Warum ist das WLAN im Zug manchmal so schlecht?
Regelmäßig beschweren sich Nutzer darüber. Experte Thomas Polzer erklärt die technischen Probleme dahinter, die Unterschiede zum ortsfesten WLAN und wie es in Zukunft besser werden könnte.
Frage: Fangen wir von vorne an. Sind WLAN und Internet Synonyme? Antwort: Nein. WLAN steht für Wireless Local Area Network, also drahtloses lokales Netzwerk. Allein damit kommt man jedoch nicht ins Internet. „Das WLAN ist nur der Zugriffskanal für die Endgeräte, etwa Smartphones und Laptops. Die größere Herausforderung stellt die Datenübertragung vom Fahrzeug ins Internet dar“, sagt Thomas Polzer, Leiter des Masterstudiengangs Telekommunikation und Internettechnologien der Fachhochschule Technikum Wien.
Frage: Wie unterscheidet sich WLAN in Gebäuden von jenem in Zügen? Antwort: Ortsfeste WLANs, etwa in Hotels oder auf Bahnhöfen, greifen normalerweise über eine drahtgebundene Breitbandverbindung auf das Internet zu. In Fahrzeugen ist das naturgemäß schwer, deshalb wird hier drahtlos übermittelt. Diese Methode habe jedoch eine geringere Datenübertragungsrate, so Polzer. Letztere hänge von der Bewegungsgeschwindigkeit und den örtlichen Gegebenheiten ab. Werfe ein Gebäude etwa einen Funkschatten, erschwere dies die Verbindung zusätzlich. Der Klassiker: ein Tunnel.
Frage: Wie funktioniert Zug-WLAN? Antwort: Das Internet ist hier über das Handynetz zugänglich. „Das Endgerät verbindet sich mit dem WLAN-Hotspot im Fahrzeug, und der Datenverkehr wird über Mobilfunkmodems und Dachantennen an die Basisstationen der Hanim dynetzbetreiber weitergeleitet“, so Fachmann Polzer.
Entlang der Bahnstrecke haben Mobilfunkbetreiber Sendemasten aufgestellt. Die Antennen auf den Zugdächern empfangen deren Datensignale. Die Modems im Zug bündeln sie. Den daraus resultierenden Datenstrom leiten die WLAN-Basisstationen dann an die Endgeräte der Fahrgäste weiter. Die vereinfachte Übertragungskette sieht laut Polzer wie folgt aus: Endgerät – WLAN-Basisstation (Wireless Access Point) – Mobilfunkmodem – Dachantennen – Sendemast – Betreibernetzwerk – Internet.
Frage: Warum ist es so schwierig, eine stabile Internetverbindung im Zug zu gewährleisten?
Antwort: Einerseits leide die Internetverbindung in diesen Netzwerken unter denselben Wehwehchen wie ortsfeste WLANs, so Polzer. Je mehr Leute surfen, desto langsamer werde der Zugang für die einzelnen Fahrgäste. Im Zug sei dies besonders problematisch, weil neben der Bandbreite
WLAN vor allem auch die kleinere Bandbreite der Mobilfunkverbindung zwischen Zug und Mobilfunkmast geteilt werden müsse. Wer also versuche, einen hochauflösenden Film zu streamen, bremse damit alle anderen Nutzerinnen und Nutzer aus.
Ein weiterer Faktor: Der Zug sei in ständiger Bewegung. Dies erschwere die drahtlose Verbindung zur Außenwelt. „Durch die hohe Geschwindigkeit muss oft zwischen Sendemasten gewechselt werden, und die Funkausbreitung kann schwieriger optimiert werden“, sagt Polzer. Wer auf das ZugWLAN verzichte und direkt über das eigene Mobilgerät auf das Netz zugreife, belaste ebenfalls die zur Verfügung stehenden Ressourcen in der Mobilfunkzelle. Darunter verstehe man den Bereich, in dem sich ein Handymast jeweils mit dem Zug reibungslos verbinden könne.
Frage: Wie kann man die Internetverbindung im Zug verbessern? Antwort: Ein Ausbau der Basisstationen wäre für Polzer naheliegend. Ein dichteres Netz erlaube eine höhere Bandbreite. „Ein Schritt in diese Richtung war die Bündelung mehrerer Mobilfunkbetreiber für WLAN im Zug.“Die Datenübertragung erfolge dabei simultan über die Netze mehrerer Betreiber. Dies erhöhe die zur Verfügung stehende Bandbreite und verbessere die Netzabdeckung in schlecht erschlossenen Gebieten.
Das Besondere am Zug-WLAN sei jedoch: Die Mobilfunkzellen werden nicht regelmäßig belastet, sondern eben nur, wenn die Bahn vorbeifahre. Dadurch müsse die Zelle auf eine Hochlastsituation optimiert werden. „Dies ist jedoch wenig wirtschaftlich“, so Polzer.
Die schnellste Lösung sei daher „gegenseitige Rücksichtnahme“, sagt der Experte. „Keine massiven Downloads durchführen und das Streaming von Videos begrenzen oder darauf verzichten.“Zudem dürfe man auf die neue Mobilfunkgeneration (5G) hoffen. Diese sei nämlich auf höhere Datenraten und höhere Bewegungsgeschwindigkeiten ausgelegt.
5G in Österreich THEMA Seite 2