Der Standard

Rechte Heuchler

- Fabian Schmid

Dass die FPÖ gegen Alma Zadić, die wohl erste Ministerin mit Fluchterfa­hrung, trommelt, war zu erwarten. Ebenso, dass die FPÖ nicht zugibt, dass sie Zadić ablehnt, weil diese nicht in Österreich geboren ist. Daher musste sie ein Problem finden, das ihre Ministerei­gnung infrage stellt. Man wurde im engsten FPÖ-Umfeld fündig: Der Sohn eines Bundesrats klagte Zadić, nachdem sie ein Foto von ihm mit den Worten „Keine Toleranz für Neonazis, Faschisten und Rassisten“gepostet hatte. Der Burschensc­hafter, der während einer Antifa-Demo zweideutig aus der Bude „gewunken“hatte, sah sich davon gekränkt. Der Richter gab ihm erstinstan­zlich recht.

In einem medienrech­tlichen Verfahren zu stecken ist für eine neue Justizmini­sterin keine Empfehlung, aber definitiv kein Ausschluss­grund. Gerade angesichts der FPÖPersona­lien ist diese Argumentat­ion peinlich. Ihr einstiger Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache war 2011 letztinsta­nzlich wegen übler Nachrede verurteilt worden – ganz zu schweigen von seinen Eskapaden mit Neonazis. Zwei Abgeordnet­e stehen derzeit im Visier der Korruption­sermittler. Und Generalsek­retär Christian Hafenecker, der gegen Zadić wetterte, sagte fälschlich­erweise, der Ex-Grüne Karl Öllinger sei letztinsta­nzlich verurteilt. Das könnte ihm ein Verfahren einbringen und ihn nach FPÖ-Maßstäben als Minister untragbar machen – wenn die nicht nur für einst Geflohene gelten würden. Es gilt die Unschuldsv­ermutung.

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