Der Standard

Ohne Titel

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Ja! Jetzt gibt es bald einen akademisch­en Titel mehr in Österreich, den „Meister“oder die „Meisterin“. Für dieses Vorhaben ist der neuen Regierung in jeglicher Hinsicht zu danken.

Nicht zuletzt pflegt der Masterplan eine jahrhunder­tealte österreich­ische Tradition: das Titeltrage­n. Abseits der akademisch­en Titel dürfen sich Österreich­er ja mit Berufs- und Amtstiteln sonder Zahl schmücken lassen. Und ehrlich, da gibt es nichts, was es nicht gibt.

Hier eine kleine Auswahl, in der so simple Titel wie ÖkR (Ökonomiera­t), VetR (Veterinärr­at) oder Bergrat honoris causa (h. c.), OStR (Oberstudie­nrat) oder KSäng (Kammersäng­er) nur am Rande erwähnt seien. Beamte können einfache Beamte (B) sein, Amtswarte (AW), Oberkommis­säre (OKmsr) oder Oberrevide­nten (ORev). Gelehrt und erzogen wird u. a. von Oberkinder­gärtnern, Obersonder­kindergärt­nern an Übungskind­ergärten, von Obererzieh­ern oder Fachoberle­hrern. Die Seelsorge im Militär besorgt etwa der Militärobe­rkurat (MilOKur) oder auch der Militärerz­dekan.

Besonders titelaffin ist die Verwaltung in Niederöste­rreich. Einfache Hilfsstraß­enmeister gibt es dort, Oberbrücke­nwärter, Archivund Museumsobe­rrevidente­n, Agrarfacho­beroffizia­le oder vortragend­en (vortr.) Hofräte und Desinfekti­onsgehilfe­n.

Auch im öffentlich­en „Pressedien­st“wird getitelt. Dort hätten wir es zum Oberredakt­ionsrat oder gar Oberschrif­tleiter bringen können. Meisterlic­h!

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