gelingen kann, hat das Ministeriu­m drei Optionen auf den Tisch gelegt, mindestens eine davon sei notwendig, um die Differenz auszubügel­n, hieß es. Zum einem schlagen die Experten die Ökologisie­rung des Steuersyst­ems vor, aber auch eine Ausweitung des Emissionsh­andelssyst­ems wurde als Option präsentier­t. Nicht zuletzt ist in dem Papier die Rede davon, dass klimaschäd­liche Subvention­en – zumindest teilweise – abgebaut werden müssen. (red)

Der Begriff einer schweren Geburt trifft es wohl am ehesten. Nach einem Jahr voller Kritik und zahlreiche­r Überarbeit­ungen geht Österreich­s Energieund Klimaplan in die finale Runde. Heute, Mittwoch, soll der Ministerra­t das Papier absegnen, bis Ende des Jahres muss es die Regierung nach Brüssel schicken. „Im Klimaschut­z kann man nicht einfach einen Schalter drücken, und die Emissionen gehen runter“, rechtferti­gte Jürgen Schneider, Klimasekti­onsleiter im Umweltmini­sterium den langen Prozess.

Der finale Plan hat – zumindest in den politisch noch nicht fixierten „Optionen“– durchaus Zündkraft: Dort liest sich zwischen den Zeilen, dass die nationalen Klimaziele kaum ohne die eine oder andere Art von Bepreisung von Treibhausg­asen erreicht werden können.

Letztlich sei das Papier, das den kommenden Bundesregi­erungen einen Klimafahrp­lan bis 2030 vorgeben soll, ein Bündel aus Maßnahmen in vielen verschiede­nen Bereichen, betonte Schneider am Dienstag vor Journalist­en. Diese bekamen den finalen Plan im Hintergrun­dgespräch übrigens nicht zu sehen, die zentralen Punkte wurden zusammenge­fasst.

Demnach wurden neben den zehn Rückmeldun­gen der EUKommissi­on auch weitere 300 Maßnahmen in das Schreiben eingearbei­tet. Dazu zählen bereits beschlosse­ne Punkte wie die Streichung der Eigenstrom­steuer, aber auch zahlreiche Kapitel, die bisher noch nicht in Gesetzesfo­rm gegossen wurden. Außerdem seien auch Maßnahmen eingearbei­tet worden, die in der Begutachtu­ng neu dazugekomm­en sind, hieß es.

So etwa die Stärkung des Nachtzugve­rkehrs oder steuerlich­e Begünstigu­ngen für E-Fahrräder.

Erstmals soll in dem Plan auch die Wirkungsfo­lgenabschä­tzung enthalten sein, die von einem externen wissenscha­ftlichen Konsortium erstellt wurde. Auch diese lag am Dienstag nur als Zusammenfa­ssung vor. Demnach wird Österreich das 2030-Ziel, 100 Prozent erneuerbar­en Strom zu verbrauche­n, erreichen. Selbiges gilt für die Anhebung des Anteils Erneuerbar­er auf 46 bis 50 Prozent. Auch im Gebäudesek­tor ist die vorgegeben­e Einsparung laut Konsortium möglich. Um sämtliche Ziele zu erreichen, rechnen die beteiligte­n Ministerie­n mit einem Investitio­nsbedarf von insgesamt rund 166 bis 173 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030.

Mit den bisher geplanten Maßnahmen kann der Treibhaus gas ausstoß bis 2030 allerdings nicht ausreichen­d reduziert werden: Durch den Plan könne eine Reduktion von 27 Prozent im Vergleich zu 2005 gelingen – notwendig ist laut EU-Ziel ein Minus von 36 Prozent. Um die Differenz auszugleic­hen, hat das Ministeriu­m drei Optionen auf den Tisch gelegt. Mindestens eine davon müsste umgesetzt werden:

Ökosteuer Das Anreiz-, Förderund Steuersyst­em muss ökologisie­rt werden – Beisatz: „Eine steuerrech­tliche Maßnahme wird natürlich eine entspreche­nde Lenkungswi­rkung haben.“

Emission s handel Das Emission s handels system könnte auf weitere Sektoren ausgeweite­t werden – wie es in Deutschlan­d in Planung ist. Hier böte sich der Mobilitäts­oder der Gebäudesek­tor an.

Klimaförde­rung Auktionser­löse aus dem Emissionsh­andel könnten in klima- und energierel­evante Projekte fließen – als Beispiel nannte das Ministeriu­m einen Innovation­sfonds zur Entwicklun­g sauberer Energietec­hnologien.

Aber damit nicht genug: Auch klimaschäd­liche Subvention­en müssten zumindest teilweise eingestamp­ft werden, um die Klimaziele zu erreichen. Bis zum Jahr 2030 sollen durch deren Abbau insgesamt zwei Millionen Tonnen CO 2- Äquivalent eingespart werden. Welchen Anteil desGe samt einsparung­s potenzials dies im Bereich kontraprod­uktiver Subvention­en entspreche, konnte das Ministeriu­m nicht beantworte­n.

Im Verkehrsse­ktor, bei dem Österreich besonders schlecht abschneide­t, blieben große Würfe dem Anschein nach aus. Genannt wurde etwa die Steigerung der Flotteneff­izienz, die Umstellung auf E-Taxis oder die landseitig­e Stromverso­rgung für die Binnenschi­fffahrt. Zudem–das ist neu– soll es künftig strengere Gewichtsun­dG es ch windigkeit­skon trollen geben. Bei bestehende­n Tempolimit­s gebe es zum Teil hohe Toleranzma­rgen, hieß es aus dem Ministeriu­m. Das sei allen voran im Lkw-Verkehr ein Problem.

Im Ministeriu­m geht man jedenfalls davon aus, dass die EUKommissi­on mit der finalen Version „sehr zufrieden“sein wird. Ob die nächste Bundesregi­erung den Plan wieder über den Haufen werfen und einige Vorschläge vorbringen werde, obliege letztlich allerdings dieser.

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Im Verkehrsse­ktor ist Österreich besonders schlecht unterwegs. Hier setzt der Klimaplan auf mehr E-Mobilität – und auch Tempolimit­s sollen strenger kontrollie­rt werden.

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