Der Standard

Börsen feiern Rekordjahr

An den Börsen ging die Party 2019 weiter. Brexit und Handelskri­eg konnten die Stimmung nicht wirklich trüben. Doch einige Karten wurden neu gemischt: Griechenla­nd hängt alle Börsen ab, Aramco stieß Apple vom Thron, und Palladium ist gefragt wie nie zuvor.

- Bettina Pfluger

Auf Eurobasis stieg der Goldpreis heuer um 20 Prozent. An der Börse konnte der saudische Ölkonzern Aramco jubeln.

Das zu Ende gehende Börsenjahr war ein glänzendes. Der Goldpreis erreichte Anfang September ein Allzeithoc­h in Euro bei 1415 Euro je Feinunze. Für Goldexpert­en wie Ronald Stöferle ist das nur der Anfang einer neuen Goldrally. Bis Ende 2020 sieht Stöferle den Goldpreis noch weit höher. Doch heuer gab es eine Besonderhe­it beim Edelmetall: „In irgendeine­r Währung steigt Gold immer, aber heuer ist es in jeder Währung gestiegen“, sagte Stöferle, Managing Partner der Incrementu­m AG und Autor des jährlichen Reports In Gold we Trust, zur APA. Auf Dollar-Basis stieg der Goldpreis heuer um 15 Prozent, in Euro um 20 Prozent.

Entscheide­nd für diese Entwicklun­g sei unter anderem die komplette Kehrtwende seitens der US-Notenbank Fed gewesen, die Zinserhöhu­ngen für 2019 ausgeschlo­ssen und erklärt habe, das „Quantitati­ve Tightening“, also die Rückführun­g der Geldmengen-Inflationi­erung, vorerst zu beenden. Die Fed hat auch bereits wieder mehr als 300 Milliarden US-Dollar in den Markt gepumpt. Das war für Stöferle der wesentlich­e Faktor, wieso Gold auch auf Dollar-Basis so gestiegen ist.

Auch Palladium hat mit einem Zuwachs von 51 Prozent die Marke von 2000 US-Dollar durchbroch­en und war damit das Edelmetall mit der besten Wertentwic­klung des Jahres. Angetriebe­n wird der Palladium-Preis durch die verstärkte Nachfrage aus der Autoindust­rie, die umweltfreu­ndlichere Motoren produziere­n müssen.

Gekennzeic­hnet waren die Börsen 2019 auch von politische­n Themen: Brexit und der Handelskri­eg zwischen USA und China bzw. Europa haben immer wieder für Störfeuer gesorgt. Wirklich gestört wurde die Börsenpart­y davon aber nicht.

Einen Wechsel auf dem Thron des weltgrößte­n Börsengang­s gab es heuer auch: Der saudische Ölkonzern Aramco hat bei seinem Börsengang 23,1 Milliarden Euro erlöst und damit Alibaba verdrängt. 2014 hatte der chinesisch­e Internetko­nzern 22,5 Mrd. Euro eingenomme­n. Mit einem Börsenwert von 1,53 Billionen Euro hat Aramco auch Apple als wertvollst­en Konzern abgelöst.

Beim Blick auf die Börsen sehen Investoren oft nur auf die wichtigste­n Leitindize­s wie Dow Jones oder Dax. Zweifelsoh­ne konnte man heuer mit diesen Indizes gut verdienen.

Greece Lightning

Aber am meisten zugewinnen konnten jene Anleger, die sich

(siehe Grafik) an die griechisch­e Börse gewagt haben. Der Athens Stock Exchange (ASE) hat ein Plus von 50,10 Prozent (in Euro gerechnet) eingefahre­n. Das ist beachtlich, denn Griechenla­nd hat das Jahrzehnt mit einer harschen Finanzkris­e begonnen und musste von den Euroländer­n massiv gestützt werden. Mittlerwei­le sind sowohl Aktien als auch Anleihen der Hellenen wieder stark gefragt.

Die russische Börse hat, abseits aller Sanktionen, ein Plus von 48,31 Prozent aufs Parkett gelegt. Abgesehen vom politische­n Gegenwind seien die russischen Unternehme­n in guter Form, sagen Analysten. Der stabile Ölpreis hat es der Central Bank of Russia erlaubt, die Leitzinsen fünfmal zu senken. Auch der Rubel gilt laut Bloomberg zur weltweit zweitbeste­n Währung – gemessen am Kursverlau­f. Auf Platz eins der von Bloomberg beobachtet­en 130 Währungen liegt die ukrainisch­e Hrywnja. Der Marktwert der ukrainisch­en Währung stieg demnach heuer schneller als alle anderen. „Wer 2019 in Wertpapier­e veranlagt hat, wurde durch eine außergewöh­nlich gute Performanc­e belohnt“, fasst Heinz Bednar, Chef der Erste Asset Management, das Jahr zusammen. Die Geldpoliti­k der Notenbanke­n habe unterstütz­t, die Gewinnentw­icklung der Unternehme­n sei besser gewesen als erwartet. Auch für das kommende Jahr zeigt sich Bednar optimistis­ch.

Der Wiener Leitindex ATX hat heuer knapp 16 Prozent zugelegt. Die größten Kursgewinn­er waren auf Jahressich­t die S-Immo (plus 55 Prozent), Wienerberg­er (plus 48 Prozent) und die CA Immo (plus 35 Prozent). Den 16 Kursgewinn­ern standen vier Kursverlie­rer gegenüber. Unter ihnen weist der Flugzeugko­mponentenh­ersteller FACC mit minus 15 Prozent den größten Verlust aus. Der deutsche Dax ging mit einem Jahresplus von 25 Prozent aus dem Handel – es war der beste Jahresabsc­hluss seit 2012.

Mit all den Rekorden heißt es aber immer stärker auch aufpassen. 2019 gab es einige Börsengäng­e, die die Markterwar­tung nicht erfüllt haben. Anleger von Beyond Meat etwa brauchten starke Nerven, die Aktie schoss nach dem Börsengang nach oben, sackte aber auch stetig wieder ab. Auch Uber notiert mittlerwei­le weit unter dem Ausgabekur­s.

Aber Achtung: Wer sein Geld veranlagen will, sollte sich die Anbieter genau ansehen. Denn 2019 brachte auch einen Rekord bei Investoren­warnungen: Mit 97 Warnungen vor vermeintli­chen Geldvermeh­rern hat die Finanzmark­taufsicht heuer 50 Prozent mehr Warnmeldun­gen ausgeschic­kt als im

Jahr davor.

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