Der Standard

Eduard Posch, the pink Boomer

2019 warb er als „Opa für Europa“, jetzt will er in den Landtag des Burgenland­s

- Wolfgang Weisgram

Ganz passt er nicht ins Bild. Aber das weiß Eduard Posch selber, dass er den Altersschn­itt bei „uns Neos“ordentlich in die Höhe treibt. 63 ist er geworden, grad an dem Tag, an dem ihn der gleichaltr­ige STANDARD-Reporter besuchen durfte. Im Wahlkampf zur Europawahl im Vorjahr zog er mit einem Foto von sich und seiner Enkelin durchs Land und warb für sich als „Opa für Europa“. Die Neos kamen da im Burgenland – die sehr rurale Gegend wäre ja prädestini­ert für eine Neos-Wüste – immerhin auf mehr als fünf Prozent; bei der Nationalra­tswahl auf knapp fünf Prozent.

Jetzt, vorm günstigen Bundeswind, rechnet Eduard Posch mit einem doch deutlichen Sprung über die Vier-Prozent-Hürde und zwei Mandaten. Man wolle nun erstmals in den burgenländ­ischen Landtag. „Weil’s Zeit ist“, steht auf den pinken Plakaten. Dort gehe es dann um die klassische­n NeosThemen: Kontrolle und Transparen­z.

Posch ist einer der profundest­en Kritiker des Desasters rund um den – seit den Nullerjahr­en ins Auge gefassten, jedoch bis heute nicht in Angriff genommenen und dennoch schon zehn Millionen teuren – Spitalneub­au in Oberwart. „Es ist ein Bauskandal, noch bevor etwas gebaut wurde.“

Posch ist der einzige politische Funktionst­räger bei den burgenländ­ischen Neos: Er ist Gemeindera­t im südburgenl­ändischen Pinkafeld; gemeinsam übrigens mit Verena Hofer, der Gattin des FPÖChefs.

Seit 2014 ist er bei den Neos aktiv, 2017 wurde er ins Stadtparla­ment gewählt, seit dem Sommer ist er Landesspre­cher und nun eben auch Spitzenkan­didat fürs Landesparl­ament.

Der Wirtschaft­spädagoge war Lehrer, Leiter der Pinkafelde­r Fachschule für Wirtschaft­berufe, Unternehme­nsberater. Mit einem Kompagnon gründete er eine Consulter-Firma im steirische­n Hartberg, „mittlerwei­le ist das eine der großen in der Südostregi­on“.

Ein Frischg’fangter ist Posch the Boomer aber keineswegs. „Ich bin nur in eine längere Politkaren­z gegangen.“Schon in den 1970er-Jahren engagierte Posch sich auf schwarzer Seite, war Landesschu­lsprecher, Mitbegründ­er der Schüleruni­on, Stellvertr­eter von Othmar Karas, als dieser Bundeschef der Jungen ÖVP gewesen ist. Schon damals „war ich ein glühender Europäer, als man in der ÖVP das noch nicht so gewesen ist“.

Irgendwann schlief das öffentlich­e Engagement zugunsten des privaten ein. Posch – „ich bin sozusagen ein autochthon­er Pinkafelde­r“– hat drei Kinder und zwei Enkerl. Diese hätten ihn dann schließlic­h wieder in die Politik gebracht. Denn: „Ich halte es mit Voltaire, der sinngemäß gesagt hat: Es kommt nicht nur darauf an, was du machst. Sondern auch darauf, was du nicht machst.“

Also tut er. Und tut sich auch nichts dabei an, wenn er etwa zum Wahlkampfa­uftakt vorm Eisenstädt­er Schloss mit seiner Bundeschef­in, Beate Meinl-Reisinger, eine – wie sagt man da? – flotte Sohle aufs Pflaster legte. In pinken Schuhen! Ganz wie ein Junger. Oder sagen wir: fast.

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Foto: Neos Eduard Posch drängt ins pannonisch­e Parlament.

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