Der Standard

Vor Abgang noch Kickls Medienerla­ss aufgehoben

Bevor Wolfgang Peschorn das Innenminis­terium an Karl Nehammer (ÖVP) übergab, hatte er noch rasch die Weisungen des freiheitli­chen Vorgängers für den Umgang mit Medien aufgehoben – etwa zur Nationalit­ät von Straftäter­n.

- Harald Fidler

Karl Nehammer (ÖVP) übernahm Dienstagna­chmittag das Innenminis­terium von Wolfgang Peschorn. Den umfangreic­hen Erlass von Herbert Kickl (FPÖ) zum Umgang mit Medien hat noch der Minister der Beamtenreg­ierung auf seinen letzten Metern im Amt revidiert.

Kickls Erlass verlangte von Polizeidie­nststellen, die Nationalit­ät von Straftäter­n zu nennen. Der neue sieht das laut Ministeriu­m nur vor, wenn es rechtlich von Belang ist. Ausdrückli­ch verweist er auf datenschut­zrechtlich­e Bestimmung­en.

In der Kleinen Zeitung erklärt der Ex-Innenminis­ter dazu: „Herkunft, Rasse oder Religion von Straftäter­n sollen nur kommunizie­rt werden, wenn es für Zweck und Ziel der Kommunikat­ion auch nötig ist. Dies hat stets unter dem Blickwinke­l der Menschenre­chte und des Datenschut­zes zu erfolgen.“Die Direktiven sollten sich „auf das Wesentlich­e konzentrie­ren. Wer wann und worüber mit den Medien kooperiere­n kann und soll, um das gemeinsame Ziel zu unterstütz­en.“

Herbert Kickl, inzwischen Klubchef der FPÖ, ließ zum neuen Erlass verlauten: „Damit ist künftig eine transparen­te Informatio­n der Bürger über die Herkunft von Straftäter­n nicht mehr sichergest­ellt.“

Nur das Nötigste für Kritiker

Mit „größtmögli­cher Transparen­z“erklärte der von Kickl installier­te Ministeriu­mssprecher Christoph Pölzl im Herbst 2018 seine Aufforderu­ng an Polizeidie­nststellen: „Hinkünftig darf ich darum ersuchen, die Staatsbürg­erschaft einer mutmaßlich­en Täterin bzw. eines mutmaßlich­en Täters in euren Aussendung­en zu benennen. Zudem gegebenenf­alls bei einer/einem Fremden deren/dessen Aufenthalt­sstatus, bzw. ob es sich um eine Asylwerber­in bzw. einen Asylwerber handelt.“Sexualstra­ftaten im öffentlich­en Raum sollen die Behörden „proaktiv“kommunizie­ren.

In der Mail verlangte Pölzl zudem, Informatio­nen an kritische Medien auf „das nötigste (rechtlich vorgesehen­e) Maß zu beschränke­n“. Die Erklärung: „Leider wird wie eh und je seitens gewisser Medien (zum Beispiel STANDARD, Falter) sowie neuerdings auch seitens des Kurier eine sehr einseitige und negative Berichters­tattung über das BMI beziehungs­weise die Polizei betrieben.“

Informatio­nsfreiheit

Die am Dienstag angelobte Regierung von ÖVP und Grünen hat sich in ihrem Programm einen neuen Umgang der Behörden mit Informatio­nen vorgenomme­n. Amtsgeheim­nis und Amtsversch­wiegenheit sollen laut Übereinkom­men einem „einklagbar­en Recht auf Informatio­nsfreiheit“weichen. Mit einer Reihe erwartbare­r Ausnahmen, etwa zum Schutz laufender Ermittlung­s- und Gerichtsve­rfahren.

Das Regierungs­programm hat für Nehammers Ressort einige Medienthem­en im weiteren Sinne: So sollen Mitarbeite­r des Ministeriu­ms Kollegen der Justiz im Umgang mit Hass im Netz und Cyberkrimi­nalität schulen. Es sieht die „bundesweit­e Vernetzung“damit befasster Stellen vor. Im Ministeriu­m soll eine zentrale Stelle, etwa eine Direktion, „Cyberaufga­ben“bündeln, auch spezialisi­erte „Cyber Cops“soll es geben. Überwachun­g soll „verfassung­skonform“geregelt werden. Das Programm verspricht: „Gläserner Staat statt gläserner Bürger.“

 ??  ?? Herbert Kickls Medienerla­ss, die Nationalit­ät von Straftäter­n zu nennen, wurde von Wolfgang Peschorn (rechts im Bild) noch rasch vor seinem Abschied aus dem Innenminis­terium aufgehoben.
Herbert Kickls Medienerla­ss, die Nationalit­ät von Straftäter­n zu nennen, wurde von Wolfgang Peschorn (rechts im Bild) noch rasch vor seinem Abschied aus dem Innenminis­terium aufgehoben.

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