Weltcup, Stillstand, Wetterfront
Die Fis ist daran gescheitert, Rennen zu reduzieren und Fairness zu erzielen – In Gröden drohen Absagen
Das Schrauben am Programm des Skiweltcups ist eine komplexe Angelegenheit. Der internationale Verband (Fis) scheiterte am Vorhaben, die Anzahl der Rennen zu verringern und Ausgeglichenheit zwischen den Disziplinen herzustellen.
Die Saison ist kurz, das Programm straff. Der Stresstest für Abfahrer, präsentiert von FisRenndirektor Markus Waldner im Schnelldurchlauf: „Lake Louise – aufwärmen. Beaver Creek, Gröden – noch alles gut. Bormio – Messer am Hals. Wengen – Stress. Kitzbühel – Stress brutal. GarmischPartenkirchen – alle k. o. Das gefährlichste Rennen. Oft gibt es da Stürze, weil alle ausgelaugt und mental nicht mehr bereit sind.“
Vor allem der Jännerblock mit den Klassikern bereitet nicht zuletzt nach Feedback der Athleten Sorgen, weil die Belastungen zugenommen haben. Waldner weiß aber, dass im Jänner nicht viel geändert werden kann: „Das sind die Toplevel-Events. Da ein Wochenende nicht zu fahren wäre ein Schuss in den eigenen Haxen“, sagt der 55-jährige Südtiroler. Man habe versucht, Wengen mit Adelboden zu tauschen, um den Abfahrern vor Kitzbühel eine Woche Luft zu verschaffen. Es scheiterte aber an der Logistik. Wengen könne den Aufbau der Tribünen nicht während der Weihnachtsferien stemmen.
Die Fis hat im Sommer vergeblich versucht, das immer wieder bekrittelte Ungleichgewicht zwischen technischen und schnellen Bewerben zu beseitigen. Das zwölfköpfige Fis-Council, dem auch Österreichs Verbandschef Peter Schröcksnadel angehört, hat den Vorschlag abgelehnt. Kein Veranstalter will auf lukrative Rennen verzichten. „40 Prozent der Einnahmen aus TV-Rechten gehen in Gröden an den nationalen Skiverband Fisi. Sie leben davon“, sagt Waldner.
Kampf um jedes Rennen
Auf Kombinationen und Parallelbewerbe zu verzichten kommt der Fis nicht in den Sinn. Waldner: „Von allen Seiten wurden neue Formate gewünscht, aber der Kalender ist bei 100 Prozent. Weniger ist aber oft mehr.“Dennoch wird aus finanziellen Gründen um jedes Rennen gekämpft. Fällt eines aus, wird es nachgeholt.
Für Schröcksnadel lautet das Zauberwort „Entflechtung“. Der ÖSV-Präsident hätte gerne mehr technische Rennen abends unter der Woche. Die starken Quoten bei den Nachtrennen in Flachau und in Schladming sprechen dafür, die Interessen von Infront dagegen. Der Vermarkter der meisten Weltcuprennen setzt unter der Woche – durchaus auch im Winter – vorrangig auf Fußball.
Als Richtwert für Balance wären je acht Rennen für die vier Kerndisziplinen. Inklusive dreier Kombinationen und ebenso vieler Parallelrennen wären es in Summe 38 Events. Die aktuelle Saison umfasst 44 (23 Technik, 18 Speed, drei Kombis).
Die Abfahrer sind dadurch in Sachen Gesamtweltcup weiter klar im Nachteil. Dazu kommt, dass witterungsbedingt eher Speedbewerbe ausfallen. Diese Sorge plagt aktuell Gröden. Für die Renntage (Super-G am Freitag, Abfahrt am Samstag) werden Niederschläge und milde Temperaturen prognostiziert. Ein Gesamtausfall ist nicht auszuschließen.