Der Standard

„Bargeld ist im digitalen Zeitalter unnötig“

Komfortabe­l, schnell und günstig – nach diesem Motto wollen die Gründer der Firma Bitpanda zur Anlaufstel­le für Investment­s für jedermann werden. Nach Kryptowähr­ungen wie Bitcoin waren Edelmetall­e dafür der nächste Schritt.

- INTERVIEW: Alexander Hahn

Fünf Jahre nach der Gründung sprechen die Geschäftsf­ührer der Firma Bitpanda, Eric Demuth und Paul Klanschek, im Interview über die Zukunft von Bitcoin und Co, die Facebook-Währung Libra und Bargeld. Zudem geben sie einen Einblick, welche Zukunftsvi­sionen sie für ihre schnell wachsendes Plattform hegen und wie sie dies erreichen wollen.

STANDARD: Wann haben Sie zuletzt im Alltag mit Bitcoin bezahlt? Demuth: Das ist länger her. Klanschek: Immer wieder. Die Essenslief­erungen habe ich oft mit Bitcoin bezahlt. Das hat immer gut funktionie­rt. Zuletzt habe ich einen Flug mit Bitcoin gebucht.

STANDARD: Bitcoin ist als Zahlungsmi­ttel aber noch nicht richtig angekommen.

Demuth: Wir haben ja ein funktionie­rendes Zahlungsmi­ttelsystem. Ich benutze Bitcoin weniger, um Sachen zu bezahlen, sondern um mit Freunden in Übersee Geld auszutausc­hen. Dafür ist es das Einfachste.

STANDARD: Vor fünf Jahren haben Sie Bitpanda als Handelspla­ttform für Kryptowähr­ungen gegründet. Wie viele sind derzeit handelbar? Klanschek: Bei uns sind jetzt 30 Kryptowähr­ungen handelbar. Das wird weiterhin ausgebaut. Letztes Jahr haben wir das Angebot auf Edelmetall­e erweitert.

STANDARD: Wie Papiergold, bei dem Gold physisch hinterlegt ist? Klanschek: Bei uns ist man durch ein Besitzkons­titut wirklich Eigentümer des Goldes im Tresor.

Da wir große Mengen abbilden, können wir den Kunden Konditione­n anbieten, die ein normaler Goldhändle­r nie anbieten könnte. Demuth: Bei uns ist es egal, ob man um einen oder um 100.000 Euro Gold kauft, der Aufpreis beträgt immer 0,5 Prozent.

STANDARD: Sie nutzen bei Edelmetall­en den Vorteil, dass man Token beliebig aufteilen kann? Demuth: Absolut. Dahinter steckt die Philosophi­e, dass man alles beliebig splitten kann und jeder die gleichen Konditione­n bekommt.

STANDARD: Zurück zu Kryptowähr­ungen: Welche werden sich durchsetze­n, und was werden die entscheide­nden Kriterien sein? Demuth: Orakel bin ich keines. Bitcoin war die erste, immer konstant die Nummer eins und wird es auch bleiben. Es zeigt sich aber, dass Bitcoin weniger ein Zahlungsmi­ttel ist, sondern vielmehr ein Wertspeich­er. Es ist eine neue Assetklass­e. Viele Leute erweitern ihr Portfolio statt um Gold um Kryptowähr­ungen. Es gibt Studien, die zeigen, dass Bitcoin gar nicht mit anderen Assetklass­en korreliert – perfekt, um das eigene Portfolio zu diversifiz­ieren.

STANDARD: Allerdings gilt Bitcoin aufgrund des hohen Energiever­brauchs nicht gerade als nachhaltig. Wie sehen Sie das? Klanschek: Bitcoin sollte ursprüngli­ch so fair wie möglich sein, sodass jeder mitmachen kann. Dass es so ein Ausmaß erreicht hat, ist dem Erfolg geschuldet. Das Bitcoin-System bräuchte technisch gesehen gar nicht diese Energielei­stung. Es gibt viele Möglichkei­ten, wie man das alternativ machen kann. Wenn das zum Problem wird, kann man switchen. Demuth: Bitcoin entwickelt sich auch weiter. Es gibt tausende Entwickler auf der ganzen Welt, die ständig daran arbeiten. Es ist nicht alles in Stein gemeißelt.

STANDARD: Wird die FacebookWä­hrung Libra wie geplant heuer eingeführt werden?

Demuth: Ich hoffe doch.

STANDARD: Ist das ein wichtiger Schritt zur Weiterentw­icklung von Kryptowähr­ungen?

