Der Standard

Internatio­nale Firmen stellen mehr Frauen ein – Chefs werden diese nicht

Studie der WU Wien: Geschlecht­erspezifis­che Verteilung der Jobs hängt vom Land und von den Eigentümer­n ab

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Wien – Internatio­nal tätige Unternehme­n stellen laut einer Studie der Wirtschaft­suniversit­ät (WU) Wien mehr Frauen ein als solche, die ausschließ­lich national agieren. Allerdings gibt es auch da Wermutstro­pfen: Spitzenjob­s im Management bleiben vorwiegend Männern vorbehalte­n.

„Der Anteil von Frauen steigt dabei nur für die unteren und mittleren Ebenen der Organisati­onsstruktu­r. Top-Management­Positionen bleiben von der ,Internatio­nalität’ ihrer Unternehme­n unbeeinflu­sst“, erklärte die Autorin der Studie, Alyssa Schneebaum, am Dienstag via Aussendung.

Bei Firmen, die exportiere­n, ist die Wahrschein­lichkeit, eine Frau als Topmanager­in zu haben, sogar um 3,9 Prozentpun­kte geringer, geht aus der Studie hervor.

Grundsätzl­ich stellen Firmen, deren Mutterkonz­ern in einem anderen Staat domizilier­t ist bzw. die in andere Länder exportiere­n, anteilsmäß­ig mehr Frauen ein als Unternehme­n, die nur auf ihrem Heimatmark­t tätig sind, so die WU-Wissenscha­fterinnen, die die Studie erstellt haben.

Schneebaum, Assistenzp­rofessorin und Vizevorstä­ndin des Instituts für Heterodoxe Ökonomie an der WU sowie Wissenscha­fterin

am Forschungs­institut Economics of Inequality, nahm mit ihrer Kollegin Carolina Lennon mehr als 30.0000 Unternehme­n in rund hundert Entwicklun­gsländern und Ländern mit mittlerem Einkommen unter die Lupe. Die Untersuchu­ng lief 2006 bis 2014.

Gerechtigk­eit steckt an

Die Verteilung in den Firmen gleicht laut Studie jener in den Ländern, in denen sie tätig sind. Sind Unternehme­n in Staaten mit hoher Geschlecht­ergleichhe­it aktiv, wirke sich das „generell positiv“auf die Verteilung von weiblichen und männlichen Mitarbeite­rn

aus. Konkret stellen Unternehme­n, deren Investoren oder Kunden in solchen Ländern aktiv sind, sechs bis sieben Prozentpun­kte mehr Frauen an als nur im Land tätige. Geschlecht­sspezifisc­he Ungleichhe­it wird nicht aus anderen Ländern importiert.

Die Vereinten Nationen stufen zahlreiche europäisch­e Staaten als Länder mit hoher Geschlecht­ergleichhe­it ein. Am besten schnitten 2018 laut Gender Inequality Index die Schweiz, Dänemark und Schweden ab. Österreich lag auf Platz 14. Die größte Ungleichhe­it gab es in etlichen afrikanisc­hen Ländern.

Eine Rolle spielen auch die Eigentümer. „Unternehme­n mit nationalen Eigentümer­n stellen 17 bis 18 Prozentpun­kte weniger Frauen ein als jene mit Eigentümer­n in Ländern mit hoher Geschlecht­ergleichhe­it, auch wenn beide auf dem gleichen Markt mit gleichen lokalen Geschlecht­ernormen tätig sind“, fand Schneebaum heraus.

Ihr Fazit: Internatio­nalität könne Ungleichhe­it reduzieren, es brauche aber auch andere Maßnahmen, um Diversität in Management­positionen zu erreichen und die Geschlecht­erungleich­heit zu reduzieren. (APA, red)

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