Drohungen und Vergeltungsschläge auf allen Seiten
Schiitische Miliz Kataib Hisbollah droht Washington wegen Luftschlägen im Irak
Bagdad/Washington – Nach USLuftangriffen auf ihre Stellungen im Irak und in Syrien droht die schiitische Miliz Kataib Hisbollah mit Vergeltung: Die US-Streitkräfte im Irak müssten mit massiven Angriffen rechnen, verkündete ein ranghoher Kommandant mit dem Kampfnamen Abu Mahdi alMuhandis, dessen ziviler Name Jamal Jaafar Ibrahimi lautet. Kurz davor hatten US-Verteidigungsminister Mark Esper und Außenminister Mike Pompeo mit weiteren Angriffen gedroht.
„Das Blut der Märtyrer wird nicht vergeblich vergossen sein“, drohte Muhandis, der den irakischen Volksmobilmachungskräften, einer Dachorganisation meist schiitischer Milizen, die vom Iran unterstützt werden, angehört. Diese Organisation wurde formell in die irakischen Streitkräfte integriert. Muhandis hat die Kataib Hisbollah gegründet und ist einer der mächtigsten Verbündeten des Irans im Irak.
Iraks Nachbar Iran, der die von den USA attackierte Miliz sowie die ebenfalls schiitische Hisbollah im Libanon unterstützt, verurteilte am Montag den amerikanischen Luftangriff. „Mit diesen Angriffen hat Amerika seine feste Unterstützung für Terrorismus und seine Missachtung der Souveränität von Staaten gezeigt“, erklärte ein iranischer Regierungssprecher am Montag. Die US-Regierung müsste „mit Konsequenzen für ihre illegalen Taten“rechnen.
Die libanesische Hisbollah kritisierte, die USA nähmen im Irak Gruppen ins Visier, von denen sie zuvor Unterstützung im Kampf gegen den „Islamischen Staat“erhalten hätten.
Das US-Militär hatte am Sonntag „defensive Angriffe“gegen drei Standorte der Kataib Hisbollah
ausgeführt. Die USA machen die Miliz für einen Raketenangriff in der Nähe der nordirakischen Ölstadt Kirkuk verantwortlich, bei dem am Freitag ein US-Zivilist getötet und vier US-Soldaten sowie zwei irakische Sicherheitskräfte verletzt wurden.
„Selbstverteidigung“der USA
Beim darauffolgenden amerikanischen Angriff wurden nach irakischen Angaben mindestens 25 Kämpfer getötet und 55 verletzt. Esper kündigte an, die USA seien zu „zusätzlichen Maßnahmen“bereit. Es gehe um die „Selbstverteidigung“
der USA, die von Luftangriffe seien „erfolgreich“verlaufen.
Seit Anfang Oktober erlebt der Irak angesichts einer schweren sozialen Krise eine immense Protestwelle. Unter dem Druck der Demonstranten trat bereits Ministerpräsident Adel Abdel Mahdi zurück, er führt die Regierung aber mangels anderer Personallösungen geschäftsführend weiter. Der benachbarte Iran übt großen Einfluss im Irak aus und versucht, die Bildung einer neuen Regierung in eine ihm genehme Richtung zu lenken. (Reuters, AFP)