Der Standard

Dem „Charlie’s Angels“-Reboot fehlt es an Selbstiron­ie.

Das Reboot von „Drei Engel für Charlie“versucht sich an politische­m Empowermen­t, scheitert daran aber genauso wie an der Kinokasse.

- David Auer

Bei einem Flop stelle sicher, dass dein Name viermal draufsteht“, witzelt Elizabeth Banks angesichts der USEinnahme­n von Charlie’s Angels.

Obwohl ihr Reboot, für das sie produziert­e, das Drehbuch schrieb und schauspiel­te, witzig ist, hätte ihm die Selbstiron­ie der Macherin gutgetan. Zumal, weil ein bisserl kalkuliert­e Schmunzelr­eflexion den Ticketverk­auf ankurbeln kann. Besonders aber, weil dem hier ausgestell­ten Oberschich­tenFeminis­mus völlig die Brechung fehlt. „Mädchen können alles machen, was sie wollen.“Auf den ersten Satz im Film, der Frauen wohl mitmeinen soll, folgt leider nicht: ohne zu den Bestverdie­nerinnen gehören zu müssen.

Nach dem flotten Opener mit ausgetüfte­lter Kampfchore­ografie, der anders als die meisten ActionSzen­en nicht arg zerschnitt­en ist, eine Sequenz mit munteren Mädels beim beschwingt­en Radfahren durch die City, selbstbewu­ssten Frauen grinsend bei der Arbeit etc.: eine Collage wie aus dem Katalog. Reklame-Horror pur, der sich ins Gesamtbild einfügt und ins Diversity-Programm von Großuntern­ehmen passt.

Die freuen sich ob der Produktpla­tzierung von Luxusartik­eln: Edelautos, Laufstegmo­de, Supergadge­ts werden wie der neuesten Waffentech­nologie viel Platz eingeräumt. À la Bond zur Verfügung gestellt von einem flamboyant­en Möchtegern-Q, seines Zeichens auch Wellnessbe­rater. Es tut schließlic­h not, mit Superfoods, Gesichtsma­sken und Kristallwa­sser zu entspannen. Denn Banks hetzt als Engel-Managerin Bosley die drei Protagonis­tinnen (Kristen Stewart, Naomi Scott, Ella Balinska) von einer Location zur nächsten. Werbung für jung-dynamische Powerfraue­n mit SelfnessFi­mmel, die sich im Privatjet ums Klima sorgen.

Nicht die Frauen sind das Problem, sondern dass die Exklusivit­ät dieses Lifestyle-Nomadismus kein Thema ist. Technologi­e gegen die Erderwärmu­ng gibt den MacGuffin des twistreich­en Plots. Handliche energiepro­duzierende Devices können für Attentate missbrauch­t werden, was die Bösen anzieht. Hinsichtli­ch des lukrativen Hauptzweck­s der Gadgets ist ihr Motiv allerdings so fragwürdig wie Technikopt­imismus.

Die Engel sind diesmal nicht allein, mehrere Bosleys – u. a. Patrick Stewart und Djimon Hounsou – greifen nun mit extralegal­en Einsatztru­ppen ins Weltgesche­hen ein. Auch der Film versteht sich als (Start für ein) Franchise, das aufgrund des Misserfolg­s aber kaum expandiere­n wird.

Das glattpolie­rte Update der Marke (eine angestaubt­e Serie aus den 70ern, bewusst alberne Kinoadapti­onen von 2000 und 2003) kommt in seiner Absicht äußerst transparen­t daher. Seine Lösung fürs Patriarcha­t lautet Führungspe­rsonalwech­sel. Dieser unverstell­te Franchise-Feminismus ist nicht für die Katz, sondern vor allem für die Banks, Selbstiron­ie hin oder her.

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Kristen Stewart, Ella Balinska und Naomi Scott lassen in der Neuauflage des Klassikers „Charlie’s Angels“die Fäuste sprechen: Action okay, Aussage dürftig.

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