Der Standard

Rallye Dakar auf saudischen Abwegen

Ab 5. Jänner rollt die Rallye Dakar in ihrer 41. Auflage erstmals durch Saudi-Arabien. KTM-Pilot Matthias Walkner findet „nicht cool, was dort abgeht“.

- Martin Schauhuber

Immerhin, die Rallye Dakar ist nicht das erste große Sportevent auf saudi-arabischem Sand. Die Formel E war heuer schon dort, der Boxkampf von Andy Ruiz Jr. und Anthony Joshua stieg in Riad, am Sonntag spielen Juventus Turin und Lazio Rom im King Saud University Stadium den italienisc­hen Supercup aus.

Letzteres kritisiert unter anderem Hatice Cengiz, die Verlobte des ermordeten Journalist­en

Jamal Khashoggi. „Ich bin untröstlic­h, dass der Fußball diesen Ort fördert“, sagte die Partnerin Khashoggis, der 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul getötet wurde. Die Menschenre­chtsorgani­sation Human Rights Watch kritisiert das Königreich für die Unterdrück­ung von Dissidente­n, fehlende Frauenrech­te und widerrecht­liche Luftschläg­e im Jemen.

Nun also die Dakar. Nachdem die seit 2009 in Südamerika ausgetrage­ne Rallye bei ihrer letzten Ausgabe auf Peru zusammenge­schrumpft war, unterschri­eb Veranstalt­er ASO einen Vertrag mit Saudi-Arabien – laut Medienberi­chten für fünf Jahre. „Die Jungs aus Saudi-Arabien haben mir bestätigt, dass sie einen Zehnjahres­vertrag unterschri­eben haben“, sagt aber KTM-Sportmanag­er Heinz Kinigadner.

So oder so: Die bekanntest­e Rallye der Welt wird dem Wüstenstaa­t längere Zeit treu sein. Motocrossl­egende Kinigadner nimmt das Thema bei einer Pressekonf­erenz gleich vorweg und sagt: „Sport ist Sport, da wollen wir uns nicht mit Politik befassen.“

Einer der hoffnungsv­ollsten KTM-Fahrer ist Matthias Walkner. Der Salzburger gewann die Dakar 2018 als erster Österreich­er. Macht er sich Gedanken über die Menschenre­chte vor Ort? „Als Rennfahrer nicht wirklich. Ich bin dort, um bestmöglic­h zu performen. Als Matthias Walkner privat: Natürlich finde ich das ganz und gar nicht cool, was dort abgeht, dass sie bei Menschenre­chten noch so weit hinten sind“, sagt Walkner zum STANDARD. Und: „Wir werden es, glaube ich, nicht ändern können.“

Der 33-Jährige hofft, dass „die Politik mit der Dakar oder dem Boxkampf versucht, nach außen ein Zeichen zu setzen – und dass das dann auch im Land selbst ankommt, dass man ein bisschen toleranter wird. Oder dass mehr Demokratie herrschen soll, aber das ist halt extrem schwierig.“

Sportlich ist die Rallye für alle Beteiligte­n Neuland. „Es fangen alle von null an“, sagt Walkner, er erwartet eine „extrem zache Dakar“. Trotzdem: „Bis auf die erste Dakar habe ich noch nie so eine Vorfreude gehabt.“2019 fuhr er mit gebrochene­m Sprunggele­nk auf Platz zwei, sechs Etappen mit einer Metallplat­te zur behelfsmäß­igen Stabilisie­rung bescherten ihm einen Knorpelsch­aden. „Im Frühling war ich schon fast wie ein Fitnessblo­gger, so viel Zeit habe ich im Trainingsz­entrum verbracht“, sagt Walkner über seine sechsmonat­ige Reha.

Am 5. Jänner hebt die Rallye an, zwölf Etappen und einen Ruhetag später geht sie am 17. zu Ende.

 ??  ??
 ??  ?? Der Rallye-Dakar-Sportkoord­inator Edo Mossi und der Road-Book-Manager Pablo Eli haben vor zwei Monaten die Strecke erkundet.
Der Rallye-Dakar-Sportkoord­inator Edo Mossi und der Road-Book-Manager Pablo Eli haben vor zwei Monaten die Strecke erkundet.
 ?? Foto: APA/AFP/Bouroncle ?? Matthias Walkner zählt zu den Favoriten auf den Sieg.
Foto: APA/AFP/Bouroncle Matthias Walkner zählt zu den Favoriten auf den Sieg.
 ?? Foto: APA/AFP/Nureldine ?? Abdulaziz bin Turki Al Saud ist Sportminis­ter und guter Dinge.
Foto: APA/AFP/Nureldine Abdulaziz bin Turki Al Saud ist Sportminis­ter und guter Dinge.

Newspapers in German

Newspapers from Austria