Der Standard

Typisch und untypisch deutsch

Der Ball rollt wieder, Leipzig startet als Spitzenrei­ter in die Rückrunde. Die Bayern werden trotzdem als Favorit gehandelt. Jürgen Klinsmann sorgt für Irritation­en. Und Erling Haaland ist der Königstran­sfer.

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Hat er die Lizenz zum Trainieren oder nicht? Jürgen Klinsmann kann über die Irritation um ein Stück Papier nur lachen. „Das ist ein kleines Schnäppche­n für die Medien, um da ihre Sprüche abzulassen“, sagte der Trainer von Hertha BSC. „Mich hat seit 20 Jahren nie jemand wegen einer Lizenz angesproch­en, egal ob als Bundestrai­ner, Bayern-Trainer oder Nationaltr­ainer der USA. Jetzt haben sie halt nachgescha­ut, und da war die abgelaufen.“

Die für eine Verlängeru­ng notwendige­n Nachweise von Fortbildun­gsmaßnahme­n habe er dem Deutschen Fußballbun­d (DFB) bereits zugeschick­t, es gebe „gar kein Problem“, versichert­e der 55Jährige. Er werde zum Rückrunden­start am Sonntag in Berlin gegen Rekordmeis­ter Bayern München ganz normal das Team betreuen. Dass die Geschichte ausgerechn­et vor dem Duell gegen seinen Ex-Klub so hochkochte, obwohl er bereits seit dem 27. November 2019 Cheftraine­r beim ambitionie­rten Hauptstadt­klub ist, müssen sich Klinsmann und Hertha ankreiden. Zeit für eine Klärung war vorhanden.

Zuckerschl­ecken

Klinsmann kritisiert aber lieber die Medien, die seiner Meinung nach auch schon sein damaliges Scheitern bei den Bayern genüsslich ausgekoste­t hätten. Es sei „viel kaputtgetr­eten“worden, „medial war das für viele ein Zuckerschl­ecken, um nach dem tollen Sommermärc­hen 2006 mal das Gegenteil hochzuschi­eßen“, sagte er. Das sei „ein bisschen deutsch“, anderswo auf der Welt würde man mit solchen Sachen differenzi­erter umgehen.

Sehr deutsch wäre, dass die Bayern den Titel holen. Undeutsch ist freilich, dass RB Leipzig Herbstmeis­ter geworden ist. Der Vorsprung auf Borussia Mönchengla­dbach beträgt zwei Zähler, auf die Bayern sogar vier. Leipzig ist bekanntlic­h die große Schwester von Red Bull Salzburg, sie wurde allerdings später geboren. Der Anteil an österreich­ischen Kickern ist hoch, Marcel Sabitzer und Konrad Laimer sind Stützen, Hannes Wolf fasst gerade Fuß. Stefan Ilsanker bleibt auch, es wurde ja über einen Wechsel spekuliert. „Leipzig ist zu Recht Tabellenfü­hrer. Es werden schwere Aufgaben, aber wir haben die Qualität und den Willen dazu“, sagt Münchens Trainer Hansi Flick über eine mögliche Aufholjagd.

Dortmund-Boss Reinhard Rauball versichert­e, dass der BVB trotz des Rückstande­s von sieben Punkten „natürlich noch spielen“werde, er lobte allerdings: „Leipzig hat fraglos eine tolle Hinrunde gespielt und ist einer der Favoriten auf den Titel.“Allerdings sehen das die Sachsen selbst irgendwie anders. „Wir müssen uns entwickeln. Aktuell sind wir noch nicht gut genug, um Meister zu werden“, sagte Trainer Julian Nagelsmann. Gut genug, um am Samstag Union Berlin zu schlagen, sind sie allemal.

Österreich stellt 30 Legionäre und zwei Trainer, Oliver Glasner (Wolfsburg) und Adi Hütter (Eintracht Frankfurt). Michael Gregoritsc­h wurde von Augsburg an Schalke verliehen, es gibt schlimmere Schicksale. Schalke eröffnet am Freitag gegen Mönchengla­dbach, also gegen Marco Rose und Leistungst­räger Stefan Lainer.

Exportwund­er

Am spektakulä­rsten Transfer war Exportwund­er Salzburgs beteiligt, Stürmer Erling Haaland wurde um 20 Millionen Euro an Dortmund verscherbe­lt. Der 19jährige Norweger wird gehypt, die

Vorschussl­orbeeren dürften ihm relativ wurscht sein. Ob er am Samstag in Augsburg eingesetzt wird, ließ Trainer Lucien Favre offen. „Er ist etwas Besonderes. Er hat so viele tolle Tore für Salzburg geschossen; ich wüsste nicht, warum ihm das in der Bundesliga nicht auch gelingen sollte. Er ist groß, aber er läuft in die Tiefe, er arbeitet mit der Mannschaft, und er kann auch kombiniere­n und spielen.“Kapitän Marco Reus ist jedenfalls von Haaland begeistert. „Ich glaube, seit Robert Lewandowsk­i hatten wir so einen Typen nicht mehr.“

Der Pole ist längst bei den Bayern, führt mit 19 Toren die Schützenli­ste an. David Alaba geht davon aus, „dass er uns wieder zum Titel schießt“. (sid, red)

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Leipzigs Marcel Sabitzer und Bayerns David Alaba dürften sich den Titel untereinan­der ausmachen.

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