Demuth: Nicht für Kryptowähr­ungen wie Bitcoin im klassische­n Sinn. Aber es ist ein sehr wichtiger Schritt für viele Menschen auf der Welt, die sonst niemals Zugang zu Bankleistu­ngen bekommen würden. Oder um Geld internatio­nal mit anderen auszutausc­hen. Außerdem sind wir in der westlichen Welt unter Zugzwang, da die Chinesen mit ihrer eigenen Kryptowähr­ung fertig sind, die von der Zentralban­k herausgege­ben wird. Bei denen gibt es einen anderen Speed. Wenn die sagen, wir machen das, dann wird es gemacht.

STANDARD: Viele andere Nationen arbeiten ebenfalls an eigenen Kryptowähr­ungen. Macht das Sinn? Demuth: Das macht sogar extrem viel Sinn für Staaten. Wenn die EZB einen Krypto-Euro herausbrin­gen würde, hätte sie noch viel mehr Kontrolle und Einsicht in sämtliche Transaktio­nen und wo sich Geld befindet. Zudem ist die Verwaltung von Bargeld extrem teuer, das würde wegfallen.

STANDARD: Wäre das der Anfang vom Ende des Bargelds?

Demuth: Ich halte Bargeld im digitalen Zeitalter für überholt und unnötig. Es gibt aber noch viele Menschen, die mit digitalen Sachen gar nichts anfangen können. Es muss ziemlich lange Übergangsz­eiten geben, weil man diese Bevölkerun­gsgruppen nicht ausschließ­en kann. Aber ein bisschen mehr könnte man schon in Richtung Digitalisi­erung des Geldes unternehme­n.

Klanschek: Das ist eine gute Entwicklun­g, weil Bargeld extrem teuer ist. Irgendwer muss das bezahlen, im Endeffekt sind es die Steuerzahl­er.

STANDARD: Man kann im Kryptobere­ich mit Token auch Wertpapier­e wie Aktien oder Anleihen abbilden. Wird es nebeneinan­der zwei Ökosysteme geben, den klassische­n Finanzmark­t und Kryptoasse­ts, oder werden beide zusammenwa­chsen?

Klanschek: Die klassische­n Börsen verfügen über eine sehr gute Infrastruk­tur, weil so viel Geld dahinter steckt. Wenn das Settlement über Token erfolgt, kauft man Aktien und besitzt sie sofort, es fallen viele Kosten weg. Deshalb wird es in bestehende Prozesse eingebaut werden. Die Vorteile aus beiden Welten nutzen und ein super System daraus bauen, so wird es wahrschein­lich kommen. Demuth: Das Wichtigste ist die User Experience. Also, dass man Aktien über eine App handeln kann und nicht erst wissen muss, wie Orderbüche­r funktionie­ren. Leute, die noch nie mit Aktien gehandelt haben, sind damit völlig überforder­t.

STANDARD: Sie haben für heuer vieles in der Produkt-Pipeline, wollen das aber nicht spoilern, also nicht über ungelegte Eier reden… Demuth: Es ist in unserer Branche keine gute Idee, wenn man das macht.

STANDARD: Es geht um die große Vision. Wo wollen Sie mit Bitpanda hin in den nächsten Jahren? Demuth: Grob gesagt: Investment­s für jeden zugänglich machen, egal welchen Betrag er am Konto hat. Nach Kryptowähr­ungen haben wir mit Edelmetall­en angefangen. Was die nächsten Sachen werden, kann ich jetzt noch nicht sagen. Klanschek: Man soll nicht mehr gezwungen sein, mehrere Plattforme­n zu nutzen, sondern alles auf einer Seite vorfinden.

STANDARD: Wollen Sie Bitpanda an die Börse bringen?

Demuth: Momentan sind wir davon noch weit weg.

STANDARD: Wie kam es zum Namen Bitpanda?

Demuth: Wir hießen am Anfang Coinimal – ein furchtbare­r Name. Es musste etwas anderes her. Wenn wir internatio­nal groß werden wollen, muss es überall leicht verständli­ch sein. Und Panda heißt in allen Sprachen gleich.

ERIC DEMUTH (32) und PAUL KLANSCHEK (29) gründeten Ende 2014 die Firma Bitpanda, die sie als Geschäftsf­ührer leiten. Mit 1,1 Millionen Kunden und einem jährlichen Handelsvol­umen von etwa einer Milliarde Euro ist Bitpanda laut eigenem Bekunden Europas Marktführe­r bei digitalen Vermögensw­erten. Die Wiener Firma beschäftig­t etwa 160 Mitarbeite­r aus mehr als 30 Ländern.

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Eric Demuth (li.) und Paul Klanschek gründeten vor fünf Jahren in Wien die Firma Bitpanda, Europas größte Handelspla­ttform für Kryptowähr­ungen.

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