Der Standard

Wie Hofer die FPÖ modernisie­ren will

Kein Narrensaum, keine Korruption, dafür ein breiteres Themenspek­trum und mehr Mitsprache der Basis: So stellt sich Norbert Hofer die FPÖ nach der Ära Strache vor.

- Fabian Schmid

Damit sei Ibiza Geschichte, sagte Norbert Hofer vergangene Woche, nachdem sein Vorgänger Heinz-Christian Strache offiziell aus der Partei ausgeschlo­ssen worden war.

Ganz so einfach ist das jedoch nicht: Just an dem Tag, an dem Hofer die Reformvors­chläge der FPÖ vorstellen wollte, berichtete die Kronen Zeitung, dass Strache seine einstigen Parteifreu­nde Johann Gudenus und Dominik Nepp observiere­n ließ (siehe Text links).

Der Schatten von Ibiza schwebte also auch über der Pressekonf­erenz, die Hofer am Donnerstag­vormittag gemeinsam mit dem Welser Bürgermeis­ter Andreas Rabl abhielt. Letzterer leitet eine Reformgrup­pe innerhalb der FPÖ, die Vorschläge für eine Neuaufstel­lung der Partei liefern soll.

Wohin soll die blaue Reise gehen? Norbert Hofer stellt sich die FPÖ als „moderne rechtskons­ervative Partei“vor, die in der Opposition den „Finger in die Wunde“legt und bei einer Regierungs­beteiligun­g „staatstrag­end“agiert.

Ob es bald wieder zu einer solchen kommt, hänge laut Hofer nicht primär von den Freiheitli­chen ab. Die Partei halte sich bereit, wenn die türkis-grünen Verhandlun­gen

scheitern. Große Hürden gebe es da keine. Herbert Kickl als Innenminis­ter sei nämlich „nicht die Verhandlun­gsmasse“, wenngleich Hofer seinen „besten Mann sicher nicht fallen lassen“werde.

Zauberwort Compliance

Um ein zweites Ibiza zu vermeiden, will man Compliance-Regeln einführen und „Risikogrup­pen“unter den eigenen Funktionär­en definieren. Verantwort­lich dafür ist der oberösterr­eichische FPÖChef Manfred Haimbuchne­r. „Wir wissen, wo die Schwächen dieser Partei sind“, so Hofer.

Außerdem soll es öfter zu Befragunge­n der eigenen Mitglieder kommen. Eine erste Umfrage unter den Parteimitg­liedern und Funktionär­en hatte bereits Rabl durchführe­n lassen. Mehr als 800 Funktionär­e und eine „vierstelli­ge Zahl von Mitglieder­n“hätten einen Fragebogen der FPÖ ausgefüllt.

Während bei anderen Parteien „Funktionär­e oft ihre Denke in einer Blase“hätten, seien die freiheitli­chen Funktionst­räger „in großem Gleichklan­g“mit den einfachen Mitglieder­n, behauptete Rabl. Dennoch gibt es Wünsche:

So soll das Themenspek­trum der Partei erweitert werden. Als Schwerpunk­te werden zwar weiterhin „Heimat, Sicherheit, Leistung“gesehen, dazu soll aber ein Fokus auf „Fairness, Bildung, Familie“kommen.

Neu aufgestell­t wird auch die Kommunikat­ion, vor allem im Krisenfall. Soziale Medien bleiben weiterhin von besonderer Wichtigkei­t, auch eigene Medien wie das Youtube-Format FPÖ TV sollen fortgeführ­t werden.

Abschied vom „Narrensaum“

Bezüglich der Neuaufnahm­e von Mitglieder­n soll ein neuer Prozess definiert werden, um „den Narrensaum fernzuhalt­en“, wie Rabl sagt. Menschen, die Freiheitli­che werden wollen, müssten sich „zu Rechtsstaa­t, Demokratie, Gewaltfrei­heit“bekennen.

Wie ist das mit Personal der rechtsextr­emen Identitäre­n Bewegung? Wer dort aktiv gewesen sei, bekenne sich wohl nicht zu diesen drei Werten, so Rabl. Prinzipiel­l gelte aber, dass es „nicht darum geht, wer noch wo Mitglied ist, sondern welche Einstellun­g er hat“.

Allerdings war Hofer in der Vergangenh­eit selbst für seine Personalau­swahl kritisiert worden. Im Verkehrsmi­nisterium arbeitete beispielsw­eise Herwig Götschober, der im Zuge der zweiten Liederbuch-Affäre bei der Burschensc­haft Bruna Sudetia in die Schlagzeil­en gelangte.

Und auch als FPÖ-Chef hatte Hofer bislang keine eindeutige Linie: Den niederöste­rreichisch­en Politiker Martin Huber schloss er aus, als alte Facebook-Postings zeigten, wie er am Tag von Hitlers Geburtstag Glückwunsc­he schickte. Den Abgeordnet­en Wolfgang Zanger ließ Hofer hingegen in der Partei, als dieser in eine weitere Liederbuch-Affäre involviert war.

Auch die Identitäre Bewegung zeigte sich über Rabls scharfe Bemerkung auf der Pressekonf­erenz empört. „Kann mir nicht vorstellen, dass Hofer und Rabl aktiv für eine FPÖ mit zweistelli­gen Ergebnisse­n eintreten“, twitterte ein Landesleit­er der rechtsextr­emen Bewegung hämisch.

Daher könnte es gut sein, dass bestimmte aktivistis­che Gruppierun­gen eine allfällige Strache-Partei unterstütz­en. Schon bei der EU-Wahl hätte ihm eine identitäre Kampagne ein Vorzugssti­mmenmandat beschert, das er jedoch abgelehnt hat.

Newspapers in German

Newspapers from Austria