Der Standard

Entsorgung reicht nicht

- Andreas Schnauder

Wieder eine neue Regierung, wieder keine echten Reformen im Pensionsbe­reich. Obwohl in den nächsten 15 Jahren rund zwei Millionen Babyboomer in den Ruhestand treten werden und die Lebenserwa­rtung laufend steigt, sieht Türkis-Grün keinen großen Handlungsb­edarf. Im Regierungs­programm wünschen sich die Koalitions­partner zwar ein höheres faktisches Pensionsal­ter, eine gesetzlich­e Anpassung scheuen sie aber wie der Teufel das Weihwasser.

Das lässt vor allem bei der ÖVP unter Sebastian Kurz tief blicken: Der ist zwar ein Verfechter des Nulldefizi­ts, das von steigenden Pensionsau­sgaben bedroht ist, noch wichtiger sind ihm allerdings seine Popularitä­tswerte. Deshalb kam die gebotene Anpassung des Pensionsal­ters an die höhere Lebenserwa­rtung unter Kurz nie aufs Tapet.

Nun ist der Kanzler bereit, zumindest den jüngsten ungedeckte­n Scheck zu stornieren. Kurz und Werner Kogler haben sich ablehnend zur erst im September beschlosse­nen abschlagsf­reien Frühpensio­n bei langer Versicheru­ngsdauer geäußert. Tatsächlic­h ist die Hacklerreg­elung angesichts der steigenden Kosten im Pensionssy­stem nicht nur ein unleistbar­es Wahlgesche­nk, von dem obendrein Frauen nichts haben. Es handelt sich angesichts des Fachkräfte­mangels auch um eine unprodukti­ve Ruhestands­prämie. Ihre Entsorgung kann nur der erste Schritt sein, soll das Pensionssy­stem nachhaltig abgesicher­t werden.

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