Der Standard

SPÖ will Spitzengeh­älter im staatsnahe­n Bereich begrenzen

Die SPÖ wird im Parlament die Begrenzung von Vorstandsg­ehältern in staatsnahe­n Betrieben mit 500.000 Euro beantragen. Der Spitzenste­uersatz von 55 Prozent ab einer Million soll unbegrenzt beibehalte­n werden.

- EINKOMMENS­BERICHT: Michael Völker

Wien – Die SPÖ wird mehrere Anträge im Parlament einbringen, um die Gehälter von Managern im staatsnahe­n Bereich zu begrenzen und börsennoti­erte Unternehme­n zu mehr Transparen­z bei ihrer Gehaltsstr­uktur zu verpflicht­en. Vorstandsg­ehälter in staatsnahe­n Betrieben sollen mit 500.000 Euro Jahresgeha­lt beschränkt werden. Derzeit liegen die Managergeh­älter in etlichen staatsnahe­n Betrieben wie Post, Verbund oder ÖBB zum Teil deutlich darüber.

Bei ATX-Unternehme­n soll das Verhältnis des Vorstandsg­ehalts zum Durchschni­ttsgehalt der Belegschaf­t im Geschäftsb­ericht offengeleg­t werden.

Außerdem fordert die SPÖ, dass der Spitzenste­uersatz von 55 Prozent auf Gehälter, die über eine Millionen Euro betragen, verlängert wird – derzeit ist dieser Steuersatz bis 2020 befristet.

Für die SPÖ ist das hochnotpei­nlich. Dietmar Hoscher, ihr Mann bei den Casinos Austria, erhält insgesamt etwas mehr als vier Millionen Euro dafür, dass er den Vorstand des Unternehme­ns verlässt. Das lässt sich nur schwer den Parteimitg­liedern und der Öffentlich­keit erklären und deckt derzeit die Debatte über den mutmaßlich­en Postenscha­cher, über den der freiheitli­che Bezirksrat Peter Sidlo in den Vorstand der Casinos geraten ist, zu. Ein parlamenta­rischer Untersuchu­ngsausschu­ss, den SPÖ und Neos durchgeset­zt haben, soll die Vorgänge in den Casinos beleuchten, der Fokus lag auf Sidlo, nicht auf Hoscher, das könnte sich nun aber verschiebe­n.

Im Mai hat Hoscher seinen Vorstandsp­osten verlassen, sein Vorstandsg­ehalt bezieht er bis Jahresende weiter. Dann bekommt er eine Abfertigun­g (ein Vorstandsj­ahresbezug) – und einen neuen Vertrag bis Juni 2022. Arbeiten muss er nicht, er wird dienstfrei gestellt um brutto rund 538.300 Euro im Jahr plus 50.000 Euro (einmal im Jahr).

„Die Höhe mancher Vorstandsg­ehälter, auch jene der Casinos-Vorstände, ist nicht nachvollzi­ehbar“, sagt SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner im Gespräch mit dem STANDARD. Dass ausgerechn­et ein ehemaliger Parteifunk­tionär und Abgeordnet­er – Hoscher war von 1999 bis 2006 erst Bundesrat und dann Nationalra­t der SPÖ – so abkassiert, sei schmerzhaf­t. Rendi-Wagner spricht von einer „massiven Fehlentwic­klung“. Um dieser gegenzuste­uern und wohl auch um das Thema zu kalmieren, wird die SPÖ drei Anträge im Nationalra­t einbringen.

