Politik ohne Kopf und Herz
Keine eineinhalb Wochen angelobt, schon überakzentuiert die türkise Regierungsriege wieder ihr anvisiertes Kopftuchverbot für Schülerinnen bis 14 – als hätte die Republik keine drängenderen Agenden.
Dabei bleibt in der ständig neu angefachten Debatte selbst mit einem grünen Juniorpartner der alte Gleichheitsgrundsatz ungeklärt: Wenn Mädchen in der Unterstufe kein muslimisches Kopftuch tragen dürfen, warum schwindelt man sich darum herum, dass dann streng genommen auch jüdische Buben die Kippa als Ausdruck ihrer Religiosität ablegen müssten? Doch dazu herrscht – mit gutem Grund – Schweigen von Kurz, Raab und Co.
Abgesehen davon macht man für Heranwachsende staatlich Verbotenes erst recht interessant, sodass sich viele Betroffene mit Vollendung des 14. Lebensjahrs wohl denken, dass sie ab sofort mit der so in Verruf gebrachten Kopfbedeckung demonstrieren, wo sie sich angenommen fühlen.
Mit dem andauernden Problematisieren der Kopftücher spaltet die ÖVP eingeborene (Taufschein-)Christen und zugezogene Muslime – nur um rechts der Mitte weitere Achtungserfolge zu erzielen. Dabei wäre es langfristig klüger, darum kein großes Trara zu machen: So könnten möglichst viele Musliminnen von der Unterstufe bis zur Uni ohne familiären wie gesellschaftlichen Druck ihre Abschlüsse machen – um eines Tages selbstbestimmt zu entscheiden, von welchen religiösen Konventionen sie sich befreien wollen.