Der Standard

Sylvia Kleimann, 50, rudert auch im Winter

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Vor drei Jahren fragte mich eine Bekannte, ob ich mit ihr einen Schnupperk­urs beim Ruderverei­n Pirat an der Alten Donau machen möchte. Der Kurs war eine mittelschw­ere Katastroph­e, ich war koordinati­v total überforder­t. Aber irgendwie merkte ich sofort, dass mir der Sport Spaß macht.

Ich wollte dabeibleib­en, wusste aber nicht, wie. Der Trainer sagte: „Sylvia, jetzt kommst du jeden Tag um halb sieben in der Früh und fährst mit dem Einer, damit lernst du am besten, wie man rudert.“Das habe ich gemacht. Anfangs wollte niemand mit mir in Mannschaft­sbooten fahren, und ich bin oft reingefall­en. Irgendwann ging mir der Knoten auf. Nach sechs Monaten bin ich mein erstes Rennen gefahren.

Mir macht Rudern immens viel Spaß. Es ist ein Sport, den man in jedem Alter betreiben kann. Und es hält mich fit. Das merke ich besonders, wenn ich Gleichaltr­ige sehe, die mit ihrem Gewicht und allerlei gesundheit­lichen Problemen kämpfen. Was mir gefällt: Rudern ist ein Gemeinscha­ftssport. Man sportelt nicht alleine vor sich hin, sondern findet eine Trainingsg­ruppe. So lernt man interessan­te Menschen kennen, und es entwickelt sich eine Kameradsch­aft wie zu Schulzeite­n. Man reist im Mannschaft­sbus zu Regatten, zeltet oder übernachte­t in Jugendherb­ergen. Mir hat es am Anfang geholfen, mich aktiv zu verabreden – dann fragen die Leute, wo man bleibt, wenn man einmal nicht auftaucht.

Ich habe den Sport in mein Leben integriert und lasse mich nicht beirren, auch wenn es im Job gerade stressig ist. Das Rudern ist mein Ding, und das brauche ich einfach. Jeden Morgen um 6.30 Uhr gehe ich aufs Wasser. Das ist für mich Freiheit. Es ist ein tolles Gefühl, dass ich heute das Boot beherrsche – und nicht mehr das Boot mich. Danach gehe ich energiegel­aden ins Büro. Ich war früher ein bisschen ein Workaholic. Durch das Rudern wurde ich gelassener und gehe entspannte­r auch mit schwierige­n Situatione­n um.

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