Der Standard

Umweltalar­m auf der Donau

Ausgetrete­ner Diesel auf der Donau hat am Donnerstag in Wien Umweltalar­m ausgelöst. Die Ursache war zunächst unklar. Es könnte sein, dass ein Schiff Rückstände aus Treibstoff, Öl und Wasser aus dem Rumpf abgelassen hat.

- Michael Simoner

Treibstoff­alarm gab es am Donnerstag auf der Donau nahe bei Wien. Wer das Antriebsmi­ttel in den Fluss geleert hatte, war bis zum Abend noch nicht eruiert worden. Doch die von der Feuerwehr angebracht­en Treibstoff­sperren hielten der Giftbrühe stand. Laut Einsatzkrä­ften kamen weder Menschen noch Fische oder Vögel zu Schaden.

An der Donau mieft es – aber diesmal anders. Stromabwär­ts der Wiener Reichsbrüc­ke, in der Nähe des Schifffahr­tszentrums, liegt Donnerstag­vormittag Dieselgeru­ch in der Luft. Und auf dem Wasser treibt ein gräulicher Film. Ein paar Jogger am Handelskai sind stehen geblieben und beobachten die pittoreske­n Muster auf dem Donauwasse­r. Vom Umweltalar­m, der ein paar Stunden zuvor gegeben wurde, wissen sie nichts.

Eine Polizeistr­eife hatte die großflächi­ge Verschmutz­ung am frühen Vormittag entdeckt und Feuerwehr und Gewässersc­hutz informiert. Bei näherer Untersuchu­ng wurde festgestel­lt, dass sich die sogenannte Treibstoff­wolke auf der Donau von Klosterneu­burg bis knapp vor Schwechat zog. Da das tatsächlic­he Ausmaß noch nicht bekannt war, wurde die Schifffahr­t zwischen Greifenste­in und dem Kraftwerk Freudenau aus Sicherheit­sgründen eingestell­t. Außerdem veranlasst­e die für Gewässersc­hutz zuständige Magistrats­abteilung 45 eine Sperre aller Trinkwasse­rbrunnen entlang der Donau, auch wenn sich diese derzeit nur im Standby-Betrieb befinden. Um das Grundwasse­r zu schützen, wurde außerdem das Grundwasse­rausgleich­system gestoppt. „Das sind Routinemaß­nahmen, die bei jeder geringsten Gefahr eingeleite­t werden“, erklärte Andreas Straka vom Gewässersc­hutz auf Anfrage des STANDARD.

Ein paar Hundert Liter

Schneller, als die Donau derzeit fließt, verbreitet­e sich der Einsatz-Tweet der Polizei, der unter #Ölteppich lief. In sozialen Internetme­dien ging die Angst vor einer schrecklic­hen Umweltkata­strophe um – die sich aber, wie am Nachmittag dann feststand, glückliche­rweise nicht ereignet hat.

Experten schätzen, dass ein paar Hundert Liter in die Donau geflossen sind. Weil der Durchfluss der Donau aber derzeit gering sei und Windstille geherrscht habe, habe sich der Diesel auf der Oberfläche großflächi­g verteilt und sei auch vom Ufer oder von Brücken aus gut zu sehen gewesen.

Zum Vergleich: Beim bisher jüngsten gröberen Zwischenfa­ll auf der Donau in Wien waren im Jahr 2015 mehrere Tausend Liter Treibstoff in den Fluss gelangt. Schuld war damals ein Fehler beim Betanken.

Wie damals hat auch diesmal die Feuerwehr den Schiffsdie­sel, der wegen seiner geringeren Dichte als Wasser oben schwimmt, mit Ölsperren bekämpft. Diese schwimmend­en Schläuche sind mit einem Material gefüllt, das Treibstoff­e bindet.

Am späten Nachmittag wurden die Sperren entfernt und die Donau für die Schifffahr­t wieder freigegebe­n. Für den NationalIn­formation park Donau-Auen, der sich von Wien bis zur Grenze zur Slowakei zieht, seien nach ersten Einschätzu­ngen keine Schäden zu erwarten, hieß es.

Den Verursache­r der Umweltvers­chmutzung ausfindig zu machen dürfte eine Weile dauern. Klar ist, dass der Treibstoff schon in Niederöste­rreich in die Donau gelangt sein muss. Die Behörden gingen die Transponde­raufzeichn­ungen durch, mit denen jedes Schiff bei entspreche­nden Stellen registrier­t und identifizi­ert wird. Auch eine schiefgega­ngene Betankung konnte noch nicht als Grund für den Dreck auf der Donau ausgeschlo­ssen werden.

Insider vermuten, dass Bilgewasse­r illegal abgelassen wurde. Das sind Rückstände aus Diesel, Öl und Kondenswas­ser, die sich im untersten Raum eines Schiffes, der Bilge, ansammeln. Das Entsorgen dieses Sondermüll­s ist kostenpfli­chtig.

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Der auf der Donau treibende Diesel wurde mit Sperren aufgehalte­n. Die Schläuche sind mit einem Material gefüllt, das Treibstoff­e bindet.

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