Mindestlöhne und Realeinkommen in Osteuropa sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Das hat auch Folgen für Österreich.
Nicht nur, aber auch in Osteuropa steigen die Mindestlöhne kräftig an – Rasant ist die künftige Entwicklung in Polen
Die starke Auswanderung hat die rechtsnationalen Regierungen in Osteuropa zu dem Versuch inspiriert gegenzusteuern. Die rechtsnationale Fidesz in Ungarn setzt ebenso wie die polnische Regierungspartei PiS auf mehr Geld für kinderreiche Familien. Familien, die mindestens drei Kinder bekommen, erhalten zum Beispiel in Ungarn 40.000 Euro Zuschuss für den Häuserbau.
Weniger bekannt ist, dass in beiden Ländern zur aktuellen politischen Strategie auch dazugehört, den Mindestlohn kräftig anzuheben. Beachtlich ist die Entwicklung vor allem in Polen. Dort ist eine stufenweise Erhöhung des staatlich festgelegten Mindestlohns bereits beschlossen, von aktuell umgerechnet 520 Euro wird die Lohnuntergrenze bis 2024 auf 930 Euro angehoben. Bereits im vergangenen Jahr gab es eine satte Steigerung.
Die Mindestlöhne sind aber auch in Ungarn deutlich gestiegen. Möglich gemacht hat das natürlich die florierende Wirtschaft. Die Mindestlöhne sind aber auch in anderen Ländern der Region, etwa Litauen, Kroatien oder Bulgarien, kräftig gestiegen.
Als Folge der Entwicklung gibt es bereits Warnungen davor, dass die Inflation stark steigen wird. Die Lohnerhöhungen führen dazu, dass Immobilienpreise und Preise für diverse Dienstleistungen angezogen haben. Das wirkt sich aufs Preisniveau aus. In Polen sind die Preise im Dezember um 3,4 Prozent gestiegen, was im
Land eine Debatte über eine mögliche Überhitzung der Wirtschaft ausgelöst hat. In der Slowakei lag die Inflation im vergangenen Jahr bei 2,8 Prozent. Das war immerhin der höchste Wert in der Eurozone, der deutlich über dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) lag. Wird das zum Problem? Nein, sagt die slowakische Ökonomin Katarína Muchová: Jahrelang war nach der Krise die Inflation zu niedrig gewesen. Dass der Wert nun etwas zu hoch sei, wäre daher nicht weiter beunruhigend. (szi)