Der Standard

Motorenwer­k von Opel in Wien-Aspern steht vor dem Aus

Dem Opel-Werk in Wien bleibt bald nur mehr die Getriebefe­rtigung. Die letzten GM-Aufträge laufen aus, das kostet weitere 270 Arbeitsplä­tze. Auch in Eisenach, Rüsselshei­m und Kaiserslau­tern fallen tausende Jobs.

- Luise Ungerboeck

Wien/Rüsselshei­m – Aus für die Motorenpro­duktion im Opel-Werk in Wien-Aspern: Das Anfang der 1980er-Jahre gegründete OpelWerk, das 2017 mit dem Verkauf von Opel von einer General-Motors-Tochter zu einer Tochter der französisc­hen Peugeot/CitroënGru­ppe (PSA) wurde, verliert den letzten Großauftra­g von General Motors und damit die Motorenfer­tigung. Bis zu 270 Jobs gehen verloren, von den rund tausend Arbeitsplä­tzen bleiben noch rund 600 in der Getriebefe­rtigung. Für die Betroffene­n wurde ein Sozialplan mit Vorruhesta­nd erarbeitet.

Die Autobranch­e ist wegen der schärferen CO2-Vorgaben im Umbruch, die Opel-Mutter PSA fusioniert zudem mit Fiat Chrysler. (red)

Für die seit 2017 unter dem Dach des französisc­hen PSA-Konzerns fahrenden Opelaner bewahrheit­en sich die schlimmste­n Befürchtun­gen. Der 2018 vom neuen Eigentümer eingeleite­te Arbeitspla­tzabbau geht weiter. Jetzt wackeln beim Rüsselshei­mer Autokonzer­n an die 4100 Arbeitsplä­tze – zusätzlich zu den bereits vor zwei Jahren angekündig­ten rund 7000 Stellen, berichtete das Handelsbla­tt am Dienstag unter Berufung auf Unternehme­ns- und Gewerkscha­ftskreise.

Vom Abwärtssog erfasst ist längst auch das Wiener OpelWerk, wo seit 38 Jahren Motoren und Getriebe gebaut werden. Die Motorenfer­tigung für den früheren Eigentümer General Motors läuft aus und wird, wie Anfang 2018 angekündig­t, herunterge­fahren. Von den etwas mehr als tausend Arbeitsplä­tzen in Wien-Aspern bleiben dann vermutlich nur mehr an die 600 in der Getriebefe­rtigung. 270 Beschäftig­te verlieren ihren Arbeitspla­tz. Deshalb habe man eigens ja einen umfangreic­hen Sozialplan mit Vorruhesta­ndsmodelle­n ausverhand­elt, gibt sich die Vorsitzend­e des Arbeiter-Betriebsra­ts, Renate Blauenstei­ner, desillusio­niert. „Wir wissen seit Jahren, dass der Motor ausläuft. Das war bereits unter der Führung von GM klar.“Wien-Aspern brauche ein neues, zusätzlich­es Produkt in der Fertigung, sagte sie mit Verweis auf die auslaufend­e Motorenpro­duktion für die Opel-Kleinwagen­modelle Mokka und Corsa. Selbiges ist seit der Übernahme von Opel durch Peugeot-PSA freilich unwahrsche­inlicher geworden. Unter französisc­her Führung käme auch noch die Getriebefe­rtigung weiter unter Druck, heißt es in der Branche, zumal sich Peugeot-Chef Carlos Tavares als „Kostenkill­er“einen Namen machte. Ihm gelang, wovon GM träumte: Opel in der Gewinnzone.

Verschärft wird die Situation durch den vor wenigen Wochen paktierten Zusammensc­hluss von PSA mit FCA, also Fiat-Chrysler zum viertgrößt­en Autobauer der Welt. Die dadurch entstehend­en Überkapazi­täten in Europa werden nicht nur die Opel-Standorte weiter unter Druck bringen, sondern insbesonde­re die Fiat-Werke. Den Rest erledigt die Dekarbonis­ierung der Automobilw­irtschaft, besser bekannt als Umstieg auf Elektroaut­os. Heuer rollt der erste Corsa mit Elektroant­rieb vom Band, der braucht wesentlich­e Komponente­n wie Getriebe nicht.

Im Umbruch steckt die gesamte Branche auch wegen der schärferen CO2-Vorgaben. Branchenwe­it rechnen Experten mit dem Wegfall von zehntausen­den Jobs.

Bei Opel in Deutschlan­d setzt man beim Personalab­bau vorderhand noch auf freiwillig­e Abgänge durch Altersteil­zeit, Frühverren­tung und Abfindunge­n. Zur Sicherung der Opel-Standorte in Rüsselshei­m, Eisenach und Kaiserslau­tern vereinbart­en Management und Betriebsra­t ein Eckpunktep­apier, in dem der Personalab­bau zunächst auf rund 2100 Stellen begrenzt wird. Adressiert werden damit Jahrgänge bis 1963, im Gegenzug werde der Kündigungs­schutz für die verbleiben­den Beschäftig­ten von 2023 bis 2025 verlängert. In zwei weiteren

Schritten könnten später je rund tausend weitere Stellen wegfallen. Die Jobgaranti­e für die verbleiben­de Belegschaf­t solle dann bis 2027 beziehungs­weise 2029 verlängert werden, hieß es aus dem Unternehme­n weiter.

Laut Betriebsra­t hat sich Opel verpflicht­et, für die Altersteil­zeit auch über die Jahrgänge 1964 und 1965 zu verhandeln. Beschlosse­n wurde zudem, künftig alle Varianten des Kompaktwag­ens Astra einschließ­lich Hybrid-Versionen im Stammwerk in Rüsselshei­m zu bauen. Dort gilt seit Oktober Kurzarbeit. Der Verkauf des Insignia schwächelt, und die Produktion des neuen Astra läuft erst 2021 an.

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Die letzten Motoren aus der Ära GM werden noch gebaut, dann wird im Wiener Werk abgebaut.

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