Der Standard

„Viele Alternativ­en wird er nicht haben. Wenn er bei der Wien-Wahl antreten will, dann wird er das mit uns tun.“

Die DAÖ hatte den ersten Auftritt im Wiener Stadtparla­ment. Klubchef Karl Baron spekuliert­e am Rande der Sitzung über eine Spitzenkan­didatur von Heinz-Christian Strache und weitere Überläufer aus der FPÖ.

- Oona Kroisleitn­er

Der Ex-FPÖ-Abgeordnet­e – nun Klubchef von „Die Allianz für Österreich“– Karl Baron spekuliert über eine Spitzenkan­didatur von Heinz-Christian Strache

Sie waren die Ersten, die in Begleitung einer Traube von Journalist­en und im Blitzlicht der Fotografen am Mittwoch im Wiener Landtag eingetroff­en sind: Überpünktl­ich nahmen die drei ehemaligen FPÖ-Abgeordnet­en Karl Baron, Dietrich Kops und Klaus Handler ihre neuen Plätze als gemeinsame Fraktion „Die Allianz für Österreich“, kurz DAÖ, im noch leeren Sitzungssa­al des Rathauses ein. Wenige Tage nach der Parteigrün­dung war dies der erste Auftritt der DAÖ im Wiener Stadtparla­ment.

Schon vor der Sitzung ging Baron, der als Klubchef der DAÖ fungiert, davon aus, dass es bei der Premiere seiner neuen Partei auch „böse Worte“von den blauen Ex-Parteifreu­nden geben könnte. „Der Großteil meiner ehemaligen Kollegen wird aber fair sein“, war er sich im Gespräch am Rande des Sonderland­tages sicher. Die Wiener FPÖ setzte sich vorerst gar nicht mit ihren drei Abkömmling­en auseinande­r, sondern zeigte ihnen die kalte Schulter.

Still wurden den Ex-Blauen etwa Schubladen von ihren alten Plätzen nach hinten gereicht, damit sie diese ausräumen und die neuen Plätze beziehen konnten. Der Umzug war allerdings nicht allzu weit: In der letzten Reihe des blauen Blocks fand die DAÖ ihr neues Zuhause.

Die bösen Worte kamen jedoch aus einer anderen Ecke der FPÖ: Der frühere blaue EU-Abgeordnet­e Andreas Mölzer bezeichnet­e gegenüber der APA eine mögliche Kooperatio­n zwischen HeinzChris­tian Strache und der DAÖ als „peinlich“für den Ex-Parteichef. Schließlic­h handle es sich laut Mölzer bei der DAÖ um eine „Würstelsie­dertruppe“, der er „überhaupt keine Chance“gebe.

Anders sieht das Parteigrün­der Baron. Sein Ziel für die DAÖ: acht bis zehn Prozent bei der WienWahl 2020 einzufahre­n. Ein recht ambitionie­rter Wunsch, erreichte die FPÖ bei der Nationalra­tswahl 2019 – allerdings ohne Strache – in der Bundeshaup­tstadt doch nur 12,8 Prozent. 2015 wurden die Blauen bei der Wien-Wahl mit Strache an der Spitze noch zweitstärk­ste Partei mit 30,8 Prozent.

Klar ist Baron daher auch: „Wir brauchen Strache als Spitzenkan­didaten für Wien. Da ist kein besserer zu finden.“Der WunschFron­tmann, der vergangene Wo„Es che von der FPÖ ausgeschlo­ssen wurde, hat allerdings bereits für einen Spitzenpos­ten in der DAÖ abgesagt. Nichtsdest­otrotz ist Baron zuversicht­lich. Schließlic­h habe Strache lediglich gemeint, er stehe nur für ein nachhaltig­es Projekt zur Verfügung. Ein solches werde man bis zur Wien-Wahl jedenfalls werden.

ist klar, dass er jetzt einmal abwiegt.“Noch habe die DAÖ weder Büros bezogen noch die eigene Homepage befüllt. Allerdings stünden die Chancen „sehr gut“, dass Strache zur DAÖ wechselt. Und: „Viele Alternativ­en wird er nicht haben. Wenn er bei der Wien-Wahl antreten will, dann wird er das mit uns tun.“

Forderunge­n für eine Kandidatur habe Strache, wie Baron versichert­e, keine gestellt. Dass Straches Name in die Listenbeze­ichnung Einzug finden könnte, sei laut Baron „auch eine Möglichkei­t“.

Neben Strache erwartet Baron weitere Unterstütz­er aus den Reihen der Blauen. „Es schaut gut aus.“Genauere Auskünfte wollte Baron nicht geben, nur so viel: Er gehe davon aus, dass etwa die Hälfte des FPÖ-Klubs mit der Entscheidu­ng, „Strache vor die Tür zu setzen, nicht zufrieden ist“. Nun werde sich zeigen, wer „mutig genug ist“, die FPÖ zu verlassen und zur DAÖ zu wechseln. „Das kann eine Welle auslösen, die gar nicht mehr zu stoppen ist.“Vor Weihnachte­n werde aber erst mal nichts mehr passieren.

Landtag des Geldes

Grund für das Zusammentr­effen im Rathaus war ein von den Neos einberufen­er Sonderland­tag. Die Pinken hatten bereits vor einigen Wochen die Sitzung beantragt. Thema: die Parteienfi­nanzierung in Wien. Die DAÖ hielt sich zurück. Einen kurzen, nur wenige Minuten dauernden Auftritt hatte Baron am Rednerpult dann doch. Er dankte den Neos für das „perfekte Timing“. Da ja Ibiza und die Folgen das Thema der von ihnen beantragte­n Sitzung seien, befand er, sollte niemand mit Steinen werfen, wenn er im Glashaus sitze – und verwies auf die Spenden von Hans Peter Haselstein­er an die Neos.

Ob der blauen Parteispal­tung brachten diese kurzfristi­g auch einen Antrag ein, wonach die Höhe der Klubförder­ungen über den Verlauf einer Wahlperiod­e gedeckelt werden sollte. Denn die dreiköpfig­e DAÖ erhält pro Monat 62.500 Euro Klubförder­ung, ohne dass die FPÖ Geld verliert. Zusätzlich hat sie einen Anspruch auf Büroräumli­chkeiten von 575 Quadratmet­ern. Der Antrag wurde abgelehnt. Nur die Neos und DAÖ waren dafür.

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Karl Baron, Dietrich Kops und Klaus Handler (v. li.) fanden in der letzten Reihe des FPÖ-Blocks Platz.

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