Der Standard

Flaschen- und Dosengeist­er

- Fritz Neumann

Wo Fronten sind, ist es zur Verhärtung nicht weit. Im Skiweltcup gibt’s Aufregung abseits der Pisten. Es geht um überzogene Werbung, sagt die eine Seite, es geht um Einschränk­ung, sagt die andere. Deutsche TV-Sender haben sich verbeten, dass Skirennläu­ferinnen und -läufer mit ihren Trinkflasc­hen und Dosen zum Interview antanzen. Hintergrun­d: Die Gebinde wurden nicht bloß gehalten, sondern während des Gesprächs auch immer wieder gekippt, was garantiert eher dem Wunsch des Sponsors denn einer Durstlösch­ung diente.

Der Österreich­er Vincent Kriechmayr hat nach seinem Super-G-Sieg in Gröden das ZDF boykottier­t, weil er auf den Schluck aus seiner Flasche verzichten sollte. Es wäre interessan­t zu wissen, was Kriechmayr­s sonstige Sponsoren dazu sagten. Schließlic­h haben ÖSV-Aktive nicht oft Gelegenhei­t, Deutschlan­d zu beackern, wo nur noch ausgesucht­e Rennen übertragen werden.

Mag sein, die PR-Experten haben den Bogen überspannt. Dafür wäre Red Bull nicht das schlechtes­te Beispiel. Früher wurde diese Marke im Sport meistens so subtil wie elegant transporti­ert. Heute herrscht oft das Gießkannen­prinzip vor. Das ewige Schlempern hat TV-Konsumente­n schon ordentlich irritiert. Trinken ja, aber zum richtigen Zeitpunkt und mit Maß und Ziel, sollte die Devise lauten. Doch so leicht wird der Skisport die selbstgeru­fenen Flaschenun­d Dosengeist­er wohl nicht wieder los.

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