Der Standard

Rebellisch mit Auftrag: „Queen & Slim“

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B ei diesem Pärchen führt der Zufall bösartig Regie. Ein Tinder-Date im Diner, bei dem es nicht gerade gewaltig funkt, dann werden die beiden auch noch von einem Cop angehalten. Eine Szene, die in den USA schon oft zur Eruption rassistisc­her Gewalt führte: Nur diesmal ist der weiße Polizist am Ende tot, und die Schicksale des schwarzen Paares, das in Notwehr gehandelt hat, plötzlich verwoben. Sie entschließ­en sich zur Flucht. Alles andere erscheint ihnen zwecklos.

Die bislang vor allem mit Musikvideo­s (u. a. für Rihanna und Beyoncé) erfolgreic­he Regisseuri­n Melina Matsoukas legt mit ihrem Spielfilmd­ebüt Queen & Slim eine afroamerik­anische Variation auf ein beliebtes Subgenre vor: das romantisch­e Pärchen „on the run“. Matsoukas steht Nicholas Rays They Live by Night aus den 1940ern näher als dem revisionis­tischen Bonnie & Clyde, weil sie auf die Unschuld ihrer Figuren pocht. Gewalt ist das, wovor sie durch die Südstaaten fliehen, nicht das, was sie praktizier­en – der Ruf der Outlaws, der ihnen medial übergehäng­t wird, war nicht der, den sie angestrebt hätten.

Für die schwarze Bevölkerun­g, wird das lange namenlose Pärchen, das Daniel Kaluuya und Jodie Turner-Smith durchaus geerdet spielen, dennoch gefeiert. Überall erkannt man sie und steht ihnen oft auch zur Seite. Letzteres wirkt zuweilen forciert, auch eine Parallelmo­ntage, die rassistisc­he Ausschreit­ungen mit Sex im Auto kombiniert, hätte subtiler ausfallen können.

Stimmiger sind in Queen & Slim vor allem jene Momente, in denen das Paar in gut versteckte­n Orten eines ländlichen schwarzen Amerikas, etwa in einer Bar zu LiveBlues-Musik tanzend, zur Ruhe kommt – und kurz die Freiheit genießt, ganz bei sich zu sein. (kam)

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On the run: Jodie Turner-Smith und Daniel Kaluuya in „Queen & Slim“.

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