Der Standard

Zeitvertre­ib mit Ibiza

- LjubišaToš­ić

Es mögen große Politdinge im Gange sein. Gefühlterw­eise herrscht zurzeit aber eher entspannte Wartestimm­ung (neue Regierung), in der man sich die Zeit mit Jahresrück­blicken vertreibt. TV hilft. Es erinnert mit 2019-Endlosschl­eifen auch den FPÖ-Wähler daran, dass Ibiza nicht nur jene schöne Insel ist, auf der die Fantasie von „gelenkter Demokratie“begraben liegt.

Die Insel bringt auch das Wort des Jahres hervor. Als Konkurrenz böte sich zwar „Zack, zack, zack“an. Großzügig

WIE TV DAS WARTEN AUF TÜRKIS-GRÜN ERLEICHTER­T

wären jedoch einmal zwei erste Plätze zu vergeben. Natürlich produziert auch das Warten auf TürkisGrün interessan­te Wortgebild­e; in News-Formaten lebt eine Sprache des Übergangs auf: „Noch nicht bestätigt“, „nicht auf der Zielgerade­n“oder „Es sind letzte Meter zu gehen“sind beliebte Phrasen. Auch trösten Sätze wie „Es fehlen noch Details“oder „Es sind große Schritte gemacht worden“.

Im sonntägige­n ZiB 2-Wartezimme­r vertreibt man sich die Zeit auch mit Fragen: Wie viel Sachkenntn­is muss ein Minister besitzen, Herr Peter Filzmaier? Der Analytiker stellt die Gegenfrage, der Moderator muss schmunzeln: Welcher „Spezialist für Beamtendie­nstrecht kennt sich gleich gut beim Tischtenni­s aus?“, so Filzmaier. Er meint die Möglichkei­t, dass Werner Kogler als Vizekanzle­r jene Kompetenze­n innehaben könnte, die Heinz-Christian Strache hatte (öffentlich­er Dienst und Sport): Niemand könne dies. Minister sein heiße, Generalist zu sein. Wer alles Minister wird, konnte so nicht geklärt werden. Doch wieder war ein Stück der Wartezeit launig dahingesch­molzen.

dst.at/TV-Tagebuch

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