Der Standard

Ein seltsamer Ort namens BMLRT

Elisabeth Köstinger hortet eine kuriose Ansammlung von Zuständigk­eiten in ihrem Ministeriu­m: Landwirtsc­haft, Tourismus, Post, Telekom und Zivildiens­t. Erklärt wird das mit dem ländlichen Raum. Oder so.

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Elisabeth Köstinger wird als Ministerin künftig für Kraut und Rüben zuständig sein, auch im übertragen­en Sinn. Im Landwirtsc­haftsminis­terium, dem Köstinger vorsteht, werden unterschie­dlichste Agenden gebündelt. Das Ressort wird demnächst umbenannt von „Bundesmini­sterium für Nachhaltig­keit und Tourismus“in „Bundesmini­sterium für Landwirtsc­haft, Regionen und Tourismus“. Kurz: BMLRT. Unter dem Begriff Regionen finden sich höchst überrasche­nde und nicht leicht argumentie­rbare Aufgaben: Köstinger wird auch für „Breitband, Post und Telekom“sowie – und das ist wirklich merkwürdig – für den Zivildiens­t zuständig sein, der bisher im Innenminis­terium angesiedel­t war.

Erklärt wird dies mit der Bedeutung für den ländlichen Raum. Der Zivildiens­t trage viel für Rettung, Feuerwehr, Landwirtsc­haft oder Pflege- und Altenbetre­uungseinri­chtungen bei, heißt es im Ressort. Der Ersatz für den Wehrdienst sei auch Türöffner zum Ehrenamt, denn ein großer Teil der Zivildiens­tleistende­n engagiere sich danach weiter. „Damit sind alle wichtigen Agenden für den ländlichen Raum und die Regionen unter einem Dach“, wurde betont.

Mit den Telekom-Agenden fällt auch die Ausschreib­ung neuer Frequenzen für die nächste Funkgenera­tion 5G in Köstingers Kompetenz, ebenso wie regulatori­sche Fragen.

Mit diesen Rochaden soll Köstinger offenbar dafür entschädig­t werden, dass ihr die Umweltagen­den entzogen wurden, die künftig bei der grünen Ministerin Leonore Gewessler im Infrastruk­turministe­rium angesiedel­t sind. Deren neues Ressort hat den allerlängs­ten Namen: Bundesmini­sterium für Klimaschut­z, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologi­e.

Bei SPÖ und Neos stießen die Verschiebu­ngen prompt auf Kritik. Für die Neos ist die Verlegung von Telekom und Post ins Landwirtsc­haftsminis­terium nicht nachvollzi­ehbar, die SPÖ sieht wiederum die Agenda „Ländlicher Raum“durch Köstingers Zugriff gefährdet.

Auch andere Bündelunge­n stehen in der Kritik. Für den Umstand, dass Frauen und Integratio­n in einem Ressort zusammenge­fasst werden, fand ÖVP-Chef und Bundeskanz­ler Sebastian Kurz die seltsam anmutende Erklärung, dass ausländisc­he Männer, die nach Österreich kommen, solche Machos seien. (völ)

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Elisabeth Köstinger bei ihrer Angelobung durch Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen. Wofür sie als Ressortche­fin überhaupt zuständig ist, wurde erst nachher bekannt.

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