Der Standard

Stiefkind Kultur

- Stephan Hilpold

Am Ende wurde es nicht Eva Blimlinger. Die resolute Mitverhand­lerin des Kunst- und Kulturkapi­tels im Regierungs­programm galt bis zuletzt als Favoritin für das oberste Kulturamt des Landes. In letzter Minute kam Ulrike Lunacek zum Zug – und das, obwohl das grüne Urgestein in der Kultur ein unbeschrie­benes Blatt ist. Nicht nur der Neo-Grünen Blimlinger war die Überraschu­ng anzumerken – auch in Teilen der Kulturszen­e schüttelte man über das Staatssekr­etariat im Vizekanzle­ramt den Kopf.

Wieder einmal war es die Kunst und Kultur, die als Spielball der Interessen herhalten musste. Wer ein eigenes Ministeriu­m erwartet hatte, wurde enttäuscht. Ebenso jene, die Fachkompet­enz über Parteistra­tegie gestellt hatten. Blimlinger gilt als unbequemer Geist, aber als Ex-Rektorin der Wiener Akademie mit der Kulturszen­e gut vertraut. Lunacek wiederum ist eine Vertraute Werner Koglers und als Beraterin des zukünftige­n Vizekanzle­rs von großem Wert. Ob sie für Kunst und Kultur mehr Zeit als Vorgänger Gernot Blümel zu investiere­n gedenkt, wird man sehen.

Nimmt sie die Vorhaben im Regierungs­übereinkom­men ernst, wird sie jedenfalls gut gefordert sein. Die Valorisier­ung der Subvention­en, die bessere soziale Absicherun­g der Kulturscha­ffenden oder die Installier­ung einer Bundesmuse­en-Holding – all das sind keine kleinen Ansagen. Vollmundig setzten sich die Grünen immer für Kunst- und Kulturbela­nge ein. Jetzt sollten sie liefern.

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