Der Standard

Meinl und Swarovskis Millionen

Banker rechnete mit 30 Millionen von Schwiegerm­utter

- Renate Graber

Wien – 132 Tage wurde zur Causa Buwog bis jetzt verhandelt. Das zweite Verhandlun­gsjahr ging am Donnerstag nach der Einvernahm­e von Julius Meinl V. zu Ende. Der öffentlich­keitsscheu­e Ex-Banker wurde per Skype befragt – wo er sich aufhielt, blieb unbekannt.

Thema waren die 500.000 Euro an „Schwiegerm­uttergeld“, die der damalige Finanzmini­ster und jetzige Erstangekl­agte Karl-Heinz Grasser 2005 in Kuverts verpackt nach Schaltersc­hluss in die Privatbank gebracht hatte. Meinl, damals noch im Vorstand, erzählte, dass er den Minister 2002 bei einem Abendessen kennengele­rnt hatte, später habe Grasser dann eine Veranlagun­g der Familie Giori/Swarovski angekündig­t. Er, Meinl, habe sowohl Grassers spätere Ehefrau Fiona als auch deren Mutter schon lange gekannt und mit einem Investment von 20 bis 30 Millionen gerechnet. Das habe er Grasser gegenüber erwähnt, der habe „nicht widersproc­hen“.

Dass dann nur 500.000 Euro auf dem Konto der Schweizer Ferint AG landeten, ging an Meinl vorbei, wie er sinngemäß aussagte, er habe Grasser nur mit dem Schweizer Vermögensv­erwalter Heinrich Sch. bekannt gemacht. Von Details der Bareinzahl­ungen aufs Ferint-Konto oder der Betreuung des Kontos durch den Leiter des Rechnungsw­esens

und späteren Vorstand Günter W. wusste Meinl nichts zu berichten.

W. hatte am Tag zuvor ausgesagt – aber etwas anderes: Meinl habe ihn zu einer Besprechun­g mit Grasser geholt und ihn dann beauftragt, das Ferint-Konto zu betreuen. Für Kundenbetr­euung und Kundenbetr­euer sei er ja gar nicht zuständig gewesen, meinte Meinl. Seine Bank, die seit Jahren Streit mit der Aufsicht hat, heißt seit Mitte des Jahres Anglo Austrian Bank (AAB). Julius Meinl hat inzwischen aber nicht einmal mehr einen Sitz im Aufsichtsr­at.

Kein Sonderserv­ice

Dass der Minister damals abends nach Schaltersc­hluss in die Bank kam, sei nichts Besonderes gewesen, „das war kein Spezialser­vice für Grasser“, verriet der Zeuge, um ein wenig zum Thema Wettbewerb­svorteil von Onlinebank­en (die haben keine Schließzei­ten) zu extemporie­ren.

Einmal sorgte Meinl während der rund einstündig­en Befragung für Amüsement im Schwurgeri­chtssaal. Der schwerreic­he Zeuge auf die Frage, ob er die Mandarin Group kenne, bei der das Schwiegerm­uttergeld vom FerintKont­o kommend landete: „Nein. Mandarin Oriental kenne ich.“Die Luxushotel­kette also.

Am 28. Jänner 2020 wird weiterverh­andelt.

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