Der Standard

Es gibt sie noch, die schönen Kleinwagen

Chic, komfortabe­l und natürlich voll vernetzt: Bei Kleinwagen war Renault immer schon eine Großmacht. Was die neue fünfte Generation kann – Christbaum­transport etwa –, haben wir vor Weihnachte­n ausprobier­t.

- Luise Ungerboeck

Ober sticht Unter. Das war schon immer so. Im Clio hielt Pipsi nichts mehr auf dem Boden hinter dem Beifahrers­itz. Der Drang, mit dem jüngeren, später aufgegabel­ten Mischlings­hund Bruno mindestens gleichzuzi­ehen und quasi im Rudel von der Rückbank aus in die große, weite Welt zu blicken, war größer als die Angst, in der Kurve von selbiger geschleude­rt zu werden.

Und siehe da: Anders als in den Urzeiten des Renault 5 (wir kennen den legendären Kleinwagen noch aus Jugendtage­n) hielt sich der Terrier-Verschnitt aus Kalabrien auch ohne Sicherheit­sgurt oben. Für allzu gestrenge Exekutivbe­amten an dieser Stelle der Hinweis: Wir kaufen alsbald einen zweiten Gurt, dann sind im Fahrzeug wieder beide Köter vorschrift­sgemäß verwahrt.

Aufmerksam­en Leserinnen und Lesern ist das Detail mit Sicherheit nicht entgangen: Der Clio ist in der Neuauflage nicht weniger schneidig als seine Vorfahren, schon gar nicht weniger dynamisch, aber man sitzt dabei deutlich besser und entspannte­r als seinerzeit. Vor allem ist mehr Platz im Innenraum, obwohl der Fünftürer mit den im Fensterrah­men versteckte­n Türgriffen eine Spur kürzer und niedriger ist. Das bleibt groß gewachsene­n Mitfahrern natürlich nicht verborgen, aber die verirren sich vermutlich eher selten in so einen Kleinwagen. Beim Kofferraum wurde trotz Verkleiner­ung nicht gespart, der ist mit 366 Litern sehr ansehnlich, aber das ist natürlich kein Ersatz für Kopffreihe­it.

In der Liga der Großen spielt der Clio bei der Multimedia-Ausstattun­g mit, die Menüführun­g ist logisch und intuitiv. Rückschrit­te gibt es in der Bedienung, das freilich im positiven Sinn, nämlich in Form von Direktwahl­tasten. Wer allerdings den vermutlich wichtigste­n Knopf, den Lautstärke­Drehregler, vermisst: Renault hat traditione­ll eigene Wippschalt­er für die Sound-Bedienung mit der rechten Hand, die sich nicht mit dem Lenkrad mitdrehen, was sich beim Reversiere­n oder in Kurven als sehr nützlich erweisen kann.

Das Fahrwerk ist straff abgestimmt und die Lenkung direkt, aber beides keineswegs ungemütlic­h. Die hundert PS des Dreizylind­er-Turbo-Benziners erweisen sich wider Erwarten als ausreichen­d. Auffällig sind Laufruhe und Schalldämm­ung, fast kann man den Eindruck bekommen, das Rollgeräus­ch wäre lauter als das Motorenger­äusch. Das im Kleinwagen­segment übliche Hartplasti­k hält sich übrigens in Grenzen, hier wurde mit GlanzlackE­lementen aufgehübsc­ht, bei Bedarf sogar abgestimmt in der Farbe des Außenlacks. Preislich hat sich der Clio mit der Neuauflage übrigens kaum nach oben bewegt, so sollte der kleine Frenchman fit sein für das Wettrennen gegen Polo & Co. Der für nächstes Jahr angekündig­te Hybrid-Clio wird die Palette diesbezügl­ich auffetten. Als gewöhnungs­bedürftig empfanden wir die relativ breiten C-Säulen, sie schränken die Übersicht nach hinten doch einigermaß­en ein, aber erstens gewöhnt man sich an alles, und außerdem übernehmen diverse Sensor- und Kamerasyst­eme einen Teil der Aufmerksam­keitsarbei­t. Navi, LEDLicht, Keyless-Schließsys­tem und elektrisch klappbare Spiegel runden die Ausstattun­g ab.

 ??  ?? Mit Clio – die griechisch­e Muse der Heldendich­tung – hat Renault Geschichte geschriebe­n. Es gibt ihn seit 30 Jahren, und jetzt ist er wieder einen Hauch kürzer und niedriger als seine zahlreiche­n Vorgängerm­odelle. Innen ist trotzdem mehr Platz.
Mit Clio – die griechisch­e Muse der Heldendich­tung – hat Renault Geschichte geschriebe­n. Es gibt ihn seit 30 Jahren, und jetzt ist er wieder einen Hauch kürzer und niedriger als seine zahlreiche­n Vorgängerm­odelle. Innen ist trotzdem mehr Platz.

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