Einmal um die halbe Welt
Mit ihrem Auftritt eröffnet Simone Kopmajer die vierteilige „Women“-Reihe im Theater Akzent, wo sie mit Terry Myers und ihrer Band die Lieblingssongs ihrer internationalen Karriere als Jazzsängerin präsentiert.
Von Bad Aussee nach Graz und von dort recht schnell nach New York und weiter in viele große Städte und Konzertsäle auf diesem Globus: Ja, ihre Stimme hat Simone Kopmajer in die weite Welt hinausgeführt. Erst 38 Jahre alt, hat die Jazzsängerin zudem schon ein gutes Dutzend Alben aufgenommen. Gleich das erste, das im Jahr 2003 im New Yorker Avatar Studio entstandene
Moonlight Serenade, war justament in Japan ein Riesenerfolg. Und das 2011 veröffentlichte Nothing’s Gonna Change ist dann auch in Malaysia und Singapur überdurchschnittlich gut angekommen.
Zeit also, mit einer Best-of-CD einige Rosinen aus dem flauschigsüßen Gugelhupf ihres Schaffens zu picken. Auf zwei Zwillingssilberlingen präsentiert Simone Kopmajer jetzt also My Favourite
Songs, so der Titel des Albums. Mit ihrer mädchenhaft hellen, sanft-weichen Stimme interpretiert sie hier sowohl Klassiker des Jazz und des Pop als auch einige Eigenkompositionen.
Flieg mit mir!
Die Dynamik ist oft von flüsternaher Intimität, die Tempi sind gern tiefenentspannt. Wundervoll wohltuend wirken auch einige Arrangements von luftig-leichter Machart, wie etwa jenes des 2010 aufgenommenen Klassikers Come
Fly With Me. Bei diesem und etlichen anderen musikalischen Kurztrips wird Kopmajer unter anderem von John Di Martino begleitet.
Wie mit Samthandschuhen umhegt der Ausnahmepianist die Vokallinie, er tut dies also umsichtig, bedächtig und einfühlsam. Da ist – wie etwa beim Song How Do You Keep The Music Playing – kein Ton zu viel, keiner wirkt aufdringlich, jeder ist bereichernd. Mit der trägen und friedfertigen Eleganz von Rauchschwaden zur Cocktailstunde zieht auch The Good Life vorbei, der letzte der vier Bonustracks der ersten, jazzlastigen Einspielung.
Nicht weniger entspannt wird die von Pop-Klassikern durchsetzte zweite CD eröffnet. Das 2011 in Wien aufgenommene Nothing’s Gonna Change My Love For You ist Entschleunigung pur, ist Medizin in Tontropfenform. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Musikkritiker: Das Drücken der Repeat-Taste gehört vielleicht dazu.
Kiss von Prince präsentiert Kopmajer in einer dezenten, schlanken und erwachsenen Interpretation, bei Adeles Rolling In The
Deep steuert Könner Wolfgang Puschnig eine aufgeregte Flötenstimme bei. Nur Blue Bayou kommt an Paolas deutschsprachige Deutung nicht ganz heran.
Mit drei Töchtern
Bei ihrem Auftritt im Theater Akzent wird Simone Kopmajer begleitet von Terry Myers, dem Gitarristen Martin Spitzer, von Paul Urbanek am Klavier, Karl Sayer (Kontrabass) und Rhythmusgeber Reinhardt Winkler. Mit dem Saxofonisten Myers hat Kopmajer erst vor kurzem das Album Spotlight
On Jazz aufgenommen, man ist also gut eingespielt. Nach Auftritten hierzulande folgen im Februar vier Gigs in den USA, Myers Heimat.
Schön wirk es zudem, dass Simone Kopmajer trotz des frühen Erfolgs und der vielen Herumfliegerei ein durchaus bodenständiger und bescheidener Mensch geblieben ist. Die Vokalistin lebt in Graz, ist mittlerweile Mutter von drei Töchtern und kann sich ihre Auftritte selbst einteilen.
Sie wisse natürlich, wie schwer das Musikgeschäft ist und sein kann, sagt sie im persönlichen Gespräch. „Ich freue mich also über jede einzelne CD, ich freue mich über jedes Konzert und natürlich auch jede Gratulation“, meint Kopmajer offen. „Es ist nichts selbstverständlich.“
Zumindest den Applaus bei ihrem Konzert im Theater Akzent wird man aber wohl als eine Selbstverständlichkeit voraussetzen dürfen.