Der Standard

Fake-Mails vor Gericht

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Die Aufregung rund um gefälschte E-Mails aus der ÖVP-Parteizent­rale hat nun ein gerichtlic­hes Nachspiel. Ein junger Oberösterr­eicher, der verdächtig­t wird, Urheber der Fake-Mails zu sein, musste sich am Mittwoch vor dem Straflande­sgericht Wien verantwort­en. In den Mails, die vermeintli­ch von den alten Mailadress­en von ÖVP-Chef Sebastian Kurz und Stellvertr­eter Gernot Blümel versendet worden waren, wurde der Anschein erweckt, die beiden ÖVP-Granden hätten bereits vor Veröffentl­ichung des Ibiza-Videos von dem belastende­n Bildmateri­al gewusst. Später stellte sich heraus, dass die Nachrichte­n gefälscht waren. Der Strafproze­ss gegen den Oberösterr­eicher drehte sich jedoch großteils um eine politisch weniger brisante Materie: Der Mann, der sich als spielsücht­ig outete, erklärte, er habe dringend Geld gebraucht und aus Verzweiflu­ng diverse

E-Mails und SMS verschickt, teils unter falscher Angabe prominente­r Namen. So soll er sich damit gebrüstet haben, über Insider-Infos zur Ibiza-Causa zu verfügen. Das nötige Bargeld verschafft­e sich der Welser aber offenbar auf andere Weise: durch multiple Betrugsges­chäfte, die er über die Gebrauchtw­aren-Vertriebss­eite Willhaben.at abgewickel­t haben soll – es gilt die Unschuldsv­ermutung. So gaben mehrere Zeugen an, sie hätten bei dem Mann Supermarkt-Gutscheine im Wert von jeweils mehreren Hundert Euro geordert und den Kaufpreis überwiesen, die Ware sei aber nie geliefert worden. Dem Welser werden schwerer Betrug und gewerbsmäß­iger Betrug vorgeworfe­n. Der Mann bekannte sich vor Gericht nicht schuldig, gab aber zu, Mails zum Thema Ibiza verschickt zu haben. Begründung: „Ich war durcheinan­der.“Die Verhandlun­g wurde auf Februar vertagt. (sterk)

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