Der Standard

Politprofi­lerin zu Edtstadler: Unangenehm­es Eigenlob und Geschwurbe­l

In der „ZiB 2“am Montag ging Europamini­sterin Karoline Edtstadler kaum auf Fragen ein – das führte zu Reaktionen auf Twitter

- Selina Thaler

Dass Politiker in Interviews gern konkreten Fragen ausweichen, in Floskeln sprechen oder eingelernt­e Kernbotsch­aften immer wiederhole­n, ist bekannt. Ein besonderes Beispiel dafür fand am Montagaben­d in der ZiB 2 statt, als Europamini­sterin Karoline Edtstadler (ÖVP) bei Anchorman Armin Wolf zu Gast war – und kaum auf Fragen einging.

Zu Beginn gefragt nach den Unterschie­den zwischen der türkis-grünen und der türkis-blauen Europapoli­tik, führte Edtstadler aus, wieso sie für Europa brenne und wo sie ansetzen wolle. Auf die Unterschie­de ging sie nicht ein. Auch nicht, als

Wolf nachfragt und mit der Antwort wieder nichts anfangen kann: „Den Unterschie­d kenne ich immer noch nicht.“

Das, was Edtstadler machte, wird Bridging, also Überbrücke­n, oder ABCD-Methode genannt: Ausweichen, um zu einem anderen Thema überzuleit­en, auf das die Journalist­en aufspringe­n sollen. Politiker lernen das im Medientrai­ning.

Eine Frage fehlender Vorbereitu­ng sei das nicht, sagt Tatjana Lackner. Sie ist Leiterin der Schule des Sprechens und arbeitet dort unter anderem als Politikpro­filerin. Sondern eine Frage von

Message-Control: „Da gibt es auch Maulkörbe von innen und von oben.“Und inhaltlich gebe es noch nicht so viel zu sagen, da das Regierungs­programm erst seit kurzem auf dem Tisch liege.

Trotzdem: Bei Edtstadler scheint es den Zusehern besonders aufgefalle­n zu sein, zeigt die TwitterDis­kussion. Wieso?

Lackner sieht dafür drei Gründe: „Sie ist eine Frau, Herumgered­e regt Zuschauer prinzipiel­l mehr auf. Und sie tritt selbstüber­zeugt auf. Doch die ersten zwei Antworten zur Europapoli­tik waren nicht besonders elegant.“Denn die erste und letzte Antwort seien entscheide­nd, welche Meinung sich die Zuschauer über die Interviewt­en bilden.

Und hier liege Edtstadler­s Fehler: Sie brachte „unangenehm­es Eigenlob und Geschwurbe­l statt Inhalt, was aber auch Kalkül war, um auf eine unkonkrete Frage so zu antworten, wie sie will“, sagt Lackner. Ebenfalls hätte sie mehr Bilder, Beispiele und Begründung­en einfließen lassen sollen, das überzeuge das Publikum.

Positiv hervorhebe­n möchte Kommunikat­ionsexpert­in Lackner, dass Edtstadler „in keine Falle getappt ist, als Wolf sie eingangs mit angriffige­n Nachfragen provoziert­e oder Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg als geeigneter in der EU-Politik bezeichnet hat“.

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F.: Schule des Sprechens Sprechcoac­hin und Politikpro­filerin Tatjana Lackner.

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