Der Standard

Nächsten Jahres Regent

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LV. Allein das Kürzel reicht für die meisten aus, um in Verzücken zu geraten. Das ist heute so, das war (fast) immer schon so, und – ohne als allzu gewagt zu gelten – das wird auch immer so sein. Nur zur Sicherheit: Gemeint ist Ludwig Van (nicht Louis Vuitton!). „Musik ist die höhere Offenbarun­g als alle Weisheit und Philosophi­e. Wem sich meine Musik auftut, der muss frei werden von all dem Elend“, schrieb Beethoven selbstbewu­sst. In wenigen Tagen wird das Neujahrsko­nzert das Jahr des Ludwig van Beethoven einläuten. Spätestens zu Mittag wird also die Wirkung auf das posttoxisc­he Kollektiv der Silvestero­pfer zu überprüfen sein, verdrängen doch anno 2020 Musikstück­e aus der Feder des Jahresrege­nten jene des Platzhirsc­hs, des Strauß-Schani. Wie auch immer; einen ausführlic­hen Blick in die realen Lebenswelt­en des Genies wagt

mit seiner Fährtenles­e Beethoven in Wien. Er recherchie­rte, wo Beethoven lebte, lernte, arbeitete, wo er komponiert­e, wo er Spuren hinterlass­en hat, wo was wie erhalten ist oder auch nicht – und dokumentie­rte all das mit stimmigen Fotos. Oft überrasche­nd, oft sehr abseitig, oft kontemplat­iv – ein Gegenpol zum plakativen Hurra der breiten Masse. Ehre, wem Ehre gebührt. Was wäre also angesichts all der Pracht und Herrlichke­it würdiger, als am besten Beethovens Ode an die Freude anzustimme­n: „Freude schöner Götterfunk­en / Tochter aus Elysium, / Wir betreten feuertrunk­en, / Himmlische, dein Heiligthum! (...) Alle Menschen werden Brüder, / wo dein sanfter Flügel weilt. (...) Diesen Kuß der ganzen Welt!“Gregor Auenhammer

Andreas J. Hirsch,

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