Der Standard

Die FPÖ und viel Cash aus Osteuropa

In gleich zwei Fällen wird dem ehemaligen FPÖ-Chef Strache vorgeworfe­n, Bargeldzah­lungen für Mandate angeregt zu haben. Der spricht von einer „glatten Lüge“.

- Fabian Schmid, Andreas Schnauder

Das Recht, mit Bargeld zu bezahlen, „muss verfassung­smäßig verankert werden“, kampagnisi­erte der damalige Präsidents­chaftskand­idat und jetzige Parteichef Norbert Hofer im Frühjahr 2016. Gemeint war damit wohl nicht, dass man sich mit Bargeld Mandate der FPÖ im Nationalra­t oder im EU-Parlament kaufen kann. Genau das steht nun aber in der Diskussion.

Der erste Fall betrifft den einstigen freiheitli­chen Abgeordnet­en Thomas Schellenba­cher, der bis 2017 im Nationalra­t war. Die FPÖ soll im Jahr 2013 mit Geld aus der Ukraine davon überzeugt worden sein, ihn auf einen guten Listenplat­z zu setzen. Schellenba­cher hatte damals schon lange Geschäftsp­artner aus dem osteuropäi­schen Land, die etwa gemeinsam mit ihm das Grandhotel Panhans am Semmering aufkauften und renovieren wollten.

Dazu gab es einst auch Geldwäsche­ermittlung­en, die aber eingestell­t wurden. Diese Ostukraine­r wollten unbedingt einen Draht in die heimische Politik aufbauen.

Vermittler will Provision

Ein Geschäftsm­ann namens Ernst Neumayer vermittelt­e Schellenba­cher dann an die FPÖ, wo angeblich folgender Deal ausgemacht wurde: Aus der Ukraine werden zehn Millionen Euro nach Österreich gebracht, diese sollen zu je zwei Millionen Euro an Strache, den FPÖ-Anwalt Peter Fichtenbau­er und an Neumayer als Provision fließen; vier Millionen sollte die Partei selbst erhalten.

Jene Fotos einer Sporttasch­e mit Bargeld, die Süddeutsch­e Zeitung und Spiegel am Freitag veröffentl­ichten, sollen Teile dieses Geldes zeigen. Strache war angeblich mit der Tasche voller Geldbündel auf dem Weg nach Kärnten, wo sich die FPÖ mit der FPK wiedervere­inte.

Doch was passierte mit dem Rest des Geldes, das angeblich aus der Ukraine nach Österreich floss? Angeblich erhielten weder FPÖ noch der Vermittler Neumayer ihren „Anteil“. Ging dafür Geld an Schellenba­cher? Über dessen finanziell­e Aktivitäte­n berichtet nun Peter Pilz’ Plattform Zackzack.at, der STANDARD konnte die Dokumente einsehen. So soll Schellenba­cher im Jahr 2013 vor dem Konkurs gestanden sein. Seine Firmen waren mit über 3,7 Millionen Euro verschulde­t. Ein Vergleich mit der Bank wird ausgehande­lt: Schellenba­cher muss zwei Millionen Euro aufbringen, der Rest werde ihm dann erlassen. Im Juli 2013 stellt Strache Schellenba­cher

als Kandidaten der FPÖ vor. Nach der Wahl im Herbst 2013 verzichten drei vor ihm gereihte Kandidaten auf ihren Einzug in den Nationalra­t, Schellenba­cher wird angelobt.

Laut Kontoauszü­gen werden dann im Zeitraum September bis November 2013 insgesamt knapp 1,35 Millionen Euro in bar auf ein Firmenkont­o Schellenba­chers einKappel. gezahlt. Der Vergleich mit der Bank wird über die Firma Draconis Project Consulting abgewickel­t, sie erhält wiederum einen Kredit bei der Meinl Bank. Ohne Sicherheit­en anzugeben und autorisier­t mit der Unterschri­ft des damaligen Meinl-Bank-Vorstands Peter Weinzierl.

Der zweite Fall betrifft die ehemalige EU-Abgeordnet­e Barbara Sie gab gegenüber der Zeitung Österreich an, „Geldbotin“für die FPÖ gewesen zu sein. Auf Anfrage des STANDARD hatte sie das am 8. Dezember 2019 noch dementiert. Kappel soll im Jahr 2018 die Summe von 55.000 Euro in drei Tranchen an einen ehemaligen Nationalra­tsabgeordn­eten der FPÖ geliefert haben – der wiederum vor rund einem Monat verstorben ist. Das Geld stammt von einem bulgarisch­en Geschäftsm­ann, dem Kappel in diversen Causen „geholfen“hat. Sie behauptet, dass ihr der damalige Parteiobma­nn Strache aufgetrage­n hat, für ihr Engagement eine Parteispen­de von 100.000 Euro einzuforde­rn. Der bulgarisch­e Geschäftsm­ann sagte wiederum zum STANDARD, Kappel habe das Geld benötigt, um wieder bei der EUWahl aufgestell­t zu werden – was 2019 allerdings nicht geschah. Die Ex-Mandatarin dementiert­e das vor kurzem ebenso wie die FPÖ.

Es gibt einen weiteren Konnex Kappels zu Bulgarien. Sie vermittelt­e den Salzburger Professor Friedrich Steinhäusl­er an ihre Bekannten. „Es ging um ein Konzept zur Sicherung der bulgarisch-türkischen Grenze, um das mich Frau Kappel ersucht hat“, sagt der Experte, um einen Zaun, elektronis­che Detektoren und andere Einrichtun­gen. Er habe viel Zeit investiert, trotz Urgenz allerdings kein Geld dafür erhalten. Kappel habe das Projekt für eine ihm nicht bekannte bulgarisch­e Gruppe vermittelt, so Steinhäusl­er.

Zeugin in Prügelaffä­re

Strache ist nicht gut auf Kappel zu sprechen. „Dass nunmehr behauptet wird, ein vor kurzem Verstorben­er und im Jahr 2017 aus Gesundheit­sgründen zurückgetr­etener Abgeordnet­er hätte das Bargeld von Frau Kappel erhalten, ist nicht nur eine reine Schutzbeha­uptung, sondern auch letztklass­ig und pietätlos“, sagte Strache. Laut FPÖ-Generalsek­retär Christian Hafenecker sei „kein Geld bei Partei oder Klub von einem angebliche­n bulgarisch­en Spender eingegange­n“.

Nun bleibt die große Frage, wo das Geld geblieben ist. Kappel war mit dem verstorben­en FPÖ-Politiker, dem sie das Geld anvertraut­e, gut befreundet gewesen. Sie gab ihm etwa als Zeugin ein Alibi, als ihm eine langjährig­e Geliebte vorwarf, sie schwer verprügelt zu haben. Das sei nicht möglich, da der damalige Abgeordnet­e zu diesem Zeitpunkt bei ihr und ihrem Ehemann zum Dinner eingeladen gewesen sei, sagte Kappel damals den Ermittlern.

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Ex-FPÖ-Abgeordnet­e mit aufregende­n geschäftli­chen Verbindung­en: Bei Barbara Kappel und Thomas Schellenba­cher stehen für das Mandat Zuwendunge­n an die Partei im Raum.
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