Zeiten für Börsianer bleiben auch 2020 günstig
Das wahrscheinlichste Szenario für 2020 ist ein moderates Wirtschaftswachstum mit weiter niedrigen Zinsen und tendenziell steigenden Aktienund Immobilienpreisen. Im Fokus stehen der Brexit sowie die Präsidentenwahl in den USA.
Zwar sei noch nicht mit einer Trendwende bei der Europäischen Zentralbank (EZB), der US-Notenbank Fed und Co zu rechnen, aber die Diskussion könnte im zweiten Halbjahr durchaus angestoßen werden. In den vergangenen zwölf Monaten ging es kräftig nach oben – trotz Brexits und Handelskonflikts. Das kommende Jahr könnte stärkere Kursausschläge in beide Richtungen bringen, sagen die Weberbank-Fachleute voraus.
Heuer ging es für den Deutschen Aktienindex Dax um gut ein Viertel nach oben auf mehr als 13.300 Zähler. Das wichtigste Börsenbarometer
Deutschlands liegt nun nur gut zweihundert Punkte unter seinem Rekordhoch vom Jänner 2018. Zum Vergleich: Der ATX in Wien hat seit Jahresbeginn 18,01 Prozent zugelegt. Neben den Unternehmensergebnissen dürften auch die Nullzinsen auf den Sparbüchern dazu beigetragen haben.
Die meisten Fachleute gehen davon aus, dass es auch 2020 weiter aufwärtsgeht. Martin Stürner, Chef des Fondsanbieters PEH Wertpapier AG, hält bis zum Ende 2020 einen Dax-Stand von 15.000 Punkten für möglich – das wäre ein Plus von ungefähr zwölf Proumfeld zent. Wichtige Impulse könnten vom zuletzt besseren Geschäftsklima kommen. Auch Ulrich Stephan, Chefstratege bei der Deutschen Bank, hält an Aktien fest. „Im Vergleich zu Staats- und Unternehmensanleihen erscheint das Chance-Risiko-Profil von Aktien nach wie vor interessant“, stellt er fest. Der deutsche Markt könne besonders profitieren, wenn die Nachrichtenlage insgesamt positiver werde. Deutschlands Firmen sind stark vom Welthandel abhängig. Zieht die Wirtschaft global an, treibt das den Dax nach oben. Durch die enge Verflechtung mit Deutschland dürften auch die börsennotierten österreichischen Unternehmen mitprofitieren.
Anders sieht es in den USA aus, wo die Wirtschaft stärker auf den Konsum ausgerichtet ist. In einem allgemein eher unsicheren Markt
sollte es daher in den USA besser laufen, sagt Stephan. 2019 erreichten Dow Jones, S&P und Nasdaq Rekordwerte.
Die Experten der Vermögensverwaltung Lyxor gehen davon aus, dass sich der Rückstand der europäischen Indizes auf die Wall Street verringern wird. „Europas Aktienmärkte könnten 2020 nach mehr als zehn Jahren der Underperformance gegenüber den USAktienmärkten aufholen“, prognostizieren sie. Dabei spiele es eine Rolle, dass die Papiere auf dem Kontinent niedriger bewertet sind als auf der anderen Seite des Atlantiks.
Doch auch für die USA zeigten sich die Experten zuversichtlich. Dort dürfte der Präsidentschaftswahlkampf für Gesprächsstoff an der Börse sorgen. Los geht es schon im Februar mit den ersten Vorwahlen. Bereits jetzt wirke sich fast jede Äußerung Trumps auf die Kurse aus, sagt Carsten Mumm, Chefvolkswirt der Privatbank Donner & Reuschel. „Deutlich fallende Aktienkurse würden die Chancen für seine Wiederwahl wohl erheblich senken.“Trump werde daher mit allen Mitteln versuchen, für gute Stimmung an der Börse zu sorgen. Das macht das Wirken des US-Präsidenten wohl noch unberechenbarer. Generell habe Trump aber ein Interesse an einem ruhigen Verlauf der Konjunktur und Kapitalmärkte, weshalb der Wahlkampf die Lage stabilisieren sollte.
Nach der Weihnachtspause haben Europas Aktienmärkte am Freitag einen neuen Anlauf auf Rekordstände genommen. Die Anleger bewegen sich im Kielwasser der rekordhungrigen Wall Street. Kaum einer will sich vorwerfen lassen, die Jahresendrallye verpasst zu haben. (Reuters, red)