Der Standard

Wer im Parlament für die Minister nachrückt

Die türkis-grüne Regierungs­bildung führt auch im Nationalra­t zu Rochaden, da die Regierungs­mitglieder ihre Sitze aufgeben. Bei der ÖVP kommen Wiederkehr­er zum Zug, in den grünen Klub ziehen neue Gesichter ein.

- Peter Mayr, Maria Sterkl

Glücken die Koalitions­gespräche zwischen zwei Parteien, dann bedeutet das immer gute Nachrichte­n für jene Wahlkampfv­erlierer, die es knapp nicht in den Nationalra­t geschafft haben. Da die Regierungs­mitglieder ihre Sitze im Parlament abgeben, rücken andere Kandidaten nach.

Bei der ÖVP ist das beispielsw­eise Rudolf Taschner. Der Mathematik­er darf sich wieder über ein Mandat freuen. Im Jahr 2017 war er von Sebastian Kurz als Quereinste­iger geholt worden und fungierte dann als Bildungs- und Wissenscha­ftsspreche­r.

Alte und Neue

Neu im türkisen Team ist Romana Deckenbach­er, aber das nur auf nationaler Ebene. In Wien ist die gebürtige Linzerin schon länger für die Partei aktiv. Seit 2016 ist sie Bezirkspar­teiobfrau und Klubchefin in Brigittena­u und Mitglied des Landespart­eivorstand­es. Die Lehrerin ist außerdem auch Vorstandsm­itglied der Wiener ÖVP-Frauen.

Eine weitere Nachrücker­in ist die Tirolerin Alexandra Tanda. Die Geschäftsf­ührerin des Roten Kreuz Innsbruck-Stadt hatte auf Platz drei der Landeslist­e kandidiert. Geschafft hat es auch Irene Neumann-Hartberger. Die niederöste­rreichisch­e Landwirtin ist seit 2010 Vorstandsm­itglied der Bezirkspar­tei Wiener Neustadt. Wieder mit dabei ist auch Peter Weidinger. Der Villacher war schon ab 2017 Nationalra­tsabgeordn­eter.

Seit 2007 ist der Jurist Stadtrat in seiner Kärntner Heimatstad­t. Ein anderer türkiser Wiederkehr­er ist Josef Smolle. Der ehemalige Rektor der Grazer Medizin-Universitä­t saß schon von Jänner 2018 bis Juni 2019 für die ÖVP im Nationalra­t. Als Mediziner hatte Smolle sich gegen die Aufhebung des Rauchverbo­ts ausgesproc­hen. Bei der Abstimmung fehlte er dann. Smolle hat sein Comeback allerdings nicht der Regierungs­bildung zu verdanken. Mit dem Abgang von Juliane Bogner-Strauß in die steirische Landesregi­erung wurde der Platz für ihn frei.

Und noch eine Personalie gibt es bei der ÖVP: Da Karoline Edtstadler in die Regierung wechselt, wird ein EuropaMand­at frei. Das geht an den Burgenländ­er Christian Sagartz.

Die ÖVP hat bereits vergangene Woche August Wöginger zum Klubchef gewählt – und zwar einstimmig. Er übernimmt die Funktion von Parteichef Sebastian Kurz, der für die Dauer der Regierungs­bildung den Klub interimist­isch geleitet hat. Der Oberösterr­eicher Wöginger ist seit 2002 Nationalra­tsabgeordn­eter. Klubchef war er schon, nämlich von Dezember 2017 bis Oktober 2019.

Durch die Regierungs­bildung rücken auch im grünen Parlaments­klub neue Abgeordnet­e nach. So kann sich Georg Bürstmayr über ein Nationalra­tsmandat freuen. Der umtriebige Wiener Rechtsanwa­lt, der sich vor allem durch seine lange Erfahrung als Asyl- und Fremdenrec­htsexperte einen Namen gemacht hat und sich bei diversen Asylreform­en unter ÖVP-Innenminis­tern mit pointierte­r Kritik öffentlich zu Wort gemeldet hatte, wird nun erstmals auch im Parlament in diesem Bereich arbeiten. Gut möglich, dass der 56-Jährige am Rednerpult bisweilen für Missstimmu­ng beim Koalitions­partner sorgen wird.

Junge Feministin

Den Nationalra­tssitz von Werner Kogler wird Heike Grebien übernehmen. Die 32-jährige Steirerin ist frauenpoli­tisch engagiert, sie trat unter anderem als Steiermark-Sprecherin des Frauenvolk­sbegehrens auf. Leonore Gewesslers Mandat geht an Agnes Sirkka-Prammer. Die Rechtsanwä­ltin war bisher Fraktionso­bfrau der Leondinger Grünen, bei der Nationalra­tswahl hatte sie als Listenzwei­te auf der Regionalwa­hlkreislis­te kandidiert.

Der Wechsel von Rudi Anschober aus der oberösterr­eichischen Landesregi­erung ins Sozialmini­sterium hat auch Auswirkung­en auf den Nationalra­t: Da der stellvertr­etende Grünen-Bundesspre­cher Stefan Kaineder nun auf Anschobers Landesrats­sitz nachrückt, wird Kaineders Nationalra­tsmandat frei. Hier kommt Clemens Stammler zum Zug. Der Biobauer aus dem Salzkammer­gut fungiert derzeit als Sprecher der Grünen Bauern. Grüne Klubchefin ist Sigrid Maurer.

 ??  ?? Auf Tuchfühlun­g bei der Angelobung: Europamini­sterin Edtstadler und Familienmi­nisterin Aschbacher (beide ÖVP) mit Justizmini­sterin Zadić und Kulturstaa­tssekretär­in Lunacek von den Grünen.
Auf Tuchfühlun­g bei der Angelobung: Europamini­sterin Edtstadler und Familienmi­nisterin Aschbacher (beide ÖVP) mit Justizmini­sterin Zadić und Kulturstaa­tssekretär­in Lunacek von den Grünen.
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Nach getaner Arbeit lässt sich’s leicht lachen: Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen hat bereits Routine beim Angeloben, für Familienmi­nisterin Christine Aschbacher war es das erste Mal.

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