In Tadschikistan entsteht die höchste Staumauer der Welt
Baubeginn: 1976. Nächstes Ziel der Fertigstellung: 2028. Doch auch dieses Datum sollte mit Vorsicht genossen werden, immerhin wird bereits seit knapp einem halben Jahrhundert am Rogun-Staudamm in Tadschikistan gearbeitet – mit Aussetzern. Die wirtschaftliche Krise in der Sowjetunion und die schwierigen ersten Jahrzehnte als Nation sorgten dafür, dass Tadschikistan erst im Jahr 2016 die Arbeiten wieder aufnahm.
Angetrieben vom Wunsch des Langzeitmachthabers Emomalij Rahmon, sich ein (weiteres) Denkmal zu setzen, will der zentralasiatische Staat mit 335 Metern den Rekord für die höchste Staumauer der Welt brechen und damit die nationale Stromerzeugung gleich einmal verdoppeln. Während das Mehr an Energie vor allem den regelmäßigen Stromausfällen in den kalten Wintermonaten ein Ende setzen soll, soll auch sehr viel Strom an die Nachbarstaaten in der Region verkauft werden. Lange war dies undenkbar. Als im März 2018 Usbekistans neugewählter Präsident Shavkat Mirziyoyev jedoch die kurze Reise in Richtung Süden antrat, um Tadschikistan einen historischen Besuch abzustatten, gab es Hoffnung auf eine engere Kooperation. 18 Jahre lang kam es zu keinem Zusammentreffen der verfeindeten Staaten. Neben historisch bedingten sowie zwischenmenschlichen Animositäten fürchtete das flussabwärtsgelegene Usbekistan stets auch um die Wasserversorgung seiner wichtigen Baumwollwirtschaft. Der 2016 verstorbene Ex-Präsident Islom Karimov drohte 2012 gar mit einem „Wasserkrieg“. Nachfolger Mirziyoyev hingegen erklärte seine Absicht, „alle Möglichkeiten der Beteiligung Usbekistans am Bau von Wasserkraftwerken“ausschöpfen zu wollen. Dennoch können nicht alle Menschen dem politischen Tauwetter etwas abgewinnen. Human Rights Watch rechnet damit, dass bis zu 42.000 Menschen bis zur Vervollständigung des Staudammprojektes umgesiedelt werden müssen. (faso)