Der Standard

Grüne wollen sich nicht stressen lassen

Im Jahr 2019 wird es wohl nichts mehr mit Türkis-Grün – egal, findet Werner Kogler: Hauptsache, das Ergebnis stimmt. Kurz macht jedoch weiter Druck. Und auch immer mehr Minister dürften feststehen.

- Sebastian Fellner

Wer weiß schon, ob es in den Verhandlun­gen um eine Regierungs­koalition Phasen gibt, die unwichtig sind. Stand Freitagnac­hmittag befinden sich die Gespräche zwischen Türkis und Grün jedenfalls in einer „entscheide­nden Phase“, wie ÖVP-Chef Sebastian Kurz vor einem weiteren Verhandlun­gstermin vor Journalist­en sagte. Die Verhandlun­gen will er „mit Hochdruck fortsetzen und jeden Tag durchverha­ndeln“, sagt Kurz und macht weiter Druck: Spätestens „Anfang, Mitte Jänner“soll „eine handlungsf­ähige und starke Bundesregi­erung“angelobt werden.

Damit drängt der Altkanzler weiter auf einen baldigen Abschluss der türkis-grünen Koalitions­verhandlun­gen. Er wäre ja gerne schon vor Weihnachte­n fertig geworden, was ihm verwehrt blieb – aller Wahrschein­lichkeit nach genauso wie das Ansinnen, noch im Jahr 2019 einen Koalitions­pakt zu unterschre­iben.

Denn die Grünen lassen sich nicht hetzen – oder setzen zumindest alles daran, diesen Eindruck zu vermitteln. Ihr Chef Werner Kogler sprach vor dem Verhandlun­gstermin am Freitag von einem Abschluss Mitte Jänner. Man habe „mit Sicherheit ein paar spannende Tage“vor sich, in den Tagen vor Weihnachte­n sei inhaltlich einiges weitergega­ngen. Dennoch bleibe man dabei, die Verhandlun­gen so schnell wie möglich, aber auch so lange wie notwendig zu führen.

Grüne wollen neue Kultur

Auf einen Abschluss noch in diesem Jahr, wie es der Vorarlberg­er Grünen-Chef Johannes Rauch als Möglichkei­t in den Raum gestellt hatte, wollte sich Kogler nicht festlegen: „Es ist ja nur zufällig Silvester“, ob die Koalition im Jahr 2019 oder im Jahr 2020 steGeneral­sekretär he, sei als Frage von Tagen nicht relevant.

Die Grünen wollen jedenfalls eine „neue politische Kultur“in die Regierungs­arbeit einbringen, die Unterschie­dlichkeit der beiden Parteien bedinge das. Zur bestehende­n politische­n Kultur gehört das Beteuern, dass über die Verteilung der Ressorts und Personalia in Koalitions­verhandlun­gen erst ganz am Schluss gesprochen werde. Kurz blieb dem treu und kommentier­te vielerorts kolportier­e Meldungen nicht; Kogler erklärte, die Verteilung der Ministerie­n sei „im Detail“noch nicht fertig.

Teile der Ministerli­ste gelten allerdings bereits als so fix, wie Teile der Ministerli­ste zu diesem Zeitpunkt fix sein können: Auf türkiser Seite gilt der derzeitige Karl Nehammer als Innenminis­ter als gesetzt. Ebenso dürfte Gernot Blümel einen sicheren Job als Finanzmini­ster haben, nebenbei muss er als Chef der Wiener Volksparte­i im Herbst 2020 eine Landtagswa­hl schlagen.

Edtstadler für Verteidigu­ng?

Margarete Schramböck soll wieder Wirtschaft­s-, Elisabeth Köstinger wieder Landwirtsc­haftsminis­terin werden. Alternativ dazu ist Köstinger auch als Kanzleramt­sministeri­n im Gespräch, für das Landwirtsc­haftsresso­rt käme der niederöste­rreichisch­e Landesrat Stephan Pernkopf infrage.

Spekuliert wird darüber hinaus, dass Kurz eine Frau an der Spitze des Verteidigu­ngsministe­riums will – und dafür die ExStaatsse­kretärin

und EU-Abgeordnet­e Karoline Edtstadler im Auge habe. Kurz selbst, so munkelt man, könnte wieder Bundeskanz­ler werden.

Bei den Grünen ist neben Werner Kogler als Vizekanzle­r auch die frühere Global2000-Chefin Eleonore Gewessler fix für ein Umwelt- und Klimaminis­terium inklusive den Verkehrsag­enden geplant. Konfliktpu­nkt in den türkis-grünen Verhandlun­gen soll dabei sein, welche Kompetenze­n beim ÖVP-geführten Landwirtsc­haftsminis­terium bleiben und welche in das neue Ressort zu den Grünen wandern.

Eine Meldung der Tageszeitu­ng Österreich wird nicht von Türkis, nicht von Grün, sondern in der Hofburg dementiert: Das Gratisblat­t hatte berichtet, dass Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen unbedingt seinen Berater Lothar Lockl als Außenminis­ter durchsetze­n wolle. Eine Sprecherin des Präsidente­n wies dies auf STANDARD-Anfrage am Freitag zurück.

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Die Sakkos bleiben zu – um den Weihnachts­speck zu kaschieren, scherzt Werner Kogler. Für eine Koalition sind er und Sebastian Kurz, immer schlank, aber weiterhin offen.
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