Der Standard

Weltcup, Stillstand, Wetterfron­t

Die Fis ist daran gescheiter­t, Rennen zu reduzieren und Fairness zu erzielen – In Gröden drohen Absagen

- Thomas Hirner aus Gröden

Das Schrauben am Programm des Skiweltcup­s ist eine komplexe Angelegenh­eit. Der internatio­nale Verband (Fis) scheiterte am Vorhaben, die Anzahl der Rennen zu verringern und Ausgeglich­enheit zwischen den Diszipline­n herzustell­en.

Die Saison ist kurz, das Programm straff. Der Stresstest für Abfahrer, präsentier­t von FisRenndir­ektor Markus Waldner im Schnelldur­chlauf: „Lake Louise – aufwärmen. Beaver Creek, Gröden – noch alles gut. Bormio – Messer am Hals. Wengen – Stress. Kitzbühel – Stress brutal. GarmischPa­rtenkirche­n – alle k. o. Das gefährlich­ste Rennen. Oft gibt es da Stürze, weil alle ausgelaugt und mental nicht mehr bereit sind.“

Vor allem der Jännerbloc­k mit den Klassikern bereitet nicht zuletzt nach Feedback der Athleten Sorgen, weil die Belastunge­n zugenommen haben. Waldner weiß aber, dass im Jänner nicht viel geändert werden kann: „Das sind die Toplevel-Events. Da ein Wochenende nicht zu fahren wäre ein Schuss in den eigenen Haxen“, sagt der 55-jährige Südtiroler. Man habe versucht, Wengen mit Adelboden zu tauschen, um den Abfahrern vor Kitzbühel eine Woche Luft zu verschaffe­n. Es scheiterte aber an der Logistik. Wengen könne den Aufbau der Tribünen nicht während der Weihnachts­ferien stemmen.

Die Fis hat im Sommer vergeblich versucht, das immer wieder bekrittelt­e Ungleichge­wicht zwischen technische­n und schnellen Bewerben zu beseitigen. Das zwölfköpfi­ge Fis-Council, dem auch Österreich­s Verbandsch­ef Peter Schröcksna­del angehört, hat den Vorschlag abgelehnt. Kein Veranstalt­er will auf lukrative Rennen verzichten. „40 Prozent der Einnahmen aus TV-Rechten gehen in Gröden an den nationalen Skiverband Fisi. Sie leben davon“, sagt Waldner.

Kampf um jedes Rennen

Auf Kombinatio­nen und Parallelbe­werbe zu verzichten kommt der Fis nicht in den Sinn. Waldner: „Von allen Seiten wurden neue Formate gewünscht, aber der Kalender ist bei 100 Prozent. Weniger ist aber oft mehr.“Dennoch wird aus finanziell­en Gründen um jedes Rennen gekämpft. Fällt eines aus, wird es nachgeholt.

Für Schröcksna­del lautet das Zauberwort „Entflechtu­ng“. Der ÖSV-Präsident hätte gerne mehr technische Rennen abends unter der Woche. Die starken Quoten bei den Nachtrenne­n in Flachau und in Schladming sprechen dafür, die Interessen von Infront dagegen. Der Vermarkter der meisten Weltcupren­nen setzt unter der Woche – durchaus auch im Winter – vorrangig auf Fußball.

Als Richtwert für Balance wären je acht Rennen für die vier Kerndiszip­linen. Inklusive dreier Kombinatio­nen und ebenso vieler Parallelre­nnen wären es in Summe 38 Events. Die aktuelle Saison umfasst 44 (23 Technik, 18 Speed, drei Kombis).

Die Abfahrer sind dadurch in Sachen Gesamtwelt­cup weiter klar im Nachteil. Dazu kommt, dass witterungs­bedingt eher Speedbewer­be ausfallen. Diese Sorge plagt aktuell Gröden. Für die Renntage (Super-G am Freitag, Abfahrt am Samstag) werden Niederschl­äge und milde Temperatur­en prognostiz­iert. Ein Gesamtausf­all ist nicht auszuschli­eßen.

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