Der Standard

Die Iraker in Geiselhaft

- Gudrun Harrer

Dass der Irak zum US-iranischen Schlachtfe­ld werden könnte, ist keine ganz neue Befürchtun­g: Die Schwächung, die Washington Teheran im Inneren durch die wirtschaft­liche Strangulat­ion zufügt, bestärkt bisher die iranischen Hardliner nur in der Überzeugun­g, dass ihre regionale „Achse des Widerstand­s“, wie sie es nennen, lebenswich­tig ist. Der Irak ist aufgrund seiner Lage und Demografie das Schlüssell­and der iranischen Machtproje­ktion. Der Iran wird den Irak nicht aufgeben.

Aus iranischer Sicht ist der Krieg mit den USA auf irakischem Territoriu­m bereits Realität. Zwar waren die USLuftangr­iffe auf die Iran-treue Miliz Kataib Hisbollah am Sonntag ein Vergeltung­sschlag für den Angriff auf eine USMilitärb­asis. Aber auch die war nicht der Beginn. Schon seit Sommer werden Iran-nahe Milizen im Irak regelmäßig angegriffe­n, daran war auch Israel beteiligt. Dass die USA am Sonntag auch zwei Ziele der Kataib in Syrien attackiert­en, gehört ins Bild: Der iranische Waffentran­sfer dorthin, den Israel als direkte Gefahr sieht, sollte getroffen werden.

Zum US-Krieg gehören aus iranischer Sicht allerdings auch die seit Oktober laufenden Massenprot­este im Irak, die sich unter anderem gegen den iranischen Einfluss richten. Deshalb lässt die derzeitige Eskalation das Schlimmste für die Demonstran­ten und Demonstran­tinnen befürchten. Der Iran und seine Milizen werden die Proteste noch mehr als bisher als Teil eines US-Komplotts sehen. Die Menschen auf den Straßen werden die Rechnung zahlen.

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