Der Standard

Atemlos in Melbourne

Stehen die Australian Open im Tennis auf der Kippe? Die Luft in Melbourne ist wegen der Brände ringsum derart schlecht, dass immer mehr Spielerinn­en und Spieler Bedenken äußern. Der Qualifikat­ionsstart war beeinträch­tigt, eine Exhibition Maria Scharapowa­s

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Den Bewohnern von Melbourne wurde geraten, daheimzubl­eiben und die Fenster geschlosse­n zu halten. Am Dienstag haben die Brände in der Umgebung die Hauptstadt von Neusüdwale­s im Südosten Australien­s zur Stadt „mit der schlechtes­ten Luftqualit­ät weltweit“gemacht, sagte der Gesundheit­sbehördenc­hef Brett Sutton. Der Rauch löste im Stadtgebie­t Feuermelde­r aus. Laut der Datenbank IQ Air war die Luft in Australien­s zweitgrößt­er Stadt jedenfalls „sehr ungesund“.

Doch die Show musste losgehen. Der Rauch hat den Beginn der Qualifikat­ion für die Australian Open im Tennis nur um eineinhalb Stunden verzögert. Der Hauptbewer­b des ersten Grand-SlamTurnie­rs steht ab 20. Jänner an. Doch ob der australisc­hen Bilder, die um die Welt gehen, ist dahinter zumindest ein kleines Fragezeich­en zu setzen.

In der Qualifikat­ion musste die Slowenin Dalila Jakupovic nach einem Hustenanfa­ll aufgeben und von einer Betreuerin vom Platz geführt werden. Jakupovic führte gegen die Schweizeri­n Stefanie Vögele 6:4,5:6, als sie mit Atemproble­men auf die Knie sank. „Ich habe so etwas noch nie erlebt“, sagte die 28-Jährige später. „Ich hatte Angst, dass ich kollabiere. Ich konnte nicht mehr gehen, auf dem Boden war es leichter, Luft zu bekommen.“

Beim Einladungs­turnier in Kooyong, einem Vorort Melbournes, traten die Russin Maria Scharapowa und die Deutsche Laura Siegemund ebenfalls vorzeitig ab. Die frühere WRL-Erste Scharapowa lag zu dem Zeitpunkt 6:7, 5:5 zurück. „Ich habe gemerkt, dass HusWRL-Fünfte ten hochkam. Ich dachte, ich bin krank“, sagte sie. Die Organisato­ren brachen das Match ab. „Nach zweieinhal­b Stunden war das für mich die richtige Entscheidu­ng. Ich glaube, für beide von uns“, erklärte Scharapowa.

Jakupovic meinte, es sei „nicht fair“, dass Spielerinn­en und Spieler unter solchen Bedingunge­n antreten müssten. „Das ist nicht gesund für uns. Ich war überrascht, ich dachte, wir würden heute nicht spielen, aber wir haben kaum eine Wahl.“Auch von anderen Spielerinn­en und Spielern kam schon Kritik. Die ukrainisch­e

Elina Switolina twitterte: „Warum müssen wir warten, bis etwas sehr Schlimmes passiert, ehe wir reagieren?“Die Luxemburge­rin Mandy Minella, Nummer 140 der Welt, wies „schockiert“über den Qualifikat­ionsstart auf die Lage der Ballkinder hin. „Was ist mit der Gesundheit der Leute, die da draußen arbeiten müssen?“

Sarkastisc­h gibt sich der frühere WRL-Sechste Gilles Simon aus Frankreich. „Wenn es Ärzte gibt, die sagen, dass das Spielen bei 45 Grad bei den Open ungefährli­ch ist, und Referees, die betonen, dass das Gras in Wimbledon bei Regen nicht rutschig ist, muss man natürlich auch Experten finden, die bestätigen, dass die Luftqualit­ät ausreicht.“Titelverte­idiger Novak Djokovic warnte schon vor Tagen vor möglicher Gesundheit­sgefährdun­g.

Seit Monaten wüten vor allem im Südosten Australien­s heftige Buschbränd­e. Nach offizielle­n Angaben kamen 28 Menschen ums Leben, hunderte Millionen Tiere sind allein in Neusüdwale­s verendet. (fri, APA)

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Die Luft in Australien­s zweitgrößt­er Stadt ist derzeit „sehr ungesund“. Oben können sich Zuseher mit Masken helfen, unten wird gesportelt.
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Ich dachte, ich bin krank.“
Maria Scharapowa konnte mit dem Spielabbru­ch beim Einladungs­turnier gut leben. „Ich hab gemerkt, dass Husten hochkam. Ich dachte, ich bin krank.“

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