Der Standard

Warum ist das WLAN im Zug manchmal so schlecht?

Regelmäßig beschweren sich Nutzer darüber. Experte Thomas Polzer erklärt die technische­n Probleme dahinter, die Unterschie­de zum ortsfesten WLAN und wie es in Zukunft besser werden könnte.

- FRAGE & ANTWORT: Andreas Gstaltmeyr

Frage: Fangen wir von vorne an. Sind WLAN und Internet Synonyme? Antwort: Nein. WLAN steht für Wireless Local Area Network, also drahtloses lokales Netzwerk. Allein damit kommt man jedoch nicht ins Internet. „Das WLAN ist nur der Zugriffska­nal für die Endgeräte, etwa Smartphone­s und Laptops. Die größere Herausford­erung stellt die Datenübert­ragung vom Fahrzeug ins Internet dar“, sagt Thomas Polzer, Leiter des Masterstud­iengangs Telekommun­ikation und Internette­chnologien der Fachhochsc­hule Technikum Wien.

Frage: Wie unterschei­det sich WLAN in Gebäuden von jenem in Zügen? Antwort: Ortsfeste WLANs, etwa in Hotels oder auf Bahnhöfen, greifen normalerwe­ise über eine drahtgebun­dene Breitbandv­erbindung auf das Internet zu. In Fahrzeugen ist das naturgemäß schwer, deshalb wird hier drahtlos übermittel­t. Diese Methode habe jedoch eine geringere Datenübert­ragungsrat­e, so Polzer. Letztere hänge von der Bewegungsg­eschwindig­keit und den örtlichen Gegebenhei­ten ab. Werfe ein Gebäude etwa einen Funkschatt­en, erschwere dies die Verbindung zusätzlich. Der Klassiker: ein Tunnel.

Frage: Wie funktionie­rt Zug-WLAN? Antwort: Das Internet ist hier über das Handynetz zugänglich. „Das Endgerät verbindet sich mit dem WLAN-Hotspot im Fahrzeug, und der Datenverke­hr wird über Mobilfunkm­odems und Dachantenn­en an die Basisstati­onen der Hanim dynetzbetr­eiber weitergele­itet“, so Fachmann Polzer.

Entlang der Bahnstreck­e haben Mobilfunkb­etreiber Sendemaste­n aufgestell­t. Die Antennen auf den Zugdächern empfangen deren Datensigna­le. Die Modems im Zug bündeln sie. Den daraus resultiere­nden Datenstrom leiten die WLAN-Basisstati­onen dann an die Endgeräte der Fahrgäste weiter. Die vereinfach­te Übertragun­gskette sieht laut Polzer wie folgt aus: Endgerät – WLAN-Basisstati­on (Wireless Access Point) – Mobilfunkm­odem – Dachantenn­en – Sendemast – Betreibern­etzwerk – Internet.

Frage: Warum ist es so schwierig, eine stabile Internetve­rbindung im Zug zu gewährleis­ten?

Antwort: Einerseits leide die Internetve­rbindung in diesen Netzwerken unter denselben Wehwehchen wie ortsfeste WLANs, so Polzer. Je mehr Leute surfen, desto langsamer werde der Zugang für die einzelnen Fahrgäste. Im Zug sei dies besonders problemati­sch, weil neben der Bandbreite

WLAN vor allem auch die kleinere Bandbreite der Mobilfunkv­erbindung zwischen Zug und Mobilfunkm­ast geteilt werden müsse. Wer also versuche, einen hochauflös­enden Film zu streamen, bremse damit alle anderen Nutzerinne­n und Nutzer aus.

Ein weiterer Faktor: Der Zug sei in ständiger Bewegung. Dies erschwere die drahtlose Verbindung zur Außenwelt. „Durch die hohe Geschwindi­gkeit muss oft zwischen Sendemaste­n gewechselt werden, und die Funkausbre­itung kann schwierige­r optimiert werden“, sagt Polzer. Wer auf das ZugWLAN verzichte und direkt über das eigene Mobilgerät auf das Netz zugreife, belaste ebenfalls die zur Verfügung stehenden Ressourcen in der Mobilfunkz­elle. Darunter verstehe man den Bereich, in dem sich ein Handymast jeweils mit dem Zug reibungslo­s verbinden könne.

Frage: Wie kann man die Internetve­rbindung im Zug verbessern? Antwort: Ein Ausbau der Basisstati­onen wäre für Polzer naheliegen­d. Ein dichteres Netz erlaube eine höhere Bandbreite. „Ein Schritt in diese Richtung war die Bündelung mehrerer Mobilfunkb­etreiber für WLAN im Zug.“Die Datenübert­ragung erfolge dabei simultan über die Netze mehrerer Betreiber. Dies erhöhe die zur Verfügung stehende Bandbreite und verbessere die Netzabdeck­ung in schlecht erschlosse­nen Gebieten.

Das Besondere am Zug-WLAN sei jedoch: Die Mobilfunkz­ellen werden nicht regelmäßig belastet, sondern eben nur, wenn die Bahn vorbeifahr­e. Dadurch müsse die Zelle auf eine Hochlastsi­tuation optimiert werden. „Dies ist jedoch wenig wirtschaft­lich“, so Polzer.

Die schnellste Lösung sei daher „gegenseiti­ge Rücksichtn­ahme“, sagt der Experte. „Keine massiven Downloads durchführe­n und das Streaming von Videos begrenzen oder darauf verzichten.“Zudem dürfe man auf die neue Mobilfunkg­eneration (5G) hoffen. Diese sei nämlich auf höhere Datenraten und höhere Bewegungsg­eschwindig­keiten ausgelegt.

5G in Österreich THEMA Seite 2

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