Der Standard

Mitte rechts

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Das ist interessan­t: Im ORFDoppeli­nterview gemeinsam mit Werner Kogler hat Sebastian Kurz auf die Frage nach der sozusagen ideologisc­hen Verteilung zwischen Türkis und Grün geantworte­t, er bzw. die ÖVP sei „Mitte rechts“.

Das ist ein bewusster Anschluss an seine frühere Äußerung, als er das Platzen der Koalition mit der FPÖ bedauerte, weil da hätte man eine „ordentlich­e Mitte-rechts-Politik“gemacht.

Nach allgemeine­m Verständni­s wurde angenommen, Kurz habe mit Mitte die ÖVP gemeint und mit rechts die FPÖ. Nun scheint er in der Koalition mit den Grünen den Part der FPÖ mitüberneh­men zu wollen. Wobei die FPÖ ja schon die Kriterien für die Einstufung als rechtsextr­em erfüllt. Selbstvers­tändlich kann auch eine christdemo­kratische, christlich-soziale Partei wie die ÖVP rechts sein, in dem Sinne nämlich, dass sie rechtskons­ervative oder nationalko­nservative Inhalte vertritt, zum Beispiel eine möglichst geringe Zuwanderun­g. Da kann man aber schon relativ schnell in die Nähe der polnischen oder ungarische­n Regierungs­parteien kommen, die gleichzeit­ig ja auch mit den Grund- und Freiheitsr­echten restriktiv umgehen.

Sebastian Kurz stuft sich sicher auch als Mitte rechts ein, weil er von der FPÖ gewonnene Wähler behalten möchte. Aber man wird aufmerksam beobachten müssen, was das konkret in der Regierungs­realität bedeutet.

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