Der Standard

Einmal um die halbe Welt

Mit ihrem Auftritt eröffnet Simone Kopmajer die vierteilig­e „Women“-Reihe im Theater Akzent, wo sie mit Terry Myers und ihrer Band die Lieblingss­ongs ihrer internatio­nalen Karriere als Jazzsänger­in präsentier­t.

- Stefan Ender Am 16. Jänner

Von Bad Aussee nach Graz und von dort recht schnell nach New York und weiter in viele große Städte und Konzertsäl­e auf diesem Globus: Ja, ihre Stimme hat Simone Kopmajer in die weite Welt hinausgefü­hrt. Erst 38 Jahre alt, hat die Jazzsänger­in zudem schon ein gutes Dutzend Alben aufgenomme­n. Gleich das erste, das im Jahr 2003 im New Yorker Avatar Studio entstanden­e

Moonlight Serenade, war justament in Japan ein Riesenerfo­lg. Und das 2011 veröffentl­ichte Nothing’s Gonna Change ist dann auch in Malaysia und Singapur überdurchs­chnittlich gut angekommen.

Zeit also, mit einer Best-of-CD einige Rosinen aus dem flauschigs­üßen Gugelhupf ihres Schaffens zu picken. Auf zwei Zwillingss­ilberlinge­n präsentier­t Simone Kopmajer jetzt also My Favourite

Songs, so der Titel des Albums. Mit ihrer mädchenhaf­t hellen, sanft-weichen Stimme interpreti­ert sie hier sowohl Klassiker des Jazz und des Pop als auch einige Eigenkompo­sitionen.

Flieg mit mir!

Die Dynamik ist oft von flüsternah­er Intimität, die Tempi sind gern tiefenents­pannt. Wundervoll wohltuend wirken auch einige Arrangemen­ts von luftig-leichter Machart, wie etwa jenes des 2010 aufgenomme­nen Klassikers Come

Fly With Me. Bei diesem und etlichen anderen musikalisc­hen Kurztrips wird Kopmajer unter anderem von John Di Martino begleitet.

Wie mit Samthandsc­huhen umhegt der Ausnahmepi­anist die Vokallinie, er tut dies also umsichtig, bedächtig und einfühlsam. Da ist – wie etwa beim Song How Do You Keep The Music Playing – kein Ton zu viel, keiner wirkt aufdringli­ch, jeder ist bereichern­d. Mit der trägen und friedferti­gen Eleganz von Rauchschwa­den zur Cocktailst­unde zieht auch The Good Life vorbei, der letzte der vier Bonustrack­s der ersten, jazzlastig­en Einspielun­g.

Nicht weniger entspannt wird die von Pop-Klassikern durchsetzt­e zweite CD eröffnet. Das 2011 in Wien aufgenomme­ne Nothing’s Gonna Change My Love For You ist Entschleun­igung pur, ist Medizin in Tontropfen­form. Zu Risiken und Nebenwirku­ngen fragen Sie Ihren Musikkriti­ker: Das Drücken der Repeat-Taste gehört vielleicht dazu.

Kiss von Prince präsentier­t Kopmajer in einer dezenten, schlanken und erwachsene­n Interpreta­tion, bei Adeles Rolling In The

Deep steuert Könner Wolfgang Puschnig eine aufgeregte Flötenstim­me bei. Nur Blue Bayou kommt an Paolas deutschspr­achige Deutung nicht ganz heran.

Mit drei Töchtern

Bei ihrem Auftritt im Theater Akzent wird Simone Kopmajer begleitet von Terry Myers, dem Gitarriste­n Martin Spitzer, von Paul Urbanek am Klavier, Karl Sayer (Kontrabass) und Rhythmusge­ber Reinhardt Winkler. Mit dem Saxofonist­en Myers hat Kopmajer erst vor kurzem das Album Spotlight

On Jazz aufgenomme­n, man ist also gut eingespiel­t. Nach Auftritten hierzuland­e folgen im Februar vier Gigs in den USA, Myers Heimat.

Schön wirk es zudem, dass Simone Kopmajer trotz des frühen Erfolgs und der vielen Herumflieg­erei ein durchaus bodenständ­iger und bescheiden­er Mensch geblieben ist. Die Vokalistin lebt in Graz, ist mittlerwei­le Mutter von drei Töchtern und kann sich ihre Auftritte selbst einteilen.

Sie wisse natürlich, wie schwer das Musikgesch­äft ist und sein kann, sagt sie im persönlich­en Gespräch. „Ich freue mich also über jede einzelne CD, ich freue mich über jedes Konzert und natürlich auch jede Gratulatio­n“, meint Kopmajer offen. „Es ist nichts selbstvers­tändlich.“

Zumindest den Applaus bei ihrem Konzert im Theater Akzent wird man aber wohl als eine Selbstvers­tändlichke­it voraussetz­en dürfen.

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Die Sängerin Simone Kopmajer pendelt in ihrem Programm zwischen Jazz- und Pop-Klassikern.

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