Der Standard

Mehr Lohn im Osten

Entspannun­g im Handelsstr­eit – aber viele Fragen sind weiterhin ungeklärt

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Dass die Löhne in den osteuropäi­schen Ländern steigen, bekommt auch Österreich zu spüren – im positivste­n Sinn.

Washington/Peking/Wien – Heute, Mittwoch, wird die Friedenspf­eife geraucht. Nach einer mehrjährig­en Eskalation­sphase wollen China und die USA ein Teilabkomm­en in Handelsfra­gen unterschre­iben, zudem sollen halbjährig­e Gespräche für weitere Entspannun­g im Streit der beiden Großmächte sorgen. Dass Bewegung in den Konflikt gekommen ist, dürfte wohl an den Einbußen bei den jeweiligen Ausfuhren liegen.

Der Handel zwischen den USA und China im vergangene­n Jahr ist um 14,6 Prozent eingebroch­en, wie der chinesisch­e Zoll am Dienstag in Peking mitteilte. Chinas Importe aus den USA sackten sogar um 20,9 Prozent auf 122 Mrd. USDollar ab, während Chinas Exporte in die USA um 12,5 Prozent auf 418 Mrd. US-Dollar zurückging­en. „Beide Seiten brauchen einen Deal“, sagt der Chef des Kieler Instituts für Weltwirtsc­haft, Gabriel Felbermayr: „Trump für seinen Wahlkampf; die Chinesen, weil das Wachstum schwächelt.“Washington hofft nun auf eine chinesisch­e Einkaufsto­ur in den USA. China soll versproche­n haben, seine Importe aus den USA über zwei Jahre um 200 Milliarden US-Dollar zu erhöhen. Davon sollen mindestens 40 Mrd. US-Dollar den USLandwirt­en zugutekomm­en – einer wichtigen Gruppe für USPräsiden­t Trump mit Blick auf die Wahl im November.

Laut Felbermayr könnte das in der Praxis heißen: „Sojabohnen aus Iowa anstatt Brasilien, Wein aus Kalifornie­n statt aus Frankreich,

Boeing statt Airbus, GM statt Toyota und VW.“

Trotz der Unterzeich­nung des Abkommens, der Präsident Donald Trump persönlich beiwohnen will, bleiben viele Fragen offen. In erster Linie geht es darum, dass die USA die Strafzölle nicht weiter erhöhen, aber nicht um die Abschaffun­g selbiger. Einige Experten halten den Pakt daher mehr für Kosmetik als für eine echte Vereinbaru­ng. Zudem bleibt offen, wie sich das US-chinesisch­e Verhältnis auf die transatlan­tischen Beziehunge­n auswirken wird. „Ich hoffe, dass sich Trump jetzt nicht nach Europa wendet und den Handelskon­flikt mit Europa aufwärmt“, meint Martin Kocher, Chef des Instituts für Höhere Studien. (red)

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