Es gibt sie noch, die schönen Kleinwagen
Chic, komfortabel und natürlich voll vernetzt: Bei Kleinwagen war Renault immer schon eine Großmacht. Was die neue fünfte Generation kann – Christbaumtransport etwa –, haben wir vor Weihnachten ausprobiert.
Ober sticht Unter. Das war schon immer so. Im Clio hielt Pipsi nichts mehr auf dem Boden hinter dem Beifahrersitz. Der Drang, mit dem jüngeren, später aufgegabelten Mischlingshund Bruno mindestens gleichzuziehen und quasi im Rudel von der Rückbank aus in die große, weite Welt zu blicken, war größer als die Angst, in der Kurve von selbiger geschleudert zu werden.
Und siehe da: Anders als in den Urzeiten des Renault 5 (wir kennen den legendären Kleinwagen noch aus Jugendtagen) hielt sich der Terrier-Verschnitt aus Kalabrien auch ohne Sicherheitsgurt oben. Für allzu gestrenge Exekutivbeamten an dieser Stelle der Hinweis: Wir kaufen alsbald einen zweiten Gurt, dann sind im Fahrzeug wieder beide Köter vorschriftsgemäß verwahrt.
Aufmerksamen Leserinnen und Lesern ist das Detail mit Sicherheit nicht entgangen: Der Clio ist in der Neuauflage nicht weniger schneidig als seine Vorfahren, schon gar nicht weniger dynamisch, aber man sitzt dabei deutlich besser und entspannter als seinerzeit. Vor allem ist mehr Platz im Innenraum, obwohl der Fünftürer mit den im Fensterrahmen versteckten Türgriffen eine Spur kürzer und niedriger ist. Das bleibt groß gewachsenen Mitfahrern natürlich nicht verborgen, aber die verirren sich vermutlich eher selten in so einen Kleinwagen. Beim Kofferraum wurde trotz Verkleinerung nicht gespart, der ist mit 366 Litern sehr ansehnlich, aber das ist natürlich kein Ersatz für Kopffreiheit.
In der Liga der Großen spielt der Clio bei der Multimedia-Ausstattung mit, die Menüführung ist logisch und intuitiv. Rückschritte gibt es in der Bedienung, das freilich im positiven Sinn, nämlich in Form von Direktwahltasten. Wer allerdings den vermutlich wichtigsten Knopf, den LautstärkeDrehregler, vermisst: Renault hat traditionell eigene Wippschalter für die Sound-Bedienung mit der rechten Hand, die sich nicht mit dem Lenkrad mitdrehen, was sich beim Reversieren oder in Kurven als sehr nützlich erweisen kann.
Das Fahrwerk ist straff abgestimmt und die Lenkung direkt, aber beides keineswegs ungemütlich. Die hundert PS des Dreizylinder-Turbo-Benziners erweisen sich wider Erwarten als ausreichend. Auffällig sind Laufruhe und Schalldämmung, fast kann man den Eindruck bekommen, das Rollgeräusch wäre lauter als das Motorengeräusch. Das im Kleinwagensegment übliche Hartplastik hält sich übrigens in Grenzen, hier wurde mit GlanzlackElementen aufgehübscht, bei Bedarf sogar abgestimmt in der Farbe des Außenlacks. Preislich hat sich der Clio mit der Neuauflage übrigens kaum nach oben bewegt, so sollte der kleine Frenchman fit sein für das Wettrennen gegen Polo & Co. Der für nächstes Jahr angekündigte Hybrid-Clio wird die Palette diesbezüglich auffetten. Als gewöhnungsbedürftig empfanden wir die relativ breiten C-Säulen, sie schränken die Übersicht nach hinten doch einigermaßen ein, aber erstens gewöhnt man sich an alles, und außerdem übernehmen diverse Sensor- und Kamerasysteme einen Teil der Aufmerksamkeitsarbeit. Navi, LEDLicht, Keyless-Schließsystem und elektrisch klappbare Spiegel runden die Ausstattung ab.