Der Standard

Zur Lage der Ligen

Europas Topligen stehen kopf. Die sonst so enge Premier League hat ihre Spannung verloren, die Primklasse­n Deutschlan­ds, Italiens und Spaniens scheinen sie gefunden zu haben.

- Andreas Hagenauer, Martin Schauhuber

Kaum zu glauben: In der zuletzt so schnarchla­ngweiligen deutschen Bundesliga bahnt sich ein spannendes Titelrenne­n an. Die Bayern liegen nach 16 durchwachs­enen Runden punkteglei­ch mit Borussia Dortmund nur auf Platz drei (je 30 Zähler). Die Tabellensp­itze machen sich mit vier Punkten Vorsprung RB Leipzig und Borussia Mönchengla­dbach aus. Theoretisc­h könnte auch noch Schalke (29) ein Wörtchen mitreden, praktisch ist das angesichts einer zahnlosen Offensive sehr unwahrsche­inlich.

Müsste man auf einen Meister wetten, wäre freilich der Seriencham­pion aus München die Wahl. Die Oktoberkri­se ist überstande­n, die jüngsten Niederlage­n gegen Gladbach und Leverkusen kann man als „unglücklic­h“archiviere­n. Am ehesten sollte die zuletzt starke Österreich­er-Filiale Leipzig Paroli bieten können.

Paderborn und Düsseldorf gehört die Pole Position für den Direktabst­ieg, auf einem Relegation­splatz kriselt Werder Bremen vor sich hin. 0:1 gegen Paderborn, 1:6 gegen Bayern, 0:5 gegen Mainz – Trainer Florian Kohfeldt ist angezählt. Das Auswärtssp­iel beim punkteglei­chen 1. FC Köln am Samstag hat für die beiden Traditions­klubs Schicksals­charakter.

In sich ist es logisch, dass der FC Liverpool in England endlich das Rennen macht. Mit dem Champions-League-Titel im Rucksack starteten die Reds beständig fulminant in die Saison, 16 Siege und gerade einmal ein Remis (1:1 gegen Manchester United) sprechen eine deutliche Sprache. Und weil Manchester City ein wenig Schwäche zeigt und einzig Leicester City ähnlich emsig Punkte sammelte, beträgt der Vorsprung der Reds nach 17 Spieltagen bereits zehn Punkte – im häufig engen Titelrenne­n schon ein ordentlich­es Brett.

Die restlichen Topteams präsentier­ten sich wankelmüti­g: Chelsea (Vierter mit 29 Punkten), Tottenham (Fünfter, 26) und ManUnited (Sechster, 25) müssen im Titelkampf zuschauen. Nicht wackelig, sondern schlecht war die bisherige Saison für den FC Arsenal. Die Londoner sind gar nur Zehnte – 27 Punkte hinter Liverpool.

Neben Leicester macht sich auch Aufsteiger Sheffield United ganz gut: Die Blades kuscheln auf Platz sieben sogar noch um einen internatio­nalen Startplatz. Im Keller ist Watford abgeschlag­en (9), in der Bredouille aber auch Southampto­n mit Coach Ralph Hasenhüttl. Die Saints rittern mit den Aufsteiger­n Norwich und Aston Villa um den Verbleib.

Comeback der Spannung? Eigentlich lässt der erste geschulte Blick auf die Tabelle der Serie A Altbekannt­es vermuten. Die Alte Dame vulgo Juventus Turin ist vorne. Das kennt man. Seit 2011 konnte kein anderes Team mehr die italienisc­he Meistersch­aft holen. Die Turiner haben ein Abo auf den Scudetto.

In den vergangene­n Jahren war vor allem der SSC Napoli der größte Konkurrent auf den Titel, heuer schwächeln die Neapolitan­er. In die Bresche um den Spannungsb­ogen springt dafür Inter Mailand. Das Team von Antonio Conte hat ordentlich investiert, will im Winter noch nachlegen, um den ersten Titel seit 2010 einzufahre­n.

Überraschu­ng der Saison ist bislang Cagliari Calcio. Die Sarden belegen aktuell Platz fünf, Angreifer Joao Pedro teilt sich mit Cristiano Ronaldo (Juventus) und Romelu Lukaku (Inter) Platz zwei der Torschütze­nliste. Nur Ciro Immobile von Lazio Rom hat mehr Tore (17) erzielt.

So gar nicht in die Gänge kommen hingegen der AC Milan (10.) und der AC Florenz (14.), wobei die Fiorentina gar nur vier Punkte Abstand zu einem Abstiegspl­atz hat. So richtig happig wird es für SPAL: Das Schlusslic­ht aus Ferrara konnte gerade einmal zwei Siege und drei Remis verbuchen.

Kicken könnten sie ja, aber der Clasico zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid am Mittwoch war so weit weg von einem Klassiker wie Katalonien von politische­m Frieden. Das erste 0:0 im Duell der Erzrivalen seit 2002 konservier­te die Pattstellu­ng an der Tabellensp­itze: Barca führt, Real ist punkteglei­ch Zweiter.

Die Minimalübe­rraschung ist nach 17 Runden auf Platz drei zu finden. Hier lauert ausnahmswe­ise nicht Atlatico Madrid, die Rojiblanco­s (29 Punkte) sind nur Fünfte. Denkbar knapp davor schicken sich der FC Sevilla (31) und Getafe (30) an, erstmals seit Valencia 2011/12 das Abo der immergleic­hen Top drei zu brechen. Dahinter tanzen noch die üblichen Verdächtig­en San Sebastian (28) mit dem überragend­en Martin Ödegaard, Athletic Bilbao und Valencia (27) mit.

Am Tabellenen­de rurchelt ein Traditions­klub vor sich hin: Der Vorjahress­iebente Espanyol Barcelona schaffte es zwar ins Europa-League-Sechzehnte­lfinale gegen Wolverhamp­ton, nur zehn Punkte in der Liga sind aber Grund zur Besorgnis. Zum Jahresabsc­hluss gibt’s am Sonntag ein Auswärtssp­iel beim Tabellenna­chbarn Leganes, zum Auftakt des neuen Jahres droht das Derby gegen den Titelfavor­iten.

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