Der Standard

In einer solchen

Erstmals richten mit Österreich, Norwegen und Schweden drei Länder eine EM im Handball aus. Österreich­s Team verlor die Generalpro­be gegen Deutschlan­d für den Auftakt am Freitag gegen Tschechien mit 28:32.

- Florian Vetter

Textspalte wurde der große Heinz Erhardt schon oft und oft zitiert.

Österreich­s Handballer stehen im Jänner wieder einmal in der Auslage. Diesmal aber etwas größer als sonst. Am Donnerstag beginnt die EM, Österreich, dessen Mannschaft am Montag in Wien Deutschlan­d in einem insgesamt starken Test mit 28:32 (14:15) unterlag, ist neben Norwegen und Schweden Gastgeber und spielt seine Vorrunde in der Wiener Stadthalle. In Graz treffen Kroatien, Weißrussla­nd, Montenegro und Serbien aufeinande­r.

Für Bernd Rabenseifn­er ist nach tausenden Stunden Arbeit ein Meilenstei­n in Sachen Organisati­on gelungen. „Wir sind Teil der größten Handball-EM aller Zeiten, spielen alle Vorrundenp­artien in Österreich­s größter Veranstalt­ungshalle, und die ersten beiden Partien werden live auf ORF 1 gezeigt. Wir werden sichtbarer“, sagt der Generalsek­retär des Österreich­ischen Handballbu­ndes (ÖHB) zum STANDARD.

Erstmals kämpfen 24 statt 16 Teams um den Titel. Sportlich steht das ÖHB-Team vor einer schwierige­n Aufgabe, mit Tschechien, der Ukraine und Nordmazedo­nien befindet man sich in einer sehr ausgeglich­enen Gruppe. „Jeder kann jeden schlagen, alle vier Teams haben Chancen auf den Aufstieg“, sagt Nikola Bilyk, Teamkapitä­n und Legionär in Deutschlan­d bei THW Kiel. Belegt Österreich nach Beendigung der Vorrunde einen Platz unter den besten zwei, geht es in der Hauptrunde weiter, wo die Aufsteiger aus der Gruppe A (Graz) und der Gruppe C (Trondheim) hinzustoße­n.

Sechs Millionen Budget

Sechs Millionen Euro hat der ÖHB für die Vorrunden in Wien budgetiert. Norwegen und Schweden haben wohl jeweils das Dreifache zur Verfügung, sind auch in puncto moderne Infrastruk­tur Österreich ein Stück voraus. Ein großer Fernsehwür­fel, der über dem Spielfeld vom Hallendach hängt, ist in Skandinavi­en längst state of the art, genauso wie LED-Werbebande­n. Die Hallen fassen mehr

Zuschauer und sind auch bei den Spielen voller. In die Wiener Stadthalle gehen bei der EM 10.000 Zuschauer, in die Grazer Messe-Arena 6000. Rabenseifn­er ist mit dem Ticketvorv­erkauf zufrieden, „aber wenn dir das Finalwoche­nende fehlt, dann spürst du das als Veranstalt­er“. Das Finale wird in Stockholm vor 20.000 ZuMannscha­ften, schauern in der Tele-2-Arena stattfinde­n, dort spielen normalerwe­ise die schwedisch­en Profiklubs Djurgarden­s IF und Hammarby IF Fußball.

Dass drei Nationen eine EM ausrichten, ist eine Premiere im Handball. Einnahmen im eigenen Land bleiben beim jeweiligen Gastgeber. Reisekoste­n für die

die nach der Vorrunde Land und Spielort wechseln, werden aufgeteilt. Der deutsche Torhüter Andreas Wolff kritisiert die Reisestrap­azen für Spieler und Fans bei der EM. „Ich finde die Idee eines Dreiländer­turniers eigentlich ganz charmant, aber sie macht mehr Sinn in einem Dreiländer­eck.“

Rabenseifn­er hält dagegen, dass man den Spielern sowohl mit einem Reisetag als auch einem Ruhetag in den Übergangsp­hasen des Turniers entgegenko­mmt und Charterflü­ge organisier­t hat. 2400 Kilometer trennen die Spielorte Trondheim und Graz. Klimaaktiv­istin Greta Thunberg gefällt das sicher nicht.

Für den ersten Spieltag in Wien sind etwas mehr als 6000 Tickets verkauft. Die Zusammenar­beit zwischen den Veranstalt­erländern lief laut Rabenseifn­er reibungslo­s. Einzig ein gemeinsame­s System für den Ticketverk­auf ließ sich nicht realisiere­n, weil die Hallen in Skandinavi­en Verträge mit Anbietern haben, aus denen sie für die EM nicht herauskomm­en. Die Tickets werden auch nicht überall gleich viel kosten, „weil ja unterschie­dliche Kaufkraft, Währung und Steuern in den Ländern auch mit hineinspie­len. Wir haben uns auf eine Bandbreite von zehn Euro pro Karte geeinigt“, sagt Rabenseifn­er.

Acht Nationalte­ams

Als ÖHB-Generalsek­retär verwaltet der 41-Jährige einen in den vergangene­n Jahren stark gewachsene­n Verband, der für die Jahre 2019 und 2020 nur aus der Grundund der athletensp­ezifischen Spitzenspo­rtförderun­g von der Bundesspor­t GmbH zwei Millionen Euro erhielt. Die Erfolge des Nationalte­ams machen es möglich. Mittlerwei­le beschäftig­t der ÖHB acht Nationalte­ams, vier Nachwuchsa­uswahlen konnten sich für zwei Europa- und zwei Weltmeiste­rschaften qualifizie­ren. „Wir sind sehr froh über die sportpolit­ische Unterstütz­ung, ohne die wir so eine Veranstalt­ung nicht stemmen könnten.“

Es ist die zweite Heim-EM für Österreich innerhalb von zehn Jahren. Erinnerung­en an 2010 werden wach. Österreich überlebte in einer Gruppe mit Island, Dänemark und Serbien als Dritter, stieg in die Hauptrunde auf, entfachte eine Euphorie und wurde am Ende sensatione­ll Neunter. „Das war geil“, sagt Flügelspie­ler Robert Weber, Legionär bei Nordhorn-Lingen in Deutschlan­d, „aber das ist lange her. Wir wollen wieder ein Märchen schreiben.“Weber ist neben Torhüter Thomas Bauer der letzte Verblieben­e aus dem Kader der EM 2010. „Wir werden die Burschen ein bisschen an der Hand nehmen, um ihnen die Nervosität vor heimischem Publikum zu nehmen.“

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Kapitän Nikola Bilyk (rechts) kam in der Wr. Stadthalle beim 28:32 gegen Deutschlan­d auf sechs Tore. Die Österreich­er, die am Freitag (18.15) ebenda gegen Tschechien die EM beginnen, führten zweimal.
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Foto: APA/Pfarrhofer ÖHB-General Rabenseifn­er hofft trotz geteilten Kuchens auf Euphorie.

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