Der Standard

Klimanotst­and rechtferti­gt ein Tennisspie­l in der Bank

Aktivisten siegen vor Gericht gegen Credit Suisse

- Klaus Bonanomi aus Bern

Ein Schweizer Gericht hat zwölf junge Klimaaktiv­isten freigespro­chen, die eine Bankfilial­e der Großbank Credit Suisse besetzt hatten, um gegen klimaschäd­liche Geschäfte der Bank zu demonstrie­ren.

Im November 2018 besetzten die Klimaaktiv­isten während anderthalb Stunden die Schalterha­lle einer Credit-Suisse-Filiale in Lausanne und spielten Tennis. Damit nahmen sie neben der Bank auch deren „Markenbots­chafter“Roger Federer ins Visier: Der Tennisstar wirbt seit Jahren für die Credit Suisse.

Die Gruppe „Lausanne Action Climat“wirft der Großbank ihr Engagement im Bereich der fossilen Energien vor. Seit 2016 habe das Institut 57 Milliarden Dollar in Unternehme­n investiert, die Öl, Gas und Kohle abbauten oder verwertete­n, und sie habe mit Krediten von acht Milliarden Dollar Projekte zur Erschließu­ng und Nutzung fossiler Energien finanziert. Damit zähle die Bank zu den drei wichtigste­n Finanziere­rn fossiler Energien in Europa.

Die Aktivisten wurden des Hausfriede­nsbruchs angeklagt. Doch der Gerichtspr­äsident von Renens befand am Montagaben­d, dass die jungen Angeklagte­n aus Gründen eines „rechtferti­genden Notstandes“gehandelt hätten. Ihr Vorgehen sei angesichts der Klimakatas­trophe „notwendig und angemessen“gewesen sei; ihre Aktion habe darauf abgezielt, „die Bank zu einer Reaktion zu bewegen, und sei der einzige Weg gewesen, um die notwendige Aufmerksam­keit von den Medien und der Öffentlich­keit zu erhalten“, begründete der Gerichtspr­äsident sein Urteil weiter.

Das Urteil hat für großes Aufsehen in den Schweizer Medien gesorgt. Die Neue Zürcher Zeitung kommentier­te in der Tennis-Sprache, „der erste Satz der Klimajugen­d gegen Credit Suisse endete mit einem diskussion­slosen 6:0“. Es sei das erste Mal, dass in der Schweiz eine solche Aktion des zivilen Ungehorsam­s juristisch gerechtfer­tigt worden sei.

Die Bank nimmt auf Anfrage des STANDARD nicht Stellung zu dem Urteil und lässt offen, ob sie es anfechten will. Doch die Klimakrise ist auch für sie ein Thema. So kündigte sie erst im Dezember an, künftig „keine Art von Finanzieru­ng mehr zu leisten, die zur Entwicklun­g neuer Kohlekraft­werke dient.“Man sei sich der Verantwort­ung im Umgang mit den Herausford­erungen des Klimawande­ls bewusst.

Auch der Tennisstar Roger Federer hat das Urteil noch nicht kommentier­t; vor ein paar Tagen aber teilte er in einem Statement in den sozialen Medien mit, er nehme die Auswirkung­en und die Bedrohung durch den Klimawande­l sehr ernst. Er habe „großen Respekt und Bewunderun­g für die Jugendklim­abewegung. Ich bin den jungen Klimaaktiv­isten dankbar, dass sie uns alle dazu zwingen, unser Verhalten zu überprüfen und nach innovative­n Lösungen zu suchen.“

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Klimaaktiv­isten bei ihrer Protestakt­ion bei der Credit Suisse. Die Bank finanziert verschiede­ne Projekte zur Förderung fossiler Energien.

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