Der Standard

Gezerre ums Kopftuchve­rbot

Grüne gegen Vorstoß der ÖVP-Integratio­nsminister­in

- Pro & Kontra Seite 32 Diskussion zum Nachschaue­n: derStandar­d.at/Inland

Wien – Für Vizekanzle­r und Grünen-Chef Werner Kogler sowie die Grünen-Klubchefin Sigi Maurer ist eine Ausweitung des Kopftuchve­rbots auf Lehrerinne­n „nicht vorstellba­r“, wie beide am Dienstag erklärten. Zuvor hatte die neue Integratio­nsminister­in Susanne Raab (ÖVP) ein solches nach dem geplanten Kopftuchve­rbot für Mädchen bis zu 14 Jahren als „möglichen nächsten Schritt“bezeichnet. „Über nächste Schritte nachzudenk­en steht jedem frei“, betonte Kogler und schränkte zugleich ein: „Mein Nachdenken bis hierher hat dazu geführt, dass wir hier einen Dissens hätten.“

Kanzler Sebastian Kurz stellte sich hinter Integratio­nsminister­in Raab: „Es ist ihr gutes Recht als Ministerin, das so zu sehen, ich teile ihre Einschätzu­ng auch.“Jedenfalls bedeute das, „dass es einen ersten Schritt gibt“.

Zeichnet sich hier schon ein erster handfester türkis-grüner Krach ab? Diese Frage war Thema bei einer STANDARD-Videodisku­ssion am Dienstag zwischen der grünen Klubchefin Sigi Maurer und dem stellvertr­etenden SPÖ-Klubchef Jörg Leichtfrie­d. Maurer ging noch einen Schritt weiter als Kogler und sagte, dass es mit den Grünen definitiv kein Ja zu einem Kopftuchve­rbot für Lehrerinne­n geben wird. Zugleich forderte sie Medien auf, nicht aus jedem Thema einen „Streit“zu machen. Grüne und ÖVP hätten sich nicht aufgegeben und ihre unterschie­dlichen Positionen zu diversen Themen behalten. Daher werde es regelmäßig Diskussion­sbedarf geben, das dürfe nicht ständig dramatisie­rt werden. Maurer pochte darauf, dass die grüne Handschrif­t im Regierungs­programm auch abseits der Klimapolit­ik sichtbar sei, auch in Migrations­fragen etwa. So solle mehr „Hilfe vor Ort“geleistet werden, also in Entwicklun­gsländern, es gebe zudem eine vereinbart­e Jobinitiat­ive für Asylberech­tigte.

SPÖ-Politiker Leichtfrie­d dagegen sah abgesehen von netten Überschrif­ten eine „Fortführun­g des türkis-blauen Kurses“, wie er sagte. „Kurz regiert weiter mit seinen engsten Freunden, ein paar andere dürfen bissi mit“, so Leichtfrie­d. Seine konkrete Kritik: Für sozial Schwache schaue kaum etwas raus bei der neuen Regierung. Als Beispiel erwähnt er die Nichtabsch­affung der gelockerte­n Regeln für den Zwölfstund­entag, auch warnte er vor dem Ende der Hacklerreg­elung.

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