WEITERBILDUNG
Durch die digitalen Möglichkeiten lassen sich Weiterbildungsangebote noch stärker personalisieren. Ein technisches Grundverständnis wird auch in diesem Bereich immer wichtiger.
Für jeden das Passende: Die Bildungsangebote lassen sich immer stärker personalisieren.
Die Ausreden, warum man auch 2019 den Vorsatz zur Weiterbildung nicht verwirklichen konnte, gehen schön langsam aus. Denn Weiterbildungsangebote können dank digitaler Technologien noch stärker individualisiert werden. Und dass auch 2019 nicht das richtige Bildungsangebot gefunden werden konnte, ist bei der Vielzahl fast unmöglich. Lerninhalte lassen sich nach den persönlichen Bedürfnissen zusammenstellen und können beinahe überall konsumiert werden. Die Möglichkeiten zum adaptiven Lernen werden auch in Zukunft weiter ausgebaut werden. Am besten funktioniert Lernen in kleinen Happen. Als sogenanntes Micro-Learning können kurze Inhalte dank genauer (Daten-)Analyse der Lernenden weiter verbessert und individuell angepasst.
An den Hochschulen, so eine Prognose des Bildungsministeriums, werden durch Learning Analytics, also der Analyse, Darstellung und Interpretation von Daten aus Lehr- und Lernsettings, die Lehre und das Lernen an den Hochschulen nachhaltig verändern. Dabei nutzen Hochschulen die Daten, die jeder Studierende hinterlässt, um das künftige Studienangebot und den Lernerfolg von Studierenden zu verbessern. So können zum Beispiel aufgrund einer Logfile-Analyse innerhalb eines Lernvideos jene Stellen identifiziert werden, an denen das Video häufig abgebrochen oder oft wiederholt wird. Dies könnte ein deutlicher Hinweis für Vortragende sein, diese Passagen neu zu gestalten. Oder Analysen informeller Onlinetests können Aufschluss darüber geben, welche Teile eines Vortrags besser und welche schlechter verstanden wurden. Zahlreiche Universitäten und Fachhochschulen in Österreich nutzen diese Möglichkeiten bereits.
Breites Angebot
Die Bildungsangebote sind breit gefächert. Vieles kann als Onlinekurs absolviert werden, manche Angebote stehen jedem offen. Die Ivy League der Business Schools wie beispielsweise das MIT oder Harvard waren Vorreiter dieser Open
Education. Anfangs waren nur ausgewählte Vorlesungen abrufbar, mittlerweile kann mStandard:an ganze Masterstudien mit einem Open Online Course absolvieren. Nur gänzlich offen sind diese Bildungsangebote meist nicht mehr. Zwar ist die Teilnahme vielfach noch kostenlos, ein Zertifikat gibt es aber nur gegen Bares.
In Österreich bieten die technischen Hochschulen für Studieninteressierte in den Bereichen Mathematik, Informatik und Mechanik solche Open Online Courses. Ziel ist es, mögliche Wissenslücken zu schließen und den künftigen Studierenden die Sicherheit zu geben, für das Studium gerüstet zu sein. Lehrende und Lernende können in Foren miteinander kommunizieren. Die Kursdauer beträgt zwischen drei und acht Wochen. Diese Vorbereitungskurse sind kostenlos.
Lernen und spielen
Gamification lautet ein weiteres Schlagwort, das immer öfter auch bei Weiterbildungsangeboten zu finden ist. Menschen spielen gern, ob Computerspiele, Karten- oder Gesellschaftsspiele. In der Weiterbildung werden durch spielerische Elemente die gleichen Anreize geschaffen, wie sie beim jeweiligen Spielen entstehen, mit dem Nebeneffekt, dass auch noch Wissen vermittelt wird. Auch der Einsatz von Virtual Reality (VR) gehört zu den spielerischen Elementen. Kein anderes digitales Medium bietet derzeit die Möglichkeit, sich so direkt und intensiv mit dem Lerngegenstand auseinandersetzen, wie es bei VR der Fall ist. In den USA gehört der Einsatz bereits zum Standard in den Bildungsbetrieben. In den Weiterbildungsprogrammen der österreichischen Anbieter finden sich diese aber noch selten. In den USA trainieren Verkäufer, Reinigungskräfte, aber auch Köche und Sheriffs mit VR, in Österreich werden hauptsächlich Sicherheitsschulungen damit gemacht.
Zugenommen hat jedenfalls der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in der Weiterbildung. Ein Beispiel sind sprachgesteuerte Bots, die den Lernenden während seines Weiterbildungskurses
unterstützen. Anders als beim adaptiven Lernen soll der Lernende bei den Aufgaben unterstützt werden, die ihm in der Vergangenheit Schwierigkeiten bereitet haben.
Das Verbindende dieser Bildungstrends ist die Technologie, die dahintersteckt. Das bedeutet auch für die Weiterbildung: ohne ein IT-Grundverständnis wird es immer schwieriger. Am Arbeitsmarkt sind digitale Skills ohnehin ein zentraler Erfolgsfaktor. Das Arbeitsmarktservice (AMS) hat sich gemeinsam mit Führungskräften, Personalentwicklern und -verantwortlichen genauer angeschaut, welche Kenntnisse hier besonders gefragt sind. Um mit der Transformationsgeschwindigkeit mithalten zu können, so die Analyse, sind neben dem Beherrschen der einzelnen Tools auch allgemeine digitale Grundkenntnisse essenziell genauso wie ein Grundwissen über Datenschutz und Datenverwertung.
Weiterbildung ist dafür ein wichtiger Schlüssel. Doch nur 43 Prozent der Berufstätigen in Österreich investieren Zeit in ihre Weiterbildung. 56 Prozent wären bereit, sich für einen neuen Job umschulen zu lassen. In beiden Kategorien liegen die Österreicher deutlich unter dem internationalen Schnitt, zeigt eine Studie mit 366.000 Befragten in 197 Ländern, davon 3800 in Österreich. Selbstständige und Menschen in IT-Berufen oder mit wissenschaftlichen Jobs sind besonders offen für Weiterbildung, so der Bericht
Decoding Global Trends in Upskilling and Reskilling der Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG), der Online-Jobplattform StepStone, und dem JobbörsenNetzwerk The Network.
Konservative Methoden
Die Studie zeigt auch, dass die Österreicher in ihren Lernmethoden eher konservativ sind: Nur 15 Prozent der Berufstätigen nutzen Onlineinstitute, der Anteil ist halb so hoch wie weltweit üblich. Auf Apps wird mit 17 Prozent unterdurchschnittlich häufig zugegriffen. Am häufigsten greifen die Österreicher auf Angebote im Job zurück (58 Prozent).