Der Standard

Ökonomen fordern Entlastung mittlerer Einkommen

Österreich müsse die Effizienz der Verwaltung erhöhen, fordern die Chefs von Wifo und IHS

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Wien – Der Fahrplan für die Wirtschaft­spolitik der neuen Regierung steht schon. Formuliert haben ihn Christoph Badelt und Martin Kocher. Konkret wünschen sich die Direktoren des Instituts für Wirtschaft­sforschung (Wifo) und des Instituts für Höhere Studien (IHS) dreierlei: mehr Effizienz bei der Verwaltung. Steuerlich­e Entlastung für mittlere Einkommen. Und Investitio­nen in die Dekarbonis­ierung.

Dass die kommende Regierung sich auch daran halten wird, wünschen sich die beiden Ökonomen vom Christkind. Allerdings mit mäßigem Optimismus. „Ich habe schon viele Briefe ans Christkind geschriebe­n“, sagte Badelt im Rahmen der Vorstellun­g der Konjunktur­prognosen der beiden Institute: „Bisher wurden sie meistens ignoriert.“

Was nicht auf dem Wunschzett­el der beiden Ökonomen steht: Konjunktur­maßnahmen. Das mag auf den ersten Blick überrasche­n, prognostiz­ieren Wifo und das IHS doch einen deutlichen Rückgang des Wirtschaft­swachstums im laufenden und im kommenden Jahr. Laut IHS-Berechnung­en wird die österreich­ische Wirtschaft heuer um 1,6 Prozent wachsen, 2020 um 1,3 Prozent. 2018 Jahr wuchs das BIP noch um 2,4 Prozent.

Allerdings führten sowohl Badelt als auch Kocher die Konjunktur­bremse auf außeröster­reichische Faktoren zurück. Der Welthandel lahmt, Österreich kann nicht viel dagegen tun. Damit das internatio­nale Umfeld aufhellt, müssten schon Handelskon­flikte gelöst oder der bevorstehe­nde EUAustritt Großbritan­niens vernünftig umgesetzt werden. Dass sich die EU und die Briten bis Ende 2020 auf ein Handelsabk­ommen einigen, hält IHS-Chef Kocher allerdings für so gut wie unmöglich.

Dass Österreich­s Wachstum angesichts der trüben Weltkonjun­ktur nicht stärker abflaut, liegt hauptsächl­ich am privaten Konsum.

Deshalb sei es wichtig, Einkommen weiter zu entlasten. Vor allem bei mittleren Einkommen sehen Kocher und Badelt Handlungsb­edarf. Kleinere Einkommen seien bereits durch eine Reihe von Maßnahmen entlastet worden. Steigende Realeinkom­men würden fast vollständi­g in die Konjunktur fließen, so die Ökonomen.

Klimaschut­z ohne Einnahmen

Langfristi­g müsse man bei der Effizienz der öffentlich­en Hand ansetzen. Beispielsw­eise könne man beim Förderwese­n Transparen­z schaffen, um Doppelt- und Dreifachfö­rderungen aufzudecke­n, schlug Baldet vor: „Da ist sicher Geld drin.“Beim Pensionssy­stem ansetzen würde Kocher: „Es wäre wichtig, den Anstieg der Kosten durch das Pensionssy­stem zu dämpfen.“

Kosteneins­parungen fordern die beiden Institutsd­irektoren nicht zuletzt deshalb, weil es finanziell­e Spielräume für die kommende Regierung schaffe. Und diese seien notwendig. „Wir können es uns nicht leisten, nicht in Klimaschut­z oder Bildung zu investiere­n“, sagte Badelt. Gleichzeit­ig müsse ein CO2-Bepreisung aufkommens­neutral sein. Man könne die am stärksten Betroffene­n nicht einfach im Regen stehen lassen. (luis)

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