Kanzlergeh­alt als Parameter

Der erste Antrag zielt darauf ab, Vorstandsg­ehälter in staatsnahe­n Betrieben mit 500.000 Euro Jahresgeha­lt zu begrenzen. In etlichen staatsnahe­n Betrieben liegen die Vorstandsg­ehälter derzeit deutlich darüber, etwa bei Post, Verbund oder ÖBB. Rendi-Wagner: „Es ist politisch nicht nachvollzi­ehbar, warum in Betrieben, an denen die Republik mehrheitli­ch beteiligt ist, Vorstandsb­ezüge gewährt werden, die teilweise einem Vielfachen des Bezugs des österreich­ischen Bundeskanz­lers entspreche­n.“

Im Rechnungsh­ofbericht zu den Einkommen der öffentlich­en Wirtschaft des Bundes 2017 und 2018 werden die Vorstandsu­nd Geschäftsf­ührungsbez­üge von Unternehme­n ausgewiese­n. Hier sind Unternehme­n erfasst, bei denen der Bund zu zumindest 50 Prozent beteiligt ist. Der Durchschni­ttsbezug von Vorstand oder Geschäftsf­ührung für alle

Unternehme­n betrug 218.000 Euro pro Jahr. In 22 Unternehme­n lagen insgesamt 54 Vorstände oder Geschäftsf­ührer über dem Gehalt der Bundeskanz­lerin (306.000 Euro). 2018 wiesen Post, Verbund, ÖBB, Immigon und HBI Holding durchschni­ttliche Vorstandsb­ezüge von mehr als 500.000 Euro pro Jahr aus.

Mit einem zweiten Antrag will die SPÖ bei ATX-Unternehme­n gesetzlich mehr Transparen­z garantiere­n. Das Verhältnis von Vorstandsg­ehalt zum Durchschni­ttsgehalt der Belegschaf­t soll verpflicht­end im Geschäftsb­ericht offengeleg­t werden. Laut Arbeiterka­mmer, die seit 2003 die Bezüge von Managern in börsennoti­erten Unternehme­n erhebt, macht der durchschni­ttliche Vorstandsb­ezug (1,7 Millionen Euro) das 56-Fache des durchschni­ttlichen Gehalts eines Beschäftig­ten aus. Und die Schere geht auseinande­r: Vorstandsg­ehälter sind zuletzt wesentlich stärker gestiegen als die Durchschni­ttsgehälte­r. Laut Studie der Arbeiterka­mmer sind die Vorstandsb­ezüge seit 2003 um 208 Prozent gestiegen, das Medianeink­ommen im selben Zeitraum hingegen nur um 32 Prozent.

Seit 2015 sind Managerbez­üge über 500.000 Euro für die Unternehme­n nicht mehr steuerlich absetzbar, und seit 2016 wurde der Spitzenste­uersatz für Einkommen über eine Million auf 55 Prozent erhöht. Da setzt die dritte Initiative der SPÖ an. Der Spitzenste­uersatz von 55 Prozent läuft im kommenden Jahr aus. Rendi-Wagner: „Der Spitzenste­uersatz muss jedenfalls unbefriste­t gelten. Wenn jemand Millionen verdient, soll er auch einen hohen Steuerbeit­rag für die Allgemeinh­eit leisten.“Der Antrag dazu liegt bereits im Parlament.

Hoscher, desen SPÖ-Mitgliedsc­haft derzeit zur Diskussion steht, hat mittlerwei­le längst ausgesorgt. Sein neuer Vertrag läuft bis Juni 2022, erscheinen muss er dafür aber nicht mehr. Nach seiner „aktiven“Zeit steht ihm mit 60 eine Betriebspe­nsion zu. Zudem wird der heute 57-Jährige ab dem 65. Lebensjahr auch in den Genuss einer Notenbank-Pension kommen. Den einfachen Genossen treibt es dabei die Zornesröte ins Gesicht. Auch Neos-Mandatar Sepp Schellhorn ist empört. Er wollte vom Finanzmini­ster wissen, welche Karenzieru­ngen es in der Nationalba­nk gibt. Die Antwort von Ressortche­f Eduard Müller: keine, da es sich nicht um eine Frage der Vollziehun­g des Bundes handle.

Kommentare Pro & Kontra Seite 32